Magdeburg l Im Exklusiv-Interview spricht der 23-Jährige über den Moment, als er von der Entscheidung erfuhr, dass er den 1. FC Magdeburg verlassen muss, wenn der Verein nicht aufsteigt, und wie es jetzt weitergeht.
Herr Zingerle, seit Sommer 2016 sind Sie beim FCM und seit der Rückrunde Stammtorhüter. Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Wie ist der Stand?
Leopold Zingerle: Der Verein wird mir für die 3. Liga kein Vertragsangebot unterbreiten. Im Falle des Aufstiegs hat der FCM aber versprochen, noch mal auf mich zuzukommen. Wenn wir aber nicht aufsteigen, ist mein Weg hier sicher beendet.
Wann haben Sie von der Entscheidung erfahren?
Das war am Freitag vor einer Woche vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt. Die Tage zuvor liefen schon etwas komisch. Der Verein und mein Berater standen in Kontakt, es ging beim Thema Vertragsverlängerung aber nicht richtig vorwärts. Das hat mich gewundert. Deshalb rief ich am Freitagabend bei meinem Berater an und fragte ihn nach dem aktuellen Stand. Dann sagte er mir, dass ich beim FCM eben keinen Vertrag für die 3. Liga bekomme. Mein Berater hätte mir das lieber nach dem Spiel gesagt, ich wollte aber unbedingt alles über den aktuellen Stand erfahren.
Wollen Sie denn im Falle des Aufstiegs überhaupt noch mal über einen neuen Vertrag sprechen oder ist die Tür aus Ihrer Sicht jetzt zu?
Es ist momentan schwierig, ich bin mir darüber noch nicht im Klaren. Ich würde mir das Angebot aber anhören, weil mir der Verein und die Mannschaft am Herzen liegen. Ich habe mich von Anfang an mit dem FCM identifiziert und fühle mich sehr wohl. Es ist schade, wenn es jetzt so auseinandergeht. In der Mannschaft geht das Miteinander weit über den Status von Kollegen hinaus. Wir sind ein verschworener Haufen.
Welches Argument gab es aus Vereinssicht gegen Sie?
Der Verein hat mir gesagt, dass er für die 3. Liga anderweitig plant und hat als Hauptargument die U-23-Regel in der 3. Liga genannt (vier Spieler müssen auf dem Spielberichtsbogen stehen, die unter 23 Jahre sind/d. Red.). Dieses Argument erschließt sich mir aufgrund der aktuellen Torhütersituation aber nicht, weshalb ich davon ausgehe, dass es andere Gründe sind.
Wie bewerten Sie Ihre sportliche Entwicklung beim FCM?
Ich denke, dass ich meine Leistungen in der Rückrunde eher verbessert als verschlechtert habe. Umso überraschender war deshalb auch die Entscheidung des Vereins für mich. Wenn man seine Leistungen nicht bringt, ist es klar, dass irgendwann Zweifel aufkommen. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Leistungen Anlass zu solchen Zweifeln gegeben hätten. Das hat mir der Trainer in diesem Zusammenhang auch bestätigt.
Eigentlich müsste ein Verein doch alles daransetzen, den Stammtorhüter, der Leistung bringt, zu halten.
Ich verfolge das Fußballgeschäft ja jetzt schon etwas länger. Ich weiß von keinem Fall, wo der Stammtorhüter bei Vertragsende geht, ohne ein Angebot bekommen zu haben.
Welche anderen Gründe könnten eine Rolle gespielt haben?
Ich habe mich mit Trainer Jens Härtel und Geschäftsführer Mario Kallnik ausgetauscht. Es ist schon komisch. Der Trainer hat gesagt, dass er mit mir zufrieden ist und hat sich für mich eingesetzt, dass ich ein Vertragsangebot bekomme. Damit ist er aber wohl auf taube Ohren gestoßen.
Wie hat sich die Nachricht auf Ihre Spielvorbereitung gegen den FSV ausgewirkt?
Ich musste das schon erst mal verdauen. Von den Gedanken her war die Spielvorbereitung nicht ganz optimal. Während der Partie war ich aber voll fokussiert, das hat mich selber positiv überrascht. Der Moment, als ich ins Stadion reingekommen bin und es später verlassen habe, war aber sehr emotional.
Für den FCM stehen noch zwei Spieltage auf dem Programm, der Relegationsplatz und der Aufstieg sind möglich. Wie sehr hat sich der Druck für Sie persönlich jetzt noch mal verschärft?
Ich hätte mir gewünscht, dass das Thema ein bisschen früher angesprochen worden wäre. Dass der Weg bei einem Verein irgendwann endet, gehört zum Geschäft dazu. Das ist auch kein Problem. Was mich enttäuscht, ist, dass man mich erst zwei Wochen vor dem Saisonende informiert. Das hätte man eleganter klären können, wenn Anfang oder Mitte April ein Gespräch stattgefunden hätte. Dann hätte man mir ein Signal geben können, dass es andere Ideen auf der Torhüterposition gibt. So habe ich das Gefühl, ins offene Messer gelaufen zu sein.
Sind Sie von FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik enttäuscht?
Er handelt zum Wohle des Clubs, ich versuche zu meinem Wohle zu handeln. Dass es auch mal Interessenkonflikte gibt, ist normal. Was mich am meisten stört, ist die Art und Weise, wie es abgelaufen ist.
Wie hoch ist jetzt die mentale Belastung für Sie?
Ich habe gegen den FSV Frankfurt gezeigt, dass ich damit gut umgehen kann. Ich weiß aber nicht, ob einem Spieler eine solche Art der Kommunikation hilft. Man muss in solchen Situationen auch den Menschen sehen, der hinter dem Fußballer steht.
Wie schnell können Sie sich denn jetzt noch umorientieren?
Die Zeit ist knapp. Ich hatte fest damit gerechnet, in Magdeburg zu bleiben. Dieser Plan wurde jetzt durchkreuzt. Mein Berater hat in den kommenden Tagen und Wochen einiges zu tun, um für mich einen passenden Verein zu finden.
Weil der Markt für Torhüter begrenzt ist?
Wenn ein Verein auf der Torhüterposition Bedarf hat, dann kümmert er sich natürlich rechtzeitig darum. Diese Zeit ist für viele Vereine bereits überschritten.
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