Handball-Nationalteam Gislason relativiert: Doch kein Abschied nach Heim-WM 2027?
Die deutschen Handballer starten in die EM-Qualifikation. Vor dem Auftakt sorgt der Bundestrainer mit Aussagen zu seiner Zukunft für großen Wirbel - und zeigt sich davon selbst überrascht.
Großwallstadt - Der öffentliche Wirbel um seinen angedeuteten Abschied als Bundestrainer nach der Heim-WM 2027 passte Alfred Gislason unmittelbar vor dem Start der deutschen Handballer in die EM-Qualifikation überhaupt nicht in den Kram. Doch einfangen konnte der 65 Jahre alte Isländer das von ihm selbst gesetzte Thema nicht mehr. Im Gegenteil: Mit relativierenden Aussagen zu seiner Zukunft beim Deutschen Handballbund fachte Gislason die Diskussion noch mehr an.
„Wenn der DHB auf mich zukommt, würde ich auf jeden Fall sehr, sehr gut überlegen. Das ist völlig offen für mich“, sagte der Isländer in einer Medienrunde zu einer möglichen Vertragsverlängerung und bekräftigte: „Ich werde nach 2027 weitermachen als Trainer, wo auch immer.“ Die Arbeit mit der Nationalmannschaft mache ihm viel Spaß und bis zur Heim-WM sei es noch eine lange Zeit. „Ich denke von Jahr zu Jahr“, sagte Gislason.
Am Vortag hatte er mit einem Interview für Aufsehen gesorgt, in dem er sein Karriereende als DHB-Coach überraschend früh ankündigte. „Nach der WM in Deutschland 2027 werde ich mit ziemlicher Sicherheit als Bundestrainer Deutschlands aufhören“, sagte Gislason dem Portal „handball-world“.
Handballer „überrascht“ von Gislason-Aussage
Der neue Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton berichtete, man habe diese Aussage „schmunzelnd zur Kenntnis genommen. Solange Alfred keinen Antrag auf Altersteilzeit stellt, bin ich zuversichtlich, dass wir den Vertrag erfolgreich gestalten. 2027 ist weit weg und kein Horizont, den wir in unseren Diskussionen haben“, sagte der 48-Jährige. „Der Fokus liegt auf der EM-Qualifikation und der Weltmeisterschaft im Januar.“
Was für Gislason selbst nur „ein Nebensatz“ war, zog in der Öffentlichkeit große Kreise und überlagerte die Vorbereitung der DHB-Auswahl auf die anstehenden Partien gegen die Schweiz am Donnerstag (18.30 Uhr/ARD Livestream) in Mannheim und in der Türkei am Sonntag (15.10 Uhr/ARD). „Natürlich ist man darüber gestolpert. Mich hat das überrascht“, berichtete Senkrechtstarter Renars Uscins. „Aber weil es so weit in der Zukunft liegt, ist das in der Mannschaft kein Thema.“
Fokus liegt auf EM-Quali
Das dürfte den Bundestrainer freuen, geht es für den Olympia-Zweiten aktuell doch um die ersten Punkte auf dem Weg zur EURO 2026 in Dänemark, Schweden und Norwegen. „Wir wollen früh für Klarheit sorgen, damit wir das nächste Turnier planen können. Das klappt am schnellsten, wenn man alle Spiele gewinnt“, sagte Kapitän Johannes Golla.
Trotz der Ausfälle einiger verletzter Leistungsträger wie Regisseur Juri Knorr oder Rückraumspieler Julian Köster hat sich das DHB-Team für den ersten Auftritt nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen viel vorgenommen. „Wir wollen uns nicht auf dem Erfolg ausruhen und die Euphorie um die Nationalmannschaft bestätigen“, sagte Uscins. Und Sebastian Heymann verkündete: „Wir wollen die Fans mitreißen und hoffentlich ein Handball-Fest erleben.“
Bundestrainer warnt vor der Schweiz
Der Respekt vor den Schweizern, in deren Reihen überwiegend Bundesliga-Legionäre stehen, ist allerdings groß. Ein ähnliches Ergebnis wie beim 27:14 im Auftaktspiel der Heim-EM im vergangenen Januar erwartet Gislason nicht. „Es darf keiner glauben, dass das wieder so laufen wird“, warnte der Bundestrainer. „Die Schweizer haben eine gute und eingespielte Mannschaft. Es ist wichtig, dass wir schnell in die Spur kommen.“
Er hofft daher, dass schnell wieder Ruhe um seine Person einkehrt. „Das war eigentlich überhaupt keine Nachricht. Das wurde alles abgesprochen von Anfang an, dass ich bis 2027 verlängert werde“, sagte Gislason und stellte in Aussicht, dass danach „ein etwas jüngerer Trainer“ das Amt übernehmen könnte. Gleichzeitig bekräftigte er, dass er sich in gut zwei Jahren definitiv nicht auf das Altenteil zurückziehen will: „Fakt ist, ich habe mal versucht, aufzuhören mit Handball - ging nicht.“