Schwierige Bedingungen führen zu vielen Absagen Im Regen sind Fahrer die "Härtesten"
Richtige Jubiläumsstimmung wollte nicht aufkommen beim Reit-, Spring- und Fahrturnier. Zu sehr beeinflusste das Wetter die zum 55. Mal stattfindende Veranstaltung, die zum 20. Mal vom Reit- und Fahrverein "St. Laurentius" Zerbst ausgerichtet wurde.
Zerbst. "Bei uns steht der Turnierplatz unter Wasser. Wir müssen improvisieren. Die Dressur-Turniere im 20- mal 40-Meter-Parcours verlegen wir zunächst in die Halle", antwortete Eberhard Ganzer, Vorsitzender des RFV "St. Laurentius" Zerbst, am Sonnabendmor- gen um 7 Uhr. Ob die Fahrwettbewerbe planmäßig stattfinden? "Bestimmt. Die Fahrer sind die Härtesten", schob er nach. So war es dann auch. Dennoch war das schlechte Wetter dominant während des gesamten 55. Reit-, Spring- und Fahrturniers zum Zerbster Heimat- und Schützenfest.
Zwischen 9 Uhr und 19 Uhr waren am Sonnabend im Gelände um Bone die Ein- und Zweispänner in den insgesamt sieben Fahrprüfungen unterwegs. "Wir haben in Abstimmung mit Parcourschef Rolf Schulz die Fahrstrecke um zwei Phasen (etwa 2,5 km) verkürzt, damit die Gespanne genügend Kraftreserven für die anspruchsvollen und für die Zuschauer interessanten insgesamt sechs Hindernisdurch- fahrten haben", erläuterte Wilfried Hänsch, Beauftragter des Landesverbandes für das Fahren.
Gleichzeitig absolvierten andere Gespanne ihre Dressuren auf dem Gelände an den Ziegenbergen. "Zwischen diesen Prüfungen und den folgenden Geländeprüfungen haben die Gespanne eine mindestens zweistündige Ruhephase", erklärte Walter Matzke jun., Vorstandsmitglied des RFV "St. Laurentius".
"Auch hier an den Ziegenbergen konnten wir an den beiden Tagen unter für alle gleichen Bedingungen gut fahren. Die Nähe der Fahrerunterkunft am Boneschen Teich war für uns sehr positiv gelöst", hob Conny Schultz aus Kirchscheidungen hervor, Beifahrerin bei ihrem Mann Jörg Schultz, der Vizelandesmeister bei den Einspännern Pony wurde. Wegen der überraschend hohen Teilnehmermeldezahl im Fahren wurde ein Teil der Prüfungen schon am Frei-tagnachmittag durchgeführt.
Übrigens waren die Fahrwettbewerbe am Turnierplatz an den Ziegenbergen und auch im Gelände im Vergleich zum Spingen im Schlossgarten und der Dressur an der Magdeburger Straße der Zuschauermag- net schlechthin, wenn auch auf niedrigerem Niveau im Gegensatz zu den Vorjahren.
Lediglich drei Fahrer haben wegen der Wetterunbilden das Turnier vorzeitig verlassen. Größere "Teilnehmerverluste" durch Nichtanreise oder vorzeitige Heimfahrt hatten die Dressurprüfungen zu verzeichnen. Teilweise, so Klaus Mönke, Verantwortlicher vor Ort, "bis zu 50 Prozent".
Aber alle Prüfungen, am Sonnabend fünf und am Sonntag vier, fanden statt. Auch draußen auf dem 20- mal 60-Meter-Viereck. Die Oberfläche war etwas schlammig, bei jedem Hufschlag patschte es deutlich hör- und sichtbar. Dr. Ute Krack-Goertz, Richterin Dressur: "Das Geläuf war sicher etwas sehr nass. Der Untergrund jedoch fest. Kein Pferd ist gerutscht." Und, so die Expertin, "wir und die paar treuen Zuschauer konnten recht anspruchsvolle Dressurvorführungen sehen".
Derweil gehörte Sonnabend und Sonntag die Turnierwiese im Schlossgarten ganz allein den Springreitern. So konnten am ersten Turniertag insgesamt neun Wertungsspringen absolviert werden. Dass dies alles fast vor einer Geisterkulisse stattfand, war sehr bedauerlich. Auch am Sonntag waren die Zuschauerzahlen leider nicht merklich angewachsen, obwohl der Verein entschieden hatte, an beiden Tagen keinen Eintritt zu nehmen.
Nur die allertreuesten Pferdesportfreude hielten tapfer durch. Auch bis zum Schluss, als um 16 Uhr vom langjährigen Stadionsprecher Otto Körnig aus Dessau die acht Teilnehmer zur höchstdotierten Springprüfung der Klasse M** in den Parcours gerufen wurden. Geritten wurde der "Große Preis der Stadt Zerbst", Preis des Bürgermeisters der Stadt Zerbst. Den Ehrenpreis stiftete Sperling Eisenwaren Zerbst.
Es war ein spannender Wettkampf, bei dem drei der vier bestplatzierten Reiter mit Punkten aus dem Umlauf belastet waren, die sie mitnahmen in die Siegerrunde, eine Art Stechen. Parcourschef Heinz-Jürgen Preller hatte die Hindernisbahn auf 320 m verkürzt, weniger, aber höhere Hindernisse eingebaut und eine Sollzeit von 54 Sekunden vorgegeben. Keiner kam ungeschoren durch diese Aufgabe. Die Abstände waren sehr knapp. Am Ende siegte mit insgesamt 4,5 Fehlerpunkten Michael Steinz (RV Gehrden u. U.) vor Christof Kauert (Schönebecker SC), Horst Lösche (RV Seyda) und Maximilian Schäfer (RV Königsborn).
Etwas befremdlich mutete bei Sieger und Platzierten sowie bei den Zuschauern aber an, dass kein städtischer Vertreter die Siegerehrung dieses besonderen Springens vornahm.
Unterm Strich, so von Eberhard Ganzer, war es ein Turnier unter schwierigen Bedingungen, das dank der Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer "gut über die Runden gebracht" wurde.
Es war für die Mitglieder des RFV "St. Laurentius" Zerbst ein Jubiläumsturnier - das 20. unter ihrer Verantwortung. Hut ab für dieses hohe unermüdliche Engagement. "Hufschlag frei" möchte man da ausrufen.