Skiflug-Weltcup in Oberstdorf „Ein bissl fehlt die Weite“: Skispringer im Dauertief
Slowenen, Österreicher und Norweger liefern in Oberstdorf eine fulminante Flugshow. Beim deutschen Team läuft seit der Vierschanzentournee nicht mehr viel zusammen.
Oberstdorf - Pius Paschke nahm die nächste schwere Schlappe der deutschen Skispringer pragmatisch hin. Der 34 Jahre alte Routinier, der in wenigen Wochen vom Seriensieger zum Mittelmaß-Flieger geschrumpft ist, muss derzeit Wochenende für Wochenende sein anhaltendes Tief erklären. „Das war leider nicht ganz, was ich mir erhofft habe. Ein bissl fehlt die Weite. Im Wettkampf hat die Leichtigkeit gefehlt“, sagte Paschke beim Heimspiel in Oberstdorf.
230-Meter-Flüge nur bei der Konkurrenz
„Ein bissl“, das waren für das deutsche Team auf der Flugschanze im Allgäu knapp 30 Meter aufs Podium. Bei Paschke (Rang 18) waren es sogar mehr als 40 Meter. Egal, ob Olympiasieger Andreas Wellinger, Paschke oder Lokalmatador Karl Geiger: Derzeit kann kein deutscher Springer bei der Flugshow der internationalen Konkurrenz mitmischen.
Tagessieger Timi Zajc aus Slowenien und seine ärgsten Widersacher um Tournee-Gewinner Daniel Tschofenig aus Österreich zeigten Flüge auf 230 Meter und mehr - alles sah einfach aus. So war es auch am Sonntag, als Domen Prevc aus Slowenien vor dem Norweger Johann André Forfang und Michael Hayböck aus Österreich siegte. Geiger (11.), Wellinger (19.) und Paschke (21.) blieben erneut chancenlos.
Beim kriselnden Team Deutschland heißt es dagegen: Arbeit, Arbeit, Arbeit. „Es ist nicht alles gelungen. Ein paar Elemente waren dabei. Wir könnten schon, aber wir brauchen ein bisschen. Wir müssen in Ruhe weiter arbeiten“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, der schon seit fünf Wochen permanent Niederlagen erklären muss. In diese Zeit fiel auch die Vierschanzentournee, bei der das deutsche Team früh alle Träume vom ersten Triumph seit 2002 abhaken musste.
Gelbes Trikot ist längst weg
Im ersten Saisondrittel hatten Paschke und Co. quasi eine Garantie für das Podium. Fünf Einzelerfolge gab es für Paschke, der wochenlang das Gelbe Trikot trug und den Weltcup dominierte. Der Einbruch begann beim Tournee-Test in Engelberg kurz vor Weihnachten. Seither gewinnen und jubeln nur noch andere.
„Man sucht immer irgendwelche Gründe. Sie springen einfach schlecht. Das müssen sie wieder ändern, damit sie die große Posaune spielen können“, sagte Skisprung-Experte Sven Hannawald nach der Tournee in der ARD. Seither wurde es nicht besser. Wirklich viel Hoffnung auf die Nordische Ski-WM im norwegischen Trondheim (ab 26. Februar) macht das Team derzeit nicht. Auch Paschkes Gelbes Trikot hat längst der Österreicher Tschofenig übernommen.
Wellinger: Skifliegen kann man nicht erzwingen
Trotz guter Stimmung und idealen Bedingungen präsentierten die Skispringer auf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze eher finstere Mienen. Vor allem Wellinger wirkte nach Rang 14 am Samstag unzufrieden. „Skifliegen kann man nicht erzwingen, man muss es Stück für Stück aufbauen“, sagte der Olympiasieger im ZDF. Aus den Tournee-Favoriten sind innerhalb kürzester Zeit Außenseiter geworden, die dem Podium im Jahr 2025 bislang nicht einmal nahe gekommen sind.
Eine Trainerdiskussion, die im Fußball längst da wäre, gibt es beim Deutschen Skiverband (DSV) nicht. Sportdirektor Horst Hüttel stärkte Horngacher direkt nach dem Tournee-Flop in Bischofshofen explizit. „Er hat unser volles Vertrauen. Stefan Horngacher hat einen unbefristeten Vertrag“, stellte Hüttel klar. Auch der Österreicher macht nicht den Eindruck, vorschnell aufgeben zu wollen. Es sei noch einiges zu tun, stellte Horngacher klar. „Aber wir bleiben dran.“