IWH: Mehr Firmeninsolvenzen im Oktober läuten Trendwende ein
Halle (dpa) - Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist nach Angaben des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Oktober erstmals seit Monaten wieder gestiegen. Im Oktober lasse sich bei den Verfahren ein Anstieg von 700 auf 750 feststellen, sagte IWH-Forscher Steffen Müller der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe davon aus, dass damit eine Trendwende eingeleitet sei und die Zahlen ab jetzt wüchsen. "Nach unserer Einschätzung steigen die Zahlen in Richtung Normal und nicht in Richtung Katastrophe." Müller und sein Team veröffentlichten am Donnerstag den neuen IWH-Insolvenztrend.
Demnach ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im langjährigen Vergleich weiter niedrig und entspricht etwa 80 Prozent des Niveaus Vorjahresmonats. Eine Insolvenzwelle sei bislang ausgeblieben. Als einen Grund für den Anstieg und die prognostizierte Trendwende nennt Müller die teilweise Rückkehr zu den strengen Regeln, ab denen Unternehmen Insolvenz anmelden müssen.
Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie hatte die Bundesregierung die Meldepflichten monatelang außer Kraft gesetzt. Seit Oktober müssen wieder all jene Betriebe den Gang zum Amtsgericht gehen, die zahlungsunfähig sind. Nur für Überschuldung bleibt die Pflicht ausgesetzt. In der Regel gebe es nur wenige Fälle, die nicht auf Zahlungsunfähigkeit zurückgingen, teilte das IWH mit. Weiter bremsend auf die Insolvenzzahlen wirkten sich die staatlichen Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld aus.
Auch die kurzfristig angeordneten Schließungen von Gaststätten, Kultur- und Freizeitbranche sowie dem Verbot touristischer Übernachtungen im gesamten November werden laut IWH-Einschätzung eher nicht zu einer Pleitewelle führen. Das begründet Steffen Müller mit der angekündigten staatlichen Entschädigung für betroffene Betriebe. "Was jetzt beschlossen wurde, wird sich vorerst nicht maßgeblich im Insolvenzgeschehen widerspiegeln."