Schafe sollen gegen eingeschleppte Pflanze helfen
Sie ist gelb und wächst schnell: Die Pflanze Orientalisches Zackenschötchen kann Probleme auf Deichen und in der Landwirtschaft machen. Im Kampf gegen das Unkraut kommen auch unkonventionelle Methoden zum Einsatz.
Memleben (dpa/sa) - Das Orientalische Zackenschötchen bereitet auf Deichen und Wiesen in Sachsen-Anhalt zunehmend Probleme. Die eingeschleppte Pflanzenart verdrängt heimische Gewächse und kann mit ihren Wurzeln die Deiche schädigen. Die Idee eines Pilotprojekts am Unstrutflutkanal in Memleben: Schafe sollen das Zackenschötchen fressen und so zurückdrängen. Bislang zeigt das Projekt aber noch keinen Erfolg, wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz auf Anfrage berichtete. Bei anderen Versuchen des Landschaftspflegeverbands "Grüne Umwelt" stehen erste Ergebnisse noch aus.
Das Orientalische Zackenschötchen ist eine Staude, die ursprünglich aus Armenien stammt. Die Pflanze hat gelbe Blüten und sieht so ähnlich aus wie Raps. Sie wächst sehr schnell und bildet dichte Bestände. Probleme bereitet sie deshalb auch in der Landwirtschaft: Die Qualität des Heus wird schlechter, vom Vieh wird es zudem verschmäht - was zu Ertragseinbußen für die Bauern führen kann.
Für das Pilotprojekt am Unstrutflutkanal bei Memleben wurde eine Fläche von rund vier Hektar ausgewählt. Ein Schäfer lässt dort regelmäßig seine Schafe weiden - auf einer Vergleichsfläche weiden keine Schafe, dort wird lediglich regelmäßig gemäht. Seit zwei Jahren läuft das Projekt, doch bislang ist das Ergebnis ernüchternd: "Die erste Einschätzung ist, dass die Schafbeweidung keine signifikante Auswirkung auf die Ausbreitung des Zackenschötchens hat", sagte Martina Große-Sudhues, die beim Landeshochwasserbetrieb den Geschäftsbereich Betrieb und Unterhaltung leitet.
Für eine abschließende Bewertung sei es aber noch zu früh. Die extreme Trockenheit im vergangenen Jahr etwa könnte die Ergebnisse verfälscht haben. Laut Große-Sudhues wird deshalb über eine Verlängerung des Projekts um zwei Jahre nachgedacht. Ob und wie das auch finanziell gelingen kann, darüber werde derzeit mit den Projektpartnern beraten.
Einer dieser Partner ist die Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts (Korina) beim unabhängigen Institut für Umweltfragen (Ufu). "Das Projekt ist eine schöne Idee und wichtig", sagte Diplom-Biologin Katrin Schneider. Es sei Fakt, dass das Zackenschötchen bekämpft werden müsse, weil es sich immer weiter ausbreite. Bei dem Pilotprojekt am Unstrutflutkanal sieht Schneider aber methodische Schwierigkeiten. Sie hält einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren erforderlich, um belastbare Ergebnisse zu erzielen. Die weitere Finanzierung des Projekts sei derzeit leider fraglich, kritisierte Schneider. "Bisher gibt es in Deutschland nur sehr wenig Erfahrung bei der Bekämpfung des Zackenschötchens."
Um das zu ändern, hat der Landschaftspflegeverband "Grüne Umwelt" zusammen mit Projektpartnern mehrere Testflächen in Sachsen-Anhalt eingerichtet. Auf je wenigen Quadratmetern werden mechanische und chemische Bekämpfungsmethoden getestet - also zum einen das Stechen der Zackenschötchen von Hand mit einem Unkrautstecher oder das regelmäßige Mähen. Zudem werden verschiedene Herbizide getestet, wie der Verbandsvorsitzende Matthias Haase sagte. "Ziel ist, dass die Maßnahmen in die landwirtschaftliche Produktion integrierbar sind." Die Versuche liefen noch bis zum Herbst, dann könne man erste Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit der Methoden ziehen.