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Nordische Ski-WM in Trondheim Gold in der „Abi-Saison“? Armbruster zwischen Ski und Schule

Für Nathalie Armbruster läuft es glänzend. Die 19-Jährige führt den Weltcup der Nordischen Kombiniererinnen an und ist WM-Favoritin. Ganz unbeschwert kann sie ihren Sport trotzdem nicht ausüben.

Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa 25.02.2025, 09:23
So würde Nathalie Armbruster gerne auch bei den Weltmeisterschaften jubeln.
So würde Nathalie Armbruster gerne auch bei den Weltmeisterschaften jubeln. Georg Hochmuth/APA/dpa

Trondheim - Wenn es für Nathalie Armbruster im Abitur so gut läuft wie in der Nordischen Kombination, hat sie auch nach ihrer Zeit als Sportlerin beste Karrierechancen. Als erste Deutsche gewann die Schülerin jüngst Weltcups in ihrer Disziplin, sie führt in der Gesamtwertung. Mit gerade einmal 19 Jahren ist Armbruster das Gesicht ihrer Sportart in Deutschland. Die Schwarzwälderin ist die große Hoffnungsträgerin für die WM in Trondheim, hat sehr gute Medaillenchancen. Sorgen macht sich Armbruster trotzdem.

Zukunft der Kombination ungewiss

„Ich habe große Sorge um unseren Sport. Wenn uns das IOC die Grundlage Olympia nehmen sollte, dann stehen wir vor einer Situation, wo wir nicht wissen, was dann kommt“, sagt sie. Die olympische Premiere für die Winterspiele 2026 wurde den Kombiniererinnen bereits verwehrt. Ob es die Kombination 2030 in Frankreich gibt, ist offen.

Ohne Olympia hätte die ganze Sportart riesige Probleme. Förderung, Wettkämpfe, Attraktivität für den Nachwuchs: all das ist eng mit der Präsenz beim Mega-Event verknüpft. „Da macht man sich schon gerade als junge Sportlerin seine Gedanken“, sagt Armbruster.

Die WM bietet für sie und ihre Kolleginnen die Chance, weiter Werbung für die Disziplin zu machen. Während der Titelkämpfe in Norwegen soll erneut über die Kombination mit Blick auf Olympia beraten werden.

Armbruster: Vergangene zwei Jahre „total verrückt“

Fakt ist: Das Niveau der jungen Disziplin, in der es erst seit 2020 Weltcups gibt, ist höher geworden. Die Wettkämpfe sind spannender als noch vor zwei oder drei Jahren. In den drei letzten Wettbewerben vor der WM gab es drei verschiedene Siegerinnen. Eine davon ist Armbruster.

Ihre Laufbahn hat sich rasant entwickelt. „Die letzten zwei Jahre waren total verrückt“, sagt sie. Zwar durfte sich Armbruster schon in den vergangenen Saisons immer mal wieder über Podestplätze freuen, holte bei der WM in Planica 2023 Silber. Nun ist sie jedoch erstmals Topfavoritin. Sie hat gute Chancen, als erste Nicht-Norwegerin WM-Gold in ihrem Sport zu gewinnen.

Besuch im „Sportstudio“, Lernen im Auto

Dass es gerade jetzt so gut läuft, überrascht sie selbst. Um sich ein wenig Druck zu nehmen, hatte Armbruster die Erwartungen in ihrer „Abi-Saison“ eigentlich heruntergeschraubt. Schließlich soll beim Schulabschluss eine 1 vor dem Komma stehen. Ihre Mutter Susanne beschreibt die junge Sportlerin als „ehrgeizig, aber nicht verbissen“.

Mit größerem Erfolg ist auch der Rummel um Armbruster größer geworden. Die Nachrichten von Fans kann sie mittlerweile nicht mehr alle selbst beantworten. Zuletzt trat sie im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF auf, absolvierte selbst auf dem Weg dahin Medientermine. Training, lernen fürs Abitur, Zeit für die Familie: Armbruster versucht, jede freie Minute zu nutzen.

„Sie ist oft Beifahrerin bei mir. Da dauert es keine drei Minuten, dann ist das iPad draußen, dann wird irgendwas gelernt“, schildert Bundestrainer Florian Aichinger. „Sie versucht dann, in 20 Minuten irgendwas zu lernen. Das ist schon enorm.“

Teamkollegin Nowak: „Man vergisst oft, dass sie so jung ist“

Der Coach und sein Team kommen Armbruster so gut es geht entgegen. Lehrgänge werden bewusst auf Wochenenden, Feiertage oder in die Ferien gelegt. Auch Armbrusters Eltern unterstützen nach Kräften. Ohne viel Selbstdisziplin würde die Doppelrolle als Leistungssportlerin und erfolgreiche Schülerin trotzdem nicht funktionieren. Armbruster wirkt nicht wie eine typische 19-Jährige.

„Man vergisst oft, dass sie so jung ist“, sagt Teamkollegin Jenny Nowak. Die 22-Jährige beschreibt Armbruster als liebevollen und sehr positiven Menschen. „Sie ist immer für einen da. Sie ist sehr lebensfroh. Es ist sehr wichtig, so jemanden im Team zu haben“, sagt Nowak. Mit ihren Erfolgen nimmt Armbruster zudem Druck von der gesamten Mannschaft.

Armbruster hofft auf lange Karriere

Die WM, bei der an diesem Donnerstag der erste Wettkampf für die Kombiniererinnen ansteht, ist der große Saisonhöhepunkt. Anschließend folgen noch zwei Weltcups, in denen Armbruster ihr Gelbes Trikot als Gesamtführende verteidigen will.

Danach kann sie sich dann voll auf die Abi-Vorbereitungen konzentrieren, um auch für das Leben nach der Laufbahn als Sportlerin bestens gerüstet zu sein. Klar ist aber auch: Am liebsten möchte Armbruster ihre Karrierechancen noch möglichst lange in der Kombination nutzen. „Das ist meine Leidenschaft und ich möchte das noch eine Weile als meinen Beruf ausüben“, sagt sie.