Fußball-Bundesliga Bochum-Krise spitzt sich zu - Hecking soll übernehmen
Beim VfL Bochum herrscht nach der nächsten krachenden Niederlage in der Bundesliga Alarmstimmung. Die Fans sind sauer. Die Mannschaft ist historisch schlecht. Ein Retter muss her - Dieter Hecking?
Frankfurt/Main - Von der Euphorie des Relegationswunders ist beim VfL Bochum nichts mehr zu spüren - jetzt soll Dieter Hecking den abgeschlagenen Tabellenletzten retten. Keine sechs Monate nach der dramatischen Rettung taumelt der derzeit größte Krisenclub im deutschen Profifußball schnurstracks dem Abstieg entgegen und verhandelt mit dem früheren Trainer von Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg.
Der 60-Jährige ist nach dpa-Informationen Wunschkandidat für den Job und könnte nach erst neun Spieltagen bereits der dritte VfL-Coach nach dem beurlaubten Peter Zeidler und Interimscoach Markus Feldhoff in dieser Saison werden. Am Sonntag soll demnach die finale Verhandlungsrunde mit Hecking anstehen, der bis Mai noch Sportvorstand beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg war.
Die Not ist groß. Zwei herbe Pleiten mit 2:12 Toren kassierten die Bochumer zuletzt unter Feldhoff. Das 2:7 am Samstag bei Eintracht Frankfurt war verheerend. Der VfL holte bislang einen einzigen Zähler in dieser Saison. So schlecht waren in der Bundesliga-Historie nur der 1. FC Saarbrücken (1963/1964) und die SpVgg Greuther Fürth (2021/2022). Dazu ein Torverhältnis von 9:29, ein verpuffter Trainerwechsel und schon sieben Zähler Rückstand auf den Relegationsrang. Kann Hecking diese Mannschaft retten?
„Ob die Qualität am Ende reicht, glaube ich, kann man jetzt noch nicht bewerten. Es ist einfach so, dass eigentlich kein Spieler in der bestmöglichen Verfassung ist, in der er sein könnte oder sein müsste, um in der Bundesliga mitzuspielen“, sagte Feldhoff.
Hecking könnte in der kommenden Woche übernehmen
Seine Bilanz könnte kaum schlimmer sein: erst das 0:5 gegen den FC Bayern München, dann das 2:7 in Frankfurt. Und als Nächstes warten Meister Bayer Leverkusen und Vize VfB Stuttgart. Wahrscheinlich dürfte dann schon Hecking auf der Bank sitzen. Wenn alles glattläuft, könnte die Personalie Anfang der Woche verkündet werden.
Feldhoff ging nach der heftigen Pleite in Frankfurt mit sich selbst hart ins Gericht. Er wolle die Verantwortung tragen. „Ich muss dann eigentlich anerkennen, dass alle Maßnahmen, die ich persönlich in den letzten zwei Wochen ergriffen habe, nicht gefruchtet haben. Also es tut mir leid, dass ich den Jungs nicht ein bisschen mehr an die Hand geben konnte.“
Auch die Taktik war bei der Schlappe gegen die Eintracht ein Fehlgriff. Die Gastgeber konnten mit den Bochumern machen, was sie wollten - auch weil der VfL viel zu offensiv spielte und in der Verteidigung hoffnungslos überfordert war. „Das kann man im Nachhinein klar so hinterfragen“, antwortete Feldhoff auf die Frage, ob er die richtige Taktik gewählt habe. Es sei sicherlich nicht die richtige Entscheidung gewesen, so offensiv spielen zu lassen, räumte er ein.
Feldhoff: „Alles gute Jungs“
Die Aussagen Feldhoffs deuten auf einen baldigen Abschied hin. Klar sei, dass es so nicht weitergehen könne, betonte der 50-Jährige. „Was ich machen kann, ist, dass ich für jeden Spieler, der bei uns jeden Tag zum Training kommt, die Hand ins Feuer lege, dass jeder jeden Tag sein Bestes gibt. Das sind alles gute Jungs“, sagte Feldhoff. Man müsse aber die finden, die auf dem Platz an einem Strang ziehen und sich gegenseitig helfen. „Das ist, glaube ich, offensichtlich gewesen.“
Die VfL-Fans haben die Nase von den Leistungen ihrer Mannschaft voll. In Frankfurt gab es früh Pfiffe aus dem voll besetzten Auswärtsblock. Es bringe nichts, wenn man die Mannschaft in der jetzigen Situation auspfeife, betonte Spieler Gerrit Holtmann, der schon in der Halbzeit das Gespräch mit den Fans gesucht hatte.
Auch nach dem Ende der Partie diskutierten die Spieler mit den Anhängern. „Wir wurden jetzt nicht komplett durchbeleidigt“, sagte Stürmer Philipp Hofmann. „Dass das Spiel scheiße war, das wissen wir.“
Konkurrenz punktet, VfL braucht wieder ein Wunder
Für den VfL ist die Situation im Tabellenkeller schon früh in der Saison extrem brenzlig, denn die Konkurrenz punktete am Wochenende auch noch fleißig. Holstein Kiel holte den ersten Bundesliga-Sieg in seiner Vereinsgeschichte gegen den 1. FC Heidenheim (1:0), der FC St. Pauli siegte bei der TSG 1899 Hoffenheim (2:0). Damit sind die Bochumer inzwischen abgeschlagen Letzter.
Fest steht: Hecking hätte einen Haufen Arbeit - und der VfL braucht wie schon in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf vermutlich ein Wunder, um in der Klasse zu bleiben.