FCM Probleme eines (zu) großen Kaders beim 1. FC Magdeburg
Der bestechenden Form zum Trotz gibt es beim 1. FC Magdeburg Baustellen, die durch den großen Kader entstehen. Spieler wie Nico Granatowski oder Saliou Sané werden derzeit nicht berücksichtigt. Auch der Ex-Kapitän Christian Beck kommt nicht über Kurzeinsätze hinaus, steht vor einer ungewissen Zukunft.
Magdeburg. Allein seinen leichten Trab zum Aufwärmen quittierten einige Anwesende in der MDCC-Arena schon mit einem beachtlichen Applaus. Dass Christian Beck gegen Lübeck mal wieder im Kader des 1. FC Magdeburg stand, wurde in den sozialen Netzwerken zuvor ohnehin bereits mit großer Begeisterung aufgefasst. Der 33-Jährige ist nach wie vor der Publikumsliebling. Und auch wenn Beck seine wohl schwierigste Saison, vielleicht sogar seine letzte Saison im FCM-Trikot bestreitet, wird ihm dieser Zuspruch in der aktuellen Zeit guttun.
Und auch die Einsatzzeit beim 1:0-Sieg gegen den Drittliga-Vorletzten aus dem hohen Norden. Nach vier Partien auf der Tribüne legte sich Beck in den gut 13 Minuten mächtig ins Zeug, hatte gleich zwei Chancen. Doch dabei war eben auch zu sehen, dass dem einstigen Torjäger vom Dienst die Spielpraxis fehlt. In der ersten Saisonhälfte war er als Kapitän noch gesetzt, in der Rückrunde kommt der 1,96-Meter-Hüne allenfalls auf Kurzeinsätze. Und er ist nun wahrlich kein Gesicht des FCM-Aufschwungs von zuletzt neun ungeschlagenen Spielen in Folge.
Sané und Granatowski spielen keine Rolle mehr
Doch das gilt nicht nur für den Stürmer, dessen Vertrag im Sommer nach acht Jahren beim FCM ausläuft und dessen Zukunft bislang noch offen ist. Im 30 Mann großen Kader der Magdeburger müssen sich einige fitte Akteure hinten anstellen. So auch Daniel Steininger und Timo Perthel sowie mit Abstrichen Sirlord Conteh. Am deutlichsten gilt das aber für Saliou Sané und Nico Granatowski, die sechs Spiele in Folge nicht im Aufgebot standen, obwohl sie gesund sind. Die beiden Winterneuzugänge, die im Januar mit Toren und Vorlagen noch für einen zwischenzeitlichen Aufschwung mit den Siegen in Unterhaching (2:0) und Duisburg (2:1) sorgten, spielten unter Coach Christian Titz zuletzt keine Rolle mehr.
Wenngleich der 50-Jährige, der die Elbestädter vor allem mit Hilfe des dritten Dezember-Transfers Baris Atik (sechs Tore und fünf Vorlagen in elf Spielen) von der Abstiegszone ins Tabellenmittelfeld führte, ausdrücklich betont: „Es zeichnet die ganze Mannschaft aus, dass seit Wochen die Jungs, die hintendran sind, nicht lockerlassen.“
Schork und Trainerstab müssen viel reden
So wie Leon Bell Bell, der sich in Abwesenheit des rotgesperrten Raphael Obermair in den Fokus spielte. Beck sowie der von Zweitligist Würzburger Kickers ausgeliehene Sané, bei dem alles auf einen Abschied im Sommer hindeutet, und Granatowski bekommen hingegen derzeit gar nicht die Möglichkeit, sich zu zeigen. Vor allem der 29-jährige Offensivmann, der einen Vertrag bis 2022 unterzeichnet hat, ist sichtlich unzufrieden.
Sportchef Otmar Schork weiß um die Probleme, die ein großer Kader, den im Übrigen nicht er, sondern Geschäftsführer Mario Kallnik zusammengestellt hat, mit sich bringt. Er ist sich bewusst, dass die Nichtberücksichtigung dem jeweiligen Spieler „ein Stück weit weh tut“, wie er sagt. „Ich weiß, was in diesen Spielern vorgeht. Doch es geht darum, dass wir miteinander kommunizieren. Die Aufgabe des Trainerstabs und von mir ist es, diese Jungs trotzdem mitzunehmen und ihnen zu verdeutlichen, dass sie ein fester Bestandteil unseres Kaders sind.“
Kaderstärke soll für neue Saison reduziert werden
Und auch, wenn der 63-Jährige meint, der große Kader würde das „Trainingsniveau extrem hochhalten“, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass hinsichtlich der Kaderzusammenstellung in diesem Jahr nicht alles richtig gemacht wurde und die Spieleranzahl zu hoch ist.
Ist der Klassenerhalt auch rechnerisch erreicht – mit 44 Punkten auf dem Konto fehlt dazu nur ein weiterer Sieg des formstarken Teams – geht es für Schork, Titz und Co. an die Kaderplanung für die neue Drittliga-Saison. Und der Kader wird dann definitiv nicht wieder so groß sein, was aus dem Wirtschaftsplan des Aufsichtsrates für die kommende Spielzeit hervorgeht. Demnach soll das Budget nahezu unverändert bleiben, die Kaderstärke aber reduziert werden.
Die Fragen der FCM-Fans werden dann lauten: Sind die momentan unzufriedenen Spieler noch zu halten? Und vor allem: Hat Christian Beck noch eine Zukunft beim Club? Der Stürmer möchte sich aktuell nicht äußern, hofft aber in den verbleibenden vier Saisonspielen auf weitere, möglicherweise längere Einsätze. Vielleicht hat er dann ja auch die Möglichkeit auf seinen zweiten Saisontreffer, auf sein insgesamt 131. Tor im Dress seines Herzensvereins. Vielleicht kann er sich dann noch einmal für eine Vertragsverlängerung anbieten.