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Jürgen Pommerenke blickt auf viele Karriere-Höhepunkte zurück - und auf die DDR-Vizemeisterschaft 78/79 als größte Enttäuschung Der "Sunnyboy" der 70er Jahre feiert heute seinen 60. Geburtstag

Von Hans-Joachim Malli 22.01.2013, 02:36

Magdeburg l Er galt als der "Sunnyboy" der goldenen 70er Jahre des 1. FC Magdeburg, war an den großen nationalen und fast allen internationalen Erfolgen dieser Zeit beteiligt. Mittlerweile ist auch Jürgen Pommerenke in Ehren ergraut, er feiert heute seinen 60. Geburtstag.

Karl Sonsalla begeisterte den späteren Mittelfeldregisseur des FCM und der DDR-Auswahl in dessen Geburtsort Wegeleben im Vorharz für den Fußball, schickte ihn als 14-Jährigen von der Schulsportgemeinschaft Meteor zum Club in die Elbestadt. Bereits im Juniorenalter konnte der feine Techniker, der als Links- außen begonnen hatte, erste Erfolge feiern, gewann bei den UEFA-Juniorenturnieren, dem Vorläufer der heutigen U-21-EM, zwischen 1969 und 1971 einen kompletten Medaillensatz, holte gemeinsam mit Klaus Decker und Detlef Enge 1970 Gold in Schottland.

Wenig später debütierte der nur 1,74 Meter große Pommerenke unter Trainerlegende Heinz Krügel im Oberligaspiel des FCM gegen Lok Leipzig, erinnert sich aber an das 3:2 im Germerstadion nicht allzu gern: "Ich musste nach gut einer Stunde mit einer Platzwunde am Kopf und Turban raus." Ansonsten blieb der Jubilar, der befragt nach seinen größten sportlichen Erfolgen zunächst die drei DDR-Meistertitel und erst dann den Europapokalsieg von 1974 nennt, weitestgehend von Verletzungen verschont.

Erst gegen Ende der Laufbahn erwischte es ihn mehrfach. Ein Seitenbandanriss im Pokal-Viertelfinale im Dezember 1983 auf Schnee bei Dynamo Dresden war der "Anfang vom Ende", nachdem er drei Monate zuvor im Europapokal gegen den FC Barcelona noch als Libero aushalf. Die 1:3-Niederlage am 15. September 1985 beim BFC Dynamo war das letzte Pflichtspiel des Jürgen Pommerenke für die Blau-Weißen, für die er 301 Oberligaspiele (82 Tore), 55 Pokalpartien (17) und 48 Europapokalspiele (14) bestritt.

Nach der erfolgreichen Junioren-Laufbahn und dem ersten Meistertitel mit dem jungen FCM-Team im Frühjahr 1972 wurde auch Auswahltrainer Georg Buschner auf den dribbelstarken und torgefährlichen Mittelfeldmann aufmerksam. So gab es am 31. Mai 1972 beim 0:0 gegen Uruguay das Debüt in der Nationalmannschaft, folgte nur Wochen später Olympiabronze in München. Bei der WM-Endrunde 1974 bestritt "Pomme" drei Partien, beim Olympia-Sieg der DDR-Auswahl 1976 in Montreal war er aber nicht dabei, bestritt jedoch erst 1983 sein letztes von 57 Länderspielen.

Neben vielen Triumphen, sein 1:0 im Halbfinalrückspiel gegen Sporting Lissabon ebnete erst den Einzug in das so erfolgreiche EC-Finale von Rotterdam, gab es in der langen Zeit als Spieler und später als Trainer auch manchen Rückschlag. Als größte Enttäuschung bezeichnete Pommerenke die verpasste DDR-Meisterschaft 1977/78, als das Urbanczyk-Team nach einem 0:1 bei Nobody Chemie Böhlen mit drei Zählern Rückstand auf Dynamo Dresden am Ende Zweiter wurde. "Böhlen wurde für uns zum Stolperstein."

Nicht so prickelnd gestaltete sich auch sein Trainerjahr 1992/93 beim damaligen Amateuroberligisten FCM. Aktuellster Rückschlag war vor einigen Monaten die Tatsache, dass für ihn und die anderen verdienstvollen Kämpen des Clubs, für die Jürgen Pommerenke im Mai 2012 in Magdeburg Ausrichter des jährlichen Treffens der EC-Helden von 1974 war, durch seinen FCM aus der jahrelangen VIP-Karte eine normale Dauerkarte gemacht wurde: "Da war wohl ein Erbsenzähler am Werk."

Eine große Feier wird es heute nicht geben. Die folgt erst am 17. August, wenn Gattin Silvia ebenfalls 60 wird. Dann werden neben den Kindern Collin (38) und Janine (33) sowie den drei Enkeln auch zahlreiche einstige Weggefährten unter den Gästen von Jürgen Pommerenke sein, der seine Brötchen aktuell mit seiner Fußballschule verdient.