Fußball Butzen wollte Karriere beim FCM beenden
Nach zehn Jahren verlässt Nils Butzen den 1. FC Magdeburg Richtung Hansa Rostock. Volksstimme-Reporter Manuel Holscher sprach mit ihm.
Magdeburg l Nils Butzen spricht zum Saisonende und Abschied vom 1. FC Magdeburg. Der ehemalige Kapitän räumt eigene Fehler ein.
Herr Butzen, am Sonntag gegen Köln haben Sie zum letzten Mal das FCM-Trikot getragen. Wann war Ihnen klar, dass Sie wechseln wollen?
Nils Butzen: Das hat sich im Verlauf der Rückrunde abgezeichnet, dass ich kaum noch Einsatzzeit bekam. Eigentlich wäre ich gerne geblieben, wollte beim FCM meine Karriere beenden. Ich habe mich aber in den vergangenen Monaten einfach nicht mehr wohlgefühlt. Es ist schade, dass mir der Verein, den ich eigentlich liebe, leider fremd geworden ist. Vor zwei Wochen habe ich dann den Vertrag in Rostock unterschrieben. Zu dieser Zeit stand der FCM auch noch auf dem Relegationsplatz. Ich wäre auch nach Rostock gegangen, wenn es mit dem Klassenerhalt geklappt hätte.
Der FCM verpasste den Klassenerhalt. Woran hat es aus Ihrer Sicht gelegen?
Da kam einiges zusammen. Wir hatten zu viele Einzelkämpfer, waren nicht so ein gutes Team wie noch in der vergangenen Saison. Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, macht das die Lage nicht einfacher.
Ende April wollte der FCM plötzlich doch mit Ihnen verlängern. Wären Sie geblieben, wenn das Angebot früher gekommen wäre?
Es war ein mündliches Angebot über eine Verlängerung für zwei Jahre – gültig für die 2. und 3. Liga. Das war schon überraschend. Im Nachgang bin ich dankbar dafür, weil der Verein der Meinung war, dass ich der Mannschaft offensichtlich doch noch helfen konnte. Hätte ich diese Wertschätzung früher erfahren, wäre es vielleicht anders ausgegangen. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt aber schon für Rostock entschieden.
Sie haben gesagt, dass auch Sie Fehler gemacht haben. Welche?
Gerade zu Saisonbeginn waren es sportliche Fehler. Zudem habe ich während meiner Zeit als Kapitän zu viel auf die Meinung anderer gehört. Ich hätte häufiger einen Tunnelblick haben müssen. Außerdem habe ich zu oft darüber nachgedacht, was bei mir im Sommer ist. Das hat mich sehr beschäftigt.
Sie kehren zu Ex-FCM-Trainer Jens Härtel zurück, der jetzt in Rostock an der Seitenlinie steht. Wäre auch ein anderer Verein in Frage gekommen?
Ich hatte nur mit Rostock Kontakt. Die Entscheidung gegen den FCM ist mir sehr schwer gefallen, ich habe lange überlegt, ob ich wirklich gehen soll. Magdeburg ist meine Heimat geworden, ich werde hier auch irgendwann sicherlich sesshaft werden. Ich gehe auch ganz sicher nicht nur wegen Jens Härtel zu Hansa, sondern weil der Verein mir gute Möglichkeiten bietet und Ambitionen hat. Dort stimmt die Infrastruktur, die Trainingsbedingungen sind optimal.
Was schätzen Sie an Jens Härtel?
Er ist sehr ehrlich. Damit kommt nicht jeder klar, ich mag das aber sehr. Seine Idee vom Fußball passt gut zu mir. Mit seiner Art und Weise identifiziere ich mich zu 100 Prozent.
Sie wurden zu Saisonbeginn oft hart kritisiert. Wie haben Sie selbst Ihre Leistungen in der 2. Bundesliga gesehen?
Sicherlich hatte ich anfangs wie die anderen Spieler beim Club meine Probleme. Ab dem sechsten Spieltag habe ich mich aber stabilisiert, da waren wir uns nach den Videoauswertungen einig. Komischerweise haben viele Leute in mir aber ein Feindbild gesehen, stellvertretend dafür, dass es beim FCM nicht gut läuft. In der Öffentlichkeit hat sich dann durch Aussagen beispielsweise von Joachim Streich eine Meinung gebildet, die, wie ich finde, nicht der Realität entsprachen.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Kapitän im Rückblick?
Ich musste klare Entscheidungen treffen und habe gelernt, das auch zu machen. Es war sicherlich eine Belastung, weil ich zu vielen Dingen befragt wurde. Ich war aber garantiert nicht überfordert. Mich hat die Kapitänsbinde überhaupt nicht gehemmt.
Wie haben Sie die Absetzung als Kapitän kurz nach dem Amtsantritt von Michael Oenning empfunden?
Ich fand es komisch, dass der Trainer zu mir kam, mir sagte, ich sei für das Amt nicht der Richtige, obwohl er mich noch gar nicht kannte.
Sind Sie vom Trainer enttäuscht, weil Sie unter ihm oft nur auf der Tribüne saßen?
Ich hätte mir ein bisschen mehr Kommunikation gewünscht. Schließlich war ich Kapitän und kein Spieler, der erst ein halbes Jahr da war. Letztendlich gab es aber nur ein tieferes Gespräch unter vier Augen – als er mir sagte, dass ich nicht mehr Kapitän sein werde.
Im kommenden Jahr spielen Sie mit Hansa erstmals gegen den FCM. Was empfinden Sie beim Gedanken daran, in der MDCC-Arena auf der gegnerischen Seite zu stehen?
Ich freue mich auf die Spiele. Es wird aber trotzdem auch komisch. Ich komme dann schließlich mit einer anderen Mannschaft in mein Wohnzimmer. Ich hoffe, dass beide Vereine nicht gleich zu Saisonbeginn aufeinandertreffen.
Hansa war zuletzt Sechster. Was ist in der kommenden Saison drin?
Momentan beschäftigt mich, wie es für mich anfangs in Rostock wird, dass ich dort Stammspieler werden möchte. Ich habe Vertrauen in das Konzept von Jens Härtel. Die 3. Liga ist aber extrem und unberechenbar. Wir sollten versuchen, uns möglichst schnell und konstant oben in der Tabelle festzusetzen. Wenn wir dann als echtes Team auftreten, ist einiges möglich.