Fußball-Champions-League: Bremen nach 2:3-Niederlage weiter Ein blutiges Trikot und ein "Auslaufmodell" retten Werder
Ein Aussortierter rettet Werder Bremen. Nach seiner kuriosen Einwechslung erzielt Markus Rosenberg das wichtige 1:3 in Genua gegen Gastgeber Sampdoria und ebnet dem Club den Weg in die lukrative Champions League. Für den Schweden ändert sich nichts: Er bleibt auf der Bremer Verkaufsliste.
Genua (dpa). Dieses blutige Trikot gehört ins Vereinsmuseum. Denn das verschmierte Jersey mit der Nummer 19 spielte eine der Hauptrollen in einem der verrücktesten Spiele der Werder-Geschichte – und machte Markus Rosenberg zum Fußball-Helden von Genua.
Nur weil der am Kopf verletzte Sandro Wagner entsprechend den Regeln mit dem befleckten Hemd nicht wieder auf das Spielfeld durfte, kam Rosenberg in der 72. Minute zum Einsatz. Ausgerechnet das Bremer "Auslaufmodell" verhalf dem bei Sampdoria Genua fast schon ausgeschiedenen Bundesligisten mit seinem Treffer zum 1:3 in der Nachspielzeit in die Verlängerung. Claudio Pizarro machte dann mit seinem Tor zum 2:3 den Sprung in die Champions League perfekt.
Es ist eine besondere Pointe, dass ein Aussortierter dem Verein die Teilnahme an der "Königsklasse" mit garantierten Einnahmen von rund 15 Millionen Euro ermöglichte. Der Stürmer steht zum Verkauf – auch nach seinem wertvollsten Treffer und dessen unglaublicher Vorgeschichte.
"Plötzlich hieß es, ich muss jetzt schnell rein", berichtete der Angreifer. Wagner war nach einer Behandlung die Rückkehr aufs Feld verwehrt worden, weil für sein blutverschmiertes Trikot kein Ersatz zur Hand war. Der Weg zur Kabine und dem Koffer mit den anderen Hemden war zu weit, so dass Trainer Thomas Schaaf schnell reagieren musste und Rosenberg zu sich zitierte. "Also bin ich rein. Als es soweit war, habe ich nicht viel nachgedacht. Ich sehe die Lücke, und dann schieße ich nur", berichtete der Schwede über seinen Einsatz.
"Ich glaube nicht, dass ich ausgewechselt worden wäre", versicherte Wagner, der wegen der Verletzung von Hugo Almeida in die Startelf gerückt war. "Diese Regel ist Schwachsinn", meinte der Stürmer. "Das hätte fünf bis zehn Minuten gedauert, bloß weil ein bisschen Blut auf dem Trikot war." Trainer Schaaf sagte grinsend: "Wir lernen halt immer dazu. Wir werden jetzt immer noch einen Trikotsatz an die Bank stellen."
Nach dem Happy-End konnte Wagner seine Auswechslung verschmerzen – ebenso wie seine Kopfverletzung, die mit zwei Stichen genäht worden war. Dem im Winter geholten U-21-Europameister Wagner soll die Zukunft bei Werder gehören.
Für Rosenberg hingegen war die Playoff-Partie möglicherweise schon seine Abschiedsvorstellung, der spektakuläre Schuss eine Art Bewerbungsschreiben für andere Clubs. "Hier bleiben und spielen, das wäre ein Traum für mich", sagte der 27-Jährige, der sich bei Werder in dreieinhalb Jahren nicht durchsetzen konnte. Er weiß aber: "Nein, das Tor hat nichts geändert." Der neben ihm stehende Clubchef Klaus Allofs hatte Rosenberg zuvor noch geneckt: "Ich habe den Journalisten gesagt, dass du unverkäuflich bist." Doch dafür hatte Rosenberg nur ein müdes Lächeln übrig.