Kroatiens Handballer im Finale Ultimative Krönung? Domagoj Duvnjak lebt sein WM-Wunder
Kroatien steht im WM-Finale und feiert eine magische Handball-Nacht. Nach seinem letzten Tanz vor Heimpublikum wird Nationalheld Duvnjak emotional. Erhält das hollywoodreife Drehbuch ein Happy End?
Zagreb - Domagoj Duvnjak holte seine Kinder aufs Feld, verabschiedete sich von den kroatischen Fans und weinte schließlich völlig erschöpft in den Armen seiner Teamkollegen. Der letzte Tanz vor Heimpublikum und der sensationelle Einzug ins Finale der Handball-Weltmeisterschaft hatten viel Kraft gekostet. „Heute schlafen wir quasi schon mit einer Medaille. Dieses Spiel wird uns ein Leben lang verbinden“, sagte der 36-Jährige. Er konnte seine Emotionen nicht zurückhalten.
Im Hexenkessel von Zagreb führte der Co-Gastgeber Europameister Frankreich eine Halbzeit lang vor und siegte am Ende mit 31:28. Die Auswahl des früheren Bundestrainers Dagur Sigurdsson spielt am Sonntag in Oslo um den zweiten WM-Titel ihrer Verbandsgeschichte. Gegner ist Goldfavorit Dänemark oder Deutschland-Bezwinger Portugal. „Es ist ein Sieg für alle. Wir sind bereit für das Finale“, schickte Duvnjak als Botschaft an das ganze Volk.
Schon vor dem Spiel gegen die Franzosen hatten sich Tausende vor der Arena in Zagreb versammelt und den Mannschaftsbus mit einer Pyro-Show zum Stadion eskortiert. Als die Spieler nach Mitternacht ins Teamhotel zurückkehrten, warteten immer noch viele Fans. „Ganz Kroatien vibriert für seine Mannschaft“, erkannte auch der unterlegene Franzose Luka Karabatic an.
Duvnjak drohte ein tragisches Karriereende
Vor dem Turnier hatte Duvnjak angekündigt, seine Karriere im Nationaltrikot nach der WM zu beenden - nach fast zwei Jahrzehnten. Gelingt ihm im letzten Spiel die ultimative Krönung? Kroatischer Rekordnationalspieler und Rekordtorschütze ist der 36-Jährige schon. Der Bundesliga-Profi vom THW Kiel genießt nach WM-Silber, EM-Silber und Olympia-Bronze Heldenstatus in seinem Heimatland. Nur auf eine Goldmedaille wartet er noch.
Dass Duvnjak überhaupt noch im WM-Kader steht, grenzt an ein Wunder. Schließlich hatte sich der Rückraumspieler in der Vorrunde eine Wadenverletzung zugezogen. Nach einer Untersuchung im Krankenhaus gab der kroatische Verband das Aus bekannt. Dann die Sensation: Duvnjak kommt in der Hauptrunde zurück. Die Kraft reicht zwar nur für Kurzeinsätze, doch allein die Anwesenheit seines Anführers beflügelt das gesamte Team.
„Nach der Verletzung brach für mich eine Welt zusammen. Ich war geschockt, die Diagnose ein totaler Schock. Aber mit der Hilfe eines Physiotherapeuten und eines Fitnesstrainers kam ich zurück. Ich bin mein ganzes Leben lang dankbar“, sagte Duvnjak und musste wieder weinen.
„Ein kleines Wunder“
Abschiedsankündigung, Verletzungsschock, Blitzheilung und WM-Drama: Duvnjaks vergangene Tage als Achterbahn der Gefühle zu beschreiben, wäre wohl noch eine Untertreibung. Sein Vereinstrainer beim THW Kiel, Filip Jicha, hatte mitgeteilt, dass er sogar ein Comeback von Duvnjak zum Restart der Bundesliga am 8. Februar als „ein kleines Wunder“ bezeichnen würde.
Anstatt auf der Tribüne zu schmoren, humpelt Duvnjak also weiter über das WM-Parkett und quält sich für diesen einen großen Traum. Schon jetzt feiert Kroatien seine Handball-Helden wie Weltmeister. Für Duvnjak steht fest: „Ich kann die Nationalmannschaft mit einem guten Gefühl verlassen“.