BBC Magdeburg Flucht aus dem Hamsterrad
Der BBC Magdeburg hat beim Amtsgericht Insolvenz beantragt. Die Schulden, die sich in den vergangenen zwei Jahren aufgetürmt haben, kann der Basketball-Verein aus eigener Kraft nicht begleichen. Sportlich strebt der BBC einen Neustart in der Regionalliga an.
Magdeburg l Am 22. März ereignete sich in der Gieselerhalle eine Niederlage, die sich den Jubel der Fans redlich verdient hatte: Die Otto Baskets des BBC unterlagen im Play-off-Achtelfinale der 2. Bundesliga Pro B den Weißenhorn Youngstars mit 60:62, womit zugleich die Saison für Magdeburg beendet war.
Danach wurden Erinnerungsfotos geschossen, wurde Kuchen gegessen, und Trainer Dimitris Polychroniadis wurde mit "Super-Dimi"-Rufen bedacht. Es war ja ein kleines Wunder, dass es die Baskets mit ihrem schmalen Kader überhaupt so weit geschafft hatten. Nur die Erleichterung der Verantwortlichen war an jenem Tag in der freudigen Atmosphäre untergegangen. "Die Saison hätte nicht viel länger dauern dürfen", sagt Peter Bogel, der Vizepräsident.
Es war nämlich ebenso ein Wunder, dass der BBC seinen Kampf auf dem Feld der Finanzen überlebt hatte. Die laut eigener Angaben 250.000 Euro Schulden, die der Club bereits beim Abstieg aus der Pro-A-Saison 2013/14 in die Pro B mitschleppte, konnten nicht mehr abgebaut werden. Der Verein hatte nur dank "der Unterstützung einiger positiv Verrückter" durchgehalten, sagt Kristian Tolk, der Präsident.
Jetzt hat der BBC die Flucht aus der Misere angetreten und Insolvenz beim Magdeburger Amtsgericht beantragt. "Gut kann man sich mit solcher Entscheidung nicht fühlen, aber es ist der einzig richtige Weg im Sinne des Vereins", erklärt Tolk: "Das Hamsterrad, in dem wir zwei Jahre gelebt haben, ist nicht mehr zu leisten. Es gibt Verbindlichkeiten, die mit aktuellen Sponsorengeldern nicht zu schließen sind."
Insolvenzverwalter Klaus Wrede wird nun versuchen, über ein sogenanntes Planverfahren die etwa 30 BBC-Gläubiger zumindest mit einem Teil ihrer Forderungen von insgesamt 250.000 Euro zu befriedigen. Zu den Gläubigern zählen auch eine Krankenkasse, die Stadt Magdeburg oder private Unternehmen wie jene Firma, die das in der Pro-A-Saison genutzte Hallenparkett an den BBC vermietet hatte. Schon nach der damaligen Serie standen 65.000 Euro offen. Der Stadt schuldet der Verein noch etwa 6000 Euro Hallenmiete.
Soll der BBC nun schuldenfrei aus seiner Vergangenheit kommen, reicht eine mehrheitliche Zustimmung aller Teilnehmer an der noch einzuberufenen Gläubigerversammlung. Stimmen sie dagegen, werden die Tore des BBC 13 Jahre nach seiner Gründung geschlossen.
Noch aber ist alles offen, genauso wie das Ergebnis der Ermittlungen zum Einbruch in die Geschäftsstelle des BBC Mitte April. Die Polizei hat den Fall inzwischen an das Landeskriminalamt weitergegeben, wo die sichergestellten Spuren ausgewertet werden.
Das Prozedere zwischen dem BBC und seinen Gläubern könnte nun vier Monate dauern. Es wäre das langwierige Ende einer Geschichte, die einst spontan und euphorisch begann: Als sich der BBC im August 2013 dazu hinreißen ließ, als damaliger Regionalligist die von der 2. Bundesliga angebotene Wildcard für die Pro A für 75.000 Euro zu erwerben, war selbst der Landesverband (BVSA) "erfreut, dass der BBC den Mut und die Risikobereitschaft aufgebracht hatte, den Schritt Profibasketball anzugehen", erklärt Florian König, der BVSA-Geschäftsführer.
Bogel und Tolk sagen heute: "Wir sind zu früh in die Pro A gestartet, das war unser Hauptfehler" - der weitere Fehler nach sich zog. "Wir haben uns darauf verlassen, dass ein entsprechendes Sponsoringvolumen, das mündlich angekündigt worden war, auch kommt. Wir hatten gehofft, dass die Zuschauerresonanz deutlich größer ist. Wir mussten Spieler verpflichten, die viel gekostet haben", so Tolk. Allein das damalige Team, in nur vier Wochen aus dem Boden gestampft, soll 300.000 Euro verschlungen haben.
Diese Fehler sollen sich beim Neustart in der Regionalliga, den der BBC nach dem Lizenzentzug für die Pro B nun anstrebt, nicht wiederholen. Mit Trainer Polychroniadis haben Bogel und Tolk ein erstes Gespräch geführt. Von ihm wird wegen seiner "sehr guten Kontakte", so Bogel, vieles abhängen beim Aufbau des neuen Teams. Der Vertrag des 45-Jährigen läuft bis 2016. Ob er aber letztlich weitermacht, entscheiden die neuen Rahmenbedingungen.
Und die geben die Sponsoren, die in die Zukunft des BBC investieren wollen, vor. Denn für seinen Neustart braucht der Verein "solide Strukuren und eine solide finanzielle Basis", so Tolk. "Wir wollen zeigen, dass der Basketball nicht das schwarze Schaf in Magdeburg ist." Der BVSA hofft, dass "ein Neustart in der Regionalliga erfolgt und nachhaltig gelingt".
In den nächsten Wochen will der BBC den potenziellen Unterstützern das entsprechende Konzept vorstellen. Bogel und Tolk sagen: "Wir glauben, dass es eine Zukunft gibt."