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FC Bayern München Salihamidzic rügt Gnabry nach Paris-Trip: „Amateurhaft“

Hasan Salihamidzic hat genug. Mit Klartext rüttelt der Sportvorstand die Bayern-Stars nach dem Stotterstart ins Fußballjahr wach. Der Mode-Trip von „Turner“ Serge Gnabry verärgert den Chef besonders.

Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa Aktualisiert: 27.01.2023, 07:17
Serge Gnabry wird heute zum Rapport beim Münchner Sportchef antreten müssen.
Serge Gnabry wird heute zum Rapport beim Münchner Sportchef antreten müssen. Sebastian Christoph Gollnow/dpa

München - Serge Gnabry musste nach der heftigen verbalen Watschn von Sportvorstand Hasan Salihamidzic zum Rapport.

Der Fashion-Trip des Fußball-Nationalspielers nach Paris, wo sich der FC Bayern in drei Wochen im Glanzlicht der Champions League gegen Lionel Messi & Co. bei PSG beweisen muss, wirkte bei den Münchnern auch am Tag nach dem 1:1 gegen den 1. FC Köln noch nach.

„Das ist amateurhaft. Das ist genau das, was ich nicht mag. Das ist nicht Bayern München, irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat“, rüffelte Salihamidzic das Freizeit-Model für den Ausflug mitten in einer Englischen Woche. Nach dem Zwei-Punkte-Stotterstart des deutschen Serienmeisters ins Fußballjahr hatte der Sportvorstand am Mittwoch dringenden „Gesprächsbedarf“. 

Viel Gesprächsstoff abseits des Platzes

Eine Menge zum Teil hausgemachte Probleme begleiten den FC Bayern nach der langen WM-Pause - und das lässt die Bundesliga-Konkurrenz auf ein Ende des Münchner Meister-Abonnements hoffen. Der Beinbruch von Manuel Neuer bei einem Ski-Unfall, die Trennung von dessen Vertrauensmann und langjährigen Club-Torwarttrainer Toni Tapalovic oder Foto-Shootings von Mode-Freak und Frisuren-Fan Gnabry beschäftigen den Rekordchampion abseits des Rasens.

Und auf dem Spielfeld läuft es im Sog der WM-Nachwehen auch noch nicht. „Für mich ist es eine Einstellungssache“, bemängelte Kapitän Joshua Kimmich, der mit seinem späten Kunstschuss so gerade den Total-Fehlstart verhinderte - und mit seinen Aussagen tief blicken ließ.

„Gucci-Gnabry“

Besonders in den Fokus der Kritik manövrierte sich der von der „Bild“ auf den Namen „Gucci-Gnabry“ getaufte Kimmich-Kumpel. Trainer Julian Nagelsmann gestand Gnabry, dessen Gehalt bei der Vertragsverlängerung im Sommer bis 2026 großzügig angehoben worden war, gewisse Freiräume in der Freizeit zu. Aber nach den Mode-Fotos mit flatterndem Seidenschal oder rosa-blauer XXL-Handtasche müsse der 27-Jährige eben auch auf dem Rasen liefern, lautete die klare Botschaft von Nagelsmann. Gegen Köln wechselte er den Flügelspieler dann nach 45 enttäuschenden Minuten aus. 

„Ich bin keiner, der diese Boulevardthemen sehr viel bewertet, sondern ich bewerte, was ich auf dem Feld sehe und was ich auf der Bank habe“, sagte Nagelsmann. Genug von Gnabry, der selbst wie gewöhnlich in der Interviewzone nichts sagte, war's offenbar nicht.

„Ein freier Tag gehört dazu, um sich auszuruhen, um dann beim nächsten Spiel Gas geben zu können“, rügte Salihamidzic. Der 46-Jährige sorgt sich nach dem 1:1 in Leipzig und dem Remis gegen die couragierten Kölner allmählich um die Titelaussichten. „Es ist jetzt höchste Zeit, dass wir umschalten“, forderte der Bosnier, „dass wir begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht.“ Gar nicht auszudenken, was Paris Saint-Germain um Weltmeister Messi, Neymar und Kylian Mbappé im Achtelfinal-Hinspiel am 14. Februar mit einer wie am Dienstagabend in der ersten Hälfte agierenden Münchner Mannschaft um Bankdrücker Thomas Müller anstellen könnte. 

Fokus auf PSG

„Es ist genug Zeit, aber es ist wichtig, dass wir jetzt alle wach werden“, mahnte Salihamidzic mit Blick auf den PSG-Knaller. Eine schnelle Reaktion fordert er für das Topspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen Verfolger Eintracht Frankfurt: „Da können wir uns in den nächsten Tagen gut drauf vorbereiten, uns in den Kopf einbrennen, wie wichtig das Spiel ist.“ 

Offen ist, ob schon gegen den Europa-League-Sieger ein Nachfolger für Tapalovic als neuer Torwarttrainer dabei ist. Aktuell hat Ex-Torwart Tom Starke den Job übernommen. „Wir werden uns darum in den nächsten Tagen kümmern“, sagte Salihamidzic. Der FC Bayern hatte die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Tapalovic wegen Differenzen im Trainerteam vor dem Köln-Spiel beendet. „Das ist keine Entscheidung gegen Manuel Neuer - das ist wichtig“, sagte Nagelsmann zur Trennung, bei der er die treibende Kraft gewesen sein soll.

„Das hat mit Manuel überhaupt nichts zu tun, sondern damit, dass wir uns auf dieser Position neu orientieren wollten“, versicherte auch Salihamidzic. Das Aus seines Vertrauten in München gefällt Neuer nicht. Was auch schon bei der Vertrags-Laufzeit von Yann Sommer, dessen Kontrakt ein Jahr länger datiert ist als der eigene, der Fall gewesen sein dürfte. Der schwerwiegende und für den Club kostspielige Freizeitunfall Neuers könnte zu Gesprächen über einen möglichen Gehaltsverzicht zur Folge haben. „Solche Themen besprechen wir immer mit dem Spieler selbst“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn der „Sport Bild“.