Handball Eberhard Gläser wird heute für sein Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt Ein halbes Jahrhundert im Dienste des Sports
Magdeburg l Wenn Eberhard Gläser heute könnte, wie er wollte, dann würde der einstige, international renommierte Handball-Schiedsrichter und bis heute unermüdlich wirkende Sportfunktionär sich selbst an diesem besonderen Tag in die hinterste Reihe stellen. Allerdings wäre das der Bescheidenheit wohl doch zuviel, denn das Bundesverdienstkreuz wird einem schließlich nicht alle Tage verliehen.
"Im Mittelpunkt zu stehen, das ist so gar nicht mein Ding", sagt der Magdeburger, der sein ganzes Leben eigentlich nur eines wollte: "Der Sache Sport dienen." Deswegen dachte er zunächst auch an einen Scherz, als ihn am Morgen seines 70. Geburtstages Stefan Schneider, seines Zeichens Referee in der 1. Handball-Bundesliga und Vizepräsident beim Handballverband Sachsen-Anhalt (HVSA), anrief und seinem "Lehrmeister" persönlich gratulierte. "Aber Stefan meinte gar nicht meinen Siebzigsten, sondern erzählte etwas vom Bundesverdienstkreuz. Ich dachte, er macht Witze", erinnert sich der langjährige HVSA-Präsident an diesen Schreck in der Morgenstunde.
Danach musste er sich erst einmal setzen: "Ich war peinlich berührt. Bundesverdienstkreuz? Ich? Haben diese Auszeichnung nicht andere im Handball mehr verdient als ich? Diese Fragen stellte ich mir. Und ich hatte das Gefühl, dass es der Ehre zuviel ist. Denn ich hatte in meinem Leben viel Glück. Ich hatte tolle Lehrer und Berater, viele fleißige Mitstreiter und nicht zuletzt eine überaus verständnisvolle Familie."
Ohne deren Rückhalt und Unterstützung, dessen ist Gläser sicher, hätte er sein Leben mit und für den Sport nicht leben können. "Sowohl im Handball als auch in der Schiedsrichterei oder als Funktionär bist du als Einzelkämpfer auf verlorenem Posten. Im Sport sind Team-player gefragt, deswegen würde ich diese mir zuteil werdende Ehre am liebsten mit all meinen Wegbegleitern und Wegbereitern teilen" , so der Ur-Magdeburger, der es sich als treue Seele und Geschäftsführer des MSV 90 auf die Fahne schreiben darf, die frühere Betriebstsportgemeinschaft Motor Mitte über die Wende gerettet zu haben.
Dabei hatte sich Eberhard Gläser als Kind nach ersten Selbstversuchen im Fußball eigentlich dem Radsport verschrieben. "Da aber mein Vater im Krieg gefallen und meine Mutter alleinerziehend war, fehlte damals das Geld für ein Rennrad. Irgendwann hat mich ein Freund zum Handball mitgenommen." Aus der glücklichen Fügung wurde Bestimmung. Und so hielt Gläser dem Handballsport über mehr als ein halbes Jahrhundert und zwei verschiedene Gesellschafts- und Sportsysteme hinweg die Stange - zuerst als "eher untalentierter Spieler", später als Trainer, Schiedsrichter und zuletzt als Funktionär.
Dafür gebührt dem nach zwei Herzinfarkten 2010 zum Ruhigertreten gezwungenen, "positiv Handball-Verrückten", heute nur aus Sicht von Ziehsohn Stefan Schneider das Rampenlicht- zurecht: "Eberhard Gläser ist ein Ehrenamtler, wie er im Buche steht. Er hat den Handballsport in Sachsen-Anhalt geprägt wie kein anderer. Er war stets ein Vorbild in seinem Handeln und er hat mich als junger Schiedsrichter sehr inspiriert."