Kommentar Der FCM braucht Baris Atik nicht, aber…
Bleibt er oder bleibt er nicht? Soll er bleiben oder nicht? Ein Kommentar zur Personalie Baris Atik vom 1. FC Magdeburg.
Magdeburg - Vorsichtig streicht Baris Atik mit dem Fuß über den Ball, gefühlvoll, als wäre die Kugel ein rohes Ei. Vorbei an gleich drei gegnerischen Spieler, mitten im feindlichen Sechzehner. Dann der Pass ins Zentrum. Atik muss nicht einmal hinsehen, er weiß, wo sein Mitspieler steht.
Es ist der 24. April 2022. FCM gegen Zwickau. Der eben angesprochene Mitspieler, Jason Ceka, verwandelt Atiks Vorlage. Diesen Geniestreich, dieses kleine Meisterwerk fußballerischer Kunst. Am Ende steht es 3:0 für Blau-Weiß. Aufstieg, Meisterschaft, Ekstase im Heinz-Krügel-Stadion.
Und es ist nur eine von dutzenden solcher Aktionen, in denen Atik in der vergangenen Saison brilliert.
Noch bis Ende August dürfen andere Vereine Atik kaufen. Der 27-Jährige ist im besten Fußballeralter, unter FCM-Coach Christian Titz reifte der Edeltechniker zum Star heran - doch hat er wohl den Zenit seines Schaffens erreicht.
Der FCM braucht Atik nicht. Fußballerisch reifen wird er wohl nur noch im Detail, die ständig brodelnde Gerüchteküche um seinen möglichen Abgang bringt Unruhe ins Team und bei den Fans.
Außerdem ist seine Position beim FCM hochklassig besetzt, mit jüngeren Spielern, die ihr Potenzial sogar noch entwickeln können. Tatsuya Ito, Jason Ceka, aber auch Mo Kwarteng und vor allem Neuzugang Leo Scienza – jeder Zweitligaverein leckt sich die Finger nach nur einem dieser Spieler. Da Atiks Vertrag verlängert wurde, würde sein Abgang sogar noch viel Geld in die Taschen des FCM spülen.
FCM: Atik, das Herz der Mannschaft
Es folgt das Aber, und es ist gewaltig. Denn mit seiner Leidenschaft Fußball zu spielen, immer gewinnen zu wollen und sich dafür den Allerwertesten aufzureißen, gehört Baris Atik zur DNA des 1. FC Magdeburg. Er ist Antreiber, Führer der Mannschaft und Sprachrohr. Er klettert bei der Zwickau-Siegesfeier als Erster über den Zaun und sucht die Fans auf, grölt, singt und tanzt mit ihnen.
Als Söldner verschrien, der kaum länger als ein Jahr bei einem Verein bleibe, setzt Atik am Ende einer fantastischen Saison, als er den FCM zum Klassenerhalt schießt, ein klares Zeichen. „Ich bin hier noch nicht fertig“, sagt er in einem Video, „Es ist eine Herzensangelegenheit für mich.“
Nein, der FCM braucht Atik nicht. Aber wirklich jeder, Fan, Verein und Atik selbst, sollte wissen, wie wichtig 'BA23' gemeinsam mit seinen talentierten Mitspielern für den Club ist. Seine Strahlkraft scheint weit über die Ränge des HKS und noch viel weiter über die Stadtgrenze hinaus. Und dazu schießt er auch noch Tore wie am Fließband.
Wenn ich am Sonnabend auf der Nordtribüne stehe, wird mein Fußball-Herz wieder lachen. Endlich wieder Fußball, endlich wieder Zweite Liga, endlich wieder FCM. Und endlich wieder Atik spielen sehen, diesen Fußball-Künstler, der wie kaum ein Zweiter für den Erfolg seines Vereins kämpft. Als Blau-Weißer sage ich also: Atik, bitte bleib beim Club, wir brauchen dich!