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EM-Qualifikation Gislason tobt: Handballer mit Rumpel-Auftritt in der Türkei

Die deutschen Handballer landen im letzten Spiel des Jahres einen Pflichtsieg in der Türkei. Der Bundestrainer hat an dem Auftritt wenig Spaß.

Von Eric Dobias, dpa 10.11.2024, 15:16
War beim Sieg in der Türkei bester deutscher Werfer: Lukas Zerbe.
War beim Sieg in der Türkei bester deutscher Werfer: Lukas Zerbe. Marco Wolf/dpa

Ankara - Erst tobte Alfred Gislason in einer Auszeit, dann übte der Bundestrainer deutliche Kritik am Rumpel-Auftritt der deutschen Handballer im letzten Spiel des Jahres. Mit einem glanzlosen 36:29 (20:14)-Arbeitssieg in der Türkei feierte der Olympia-Zweite zwar den zweiten Erfolg in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2026 nach dem überzeugenden 35:26 zum Auftakt gegen die Schweiz. Gut zwei Monate vor der WM offenbarte die DHB-Auswahl zum Missmut des Bundestrainers aber einige Schwächen.

„Ich bin gar nicht zufrieden. Wir haben uns schon in der ersten Halbzeit viele technische Fehler geleistet und nach der Pause einen dummen Fehler nach dem anderen gemacht. Damit wecken wir die Halle und die türkische Mannschaft. Das darf nicht passieren“, schimpfte Gislason über die wenig überzeugende Leistung seiner Schützlinge in Ankara und fügte enttäuscht hinzu: „Jeder will sich für die WM zeigen. Heute ist das nicht allen gelungen.“

Uscins gibt sich selbstkritisch

Beste Werfer für das von neuen Personalsorgen geplagte DHB-Team waren Rechtsaußen Lukas Zerbe und Rückraumspieler Marko Grgic mit jeweils acht Toren. Mit 4:0 Punkten führt Deutschland die Tabelle in der Gruppe 7 an und kann sich nun auf die Weltmeisterschaft im Januar konzentrieren.

Rückraum-Ass Renars Uscins, der sechsmal traf, stufte den dürftigen Auftritt als wichtige Erfahrung auf dem Weg dorthin ein. „Natürlich sind wir nicht zufrieden mit dem Spiel. Wir hatten irgendwann keine funktionierende Abwehr mehr. Das müssen wir besser hinbekommen, schließlich spielen wir alle in der Bundesliga. Man hat gesehen, was passiert, wenn es nicht läuft. Da fehlt dann die Abstimmung“, sagte der U21-Weltmeister.

Kurzfristiger Ausfall von Steinert

Neben Kapitän Johannes Golla, der die Reise wegen muskulärer Probleme gar nicht erst angetreten hatte, musste die deutsche Mannschaft kurzfristig einen weiteren Ausfall verkraften. Christoph Steinert zog sich am Samstagabend im Abschlusstraining einen Mittelhandbruch zu und fällt für mehrere Wochen aus. Ob der 34 Jahre alte Routinier bis zur WM fit wird, ist offen. Das DHB-Team musste ohnehin schon auf die verletzten Rückraumspieler Juri Knorr, Julian Köster, Franz Semper und Philipp Weber verzichten.

Das Fehlen der beiden Abwehr-Spezialisten Golla und Steinert zwang Gislason zu weiteren Umstellungen. Das wirkte sich gleich in der Anfangsphase aus, als die deutsche Mannschaft noch auf Findungskurs war. Lediglich Torwart Andreas Wolff, der in seinem 171. Länderspiel erstmals als Kapitän auf dem Parkett stand, war sofort hellwach. Mit zahlreichen Paraden verhinderte der 33-Jährige einen Fehlstart des DHB-Teams.

Längeres Warten auf erstes Tor

Erst nach viereinhalb Minuten gelang dem Olympia-Zweiten der erste Treffer - danach ging es aber Schlag auf Schlag. Mitte der ersten Halbzeit führte der Favorit beim 10:3 bereits mit sieben Toren. Danach hielt jedoch der Schlendrian Einzug. Die Türken nutzten dies und kamen sechs Minuten vor der Pause auf vier Tore heran. 

Gislason reagierte mit einer Auszeit, in der er seine Schützlinge mit deutlichen Worten aufrüttelte. Der Weckruf zeigte Wirkung, denn das DHB-Team zog wieder an und ging mit einem Sechs-Tore-Polster in die Kabine. „Wir müssen etwas konzentrierter und im Rückzug besser sein“, forderte der neue Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton in der Halbzeitpause.

Gislason wird in Auszeit laut

Doch Fehlanzeige. Mit vielen leichten Fehlern ließ der EM-Vierte die Türken beim 24:21 auf drei Tore herankommen. Wieder nahm Gislason eine Auszeit, in der er lautstark forderte: „Verdammt noch mal, ihr müsst mehr Gas geben. Geht dahin, wo es weh tut und kämpft mal ein bisschen.“

Seine Schützlinge taten sich aber weiter schwer, zumal Wolff nun auch nicht mehr der starke Rückhalt wie zu Beginn war. Mitte der zweiten Halbzeit musste er seinen Platz zwischen den Pfosten für Joel Birlehm räumen. Erst in der Schlussphase hatte das DHB-Team die Partie wieder im Griff und baute das Ergebnis aus.