Weltcup in Nove Mesto Biathletin Preuß hakt Patzer ab: Greife wieder an
Franziska Preuß schwächelt. Ihre Hauptkonkurrentin kommt immer näher. Ein Kurztrip nach Hause soll die Konzentration schärfen. Und um die letzten Kräfte zu mobilisieren - für ein großes Ziel.

Nove Mesto - Nach gleich zwei Enttäuschungen beim Weltcup in Nove Mesto wird der Kampf um das Gelbe Trikot für Franziska Preuß zur ultimativen Reifeprüfung. Will sie am 23. März am legendären Osloer Holmenkollen als Krönung ihrer Karriere die Große Kugel für den Gesamtweltcup in den Händen halten, muss die beste deutsche Biathletin die Ränge 13 und 15 abhaken. Dafür tankt die 30-Jährige Kraft zu Hause in Ruhpolding bei Freund Simon Schempp. „Ich will meinen Kopf frisch kriegen und werde dann ziemlich sicher in Pokljuka wieder angreifen“, sagte die Bayerin der ARD.
Dass Preuß auf die Staffel verzichtete und stattdessen vorzeitig gen Heimat düste, war länger ausgemacht. „Dass haben wir schon in Lenzerheide bei der WM besprochen, dass ich auslasse“, sagte Preuß mit Blick auf die Belastungssteuerung. Auch ohne ihre Beste liefen Johanna Puff, Julia Tannheimer, Sophia Schneider und Selina Grotian auf einen starken dritten Platz. Die Männer mit David Zobel, Philipp Nawrath, Johannes Kühn und Philipp Horn landeten nach vier Strafrunden und zehn Nachladern auf Rang vier.
Und Kraft braucht Preuß für die insgesamt noch fünf anstehenden Einzelrennen in Pokljuka kommende Woche und dann beim Saisonfinale in Norwegen. Denn der Kampf gegen Dauerrivalin Lou Jeanmonnot für den zweiten sportlichen Lebenstraum wird ihr alles abverlangen.
Dauerduell geht in entscheidende Phase
Die Französin nutzte die Schwächephase von Preuß und verkürzte mit zwei vierten Plätzen den Rückstand in der Gesamtwertung von 92 auf nur noch 36 Punkte. Seit dem 13. Dezember 2024 und dem Sprintsieg in Hochfilzen hat Preuß das begehrte Laibchen. Glück für Preuß war, dass es die sechsmalige Saisonsiegerin in Nove Mesto nicht auf das Treppchen schaffte.
Preuß wirkte nach ihren WM-Erfolgen mit einmal Gold und insgesamt vier Medaillen kräftemäßig angeschlagen. Schon im Sprint (15.) mit nur einem Fehler war sie läuferisch, anders als sonst, nicht konkurrenzfähig. In der Verfolgung, in der sie sich bei der WM in Lenzerheide erstmals zur Einzelweltmeisterin gekrönt hatte, leistete sie sich dann gleich beim ersten Liegendschießen völlig untypisch drei Strafrunden. Danach zeigte sie fehlerfrei mentale Stärke, läuferisch war sie aber wieder nicht in Topform.
„Ich habe noch das Beste draus gemacht, ich hatte nicht den besten Tag auf der Strecke“, sagte Preuß, die sich nach zwischenzeitlichen Motivationsproblemen durchkämpfte. Immer im Hinterkopf die Gesamtwertung. „Ja klar, das schwirrt schon mit. Am liebsten würde man sich gehen lassen, aber das kann ich mir gerade nicht leisten. Deshalb kämpft man um jeden Punkt“, sagte Preuß. So machte sie auf der Schlussrunde noch zwei Plätze gut.
Aus Niederlagen das Positive ziehen
Die drei Fehler seien eine mittlere Katastrophe gewesen, sagte Sportdirektor Felix Bitterling: „Was Franzi dann aber macht, so eine Leistung hinzuzaubern, das ist absolute Weltklasse. Das ist das, was wir mit ihr hier aus Nove Mesto mitnehmen.“
Beste Deutsche in Tschechien war Selina Grotian mit den Rängen fünf und zehn. „Dass es wieder am Schießstand so gut läuft, freut mich immens und stimmt mich sehr positiv“, sagte die 20-Jährige, die nach einer für sie durchwachsenen WM noch gut drauf ist: „Ich freue mich auf die letzten Rennen.“
Deutsche Skijäger weit zurück
Die Schützlinge des neuen Bundestrainers Tobias Reiter suchen derweil wie schon die gesamte Saison nach einer Konstanz und einer Erfolgsformel. Die besten Ergebnisse in den Einzelrennen war Rang 19 von Justus Strelow im Sprint und ebenfalls Platz 19 von Horn im Jagdrennen.