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Formel 1 Verstappen „absolut herausragend“ - McLaren zu vorsichtig?

Japan ist Verstappens Formel-1-Reich. Der Weltmeister siegt in Suzuka - schon zum vierten Mal am Stück. Ist die McLaren-Strategie zu verhalten? Teenager Antonelli schreibt Geschichte.

Von Martin Moravec und Thomas Wolfer, dpa Aktualisiert: 06.04.2025, 10:48
Max Verstappen (3.v.l) ist in Suzuka eine Klasse für sich.
Max Verstappen (3.v.l) ist in Suzuka eine Klasse für sich. Shuji Kajiyama/AP/dpa

Suzuka - Max Verstappen kostete seine Rekordfahrt in Suzuka mit einem Sprung in die Arme seiner Crew aus. Der Red-Bull-Pilot gewann zum vierten Mal nacheinander das Formel-1-Rennen von Japan und blieb auch bei einem Rad-an-Rad-Duell mit dem widerspenstigen Lando Norris ausgangs der Boxengasse cool, was den WM-Spitzenreiter zum Ausweichen auf den Grünstreifen trieb.

Der unersättliche Weltmeister, der im Klassement bis auf einen Punkt an den McLaren-Fahrer heranrückte, hielt sich mit Feierlichkeiten aber nicht lange auf. „Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit“, verkündete Verstappen nach seinem 64. Karrieresieg. „Wenn wir um die WM kämpfen wollen, brauchen wir mehr.“

„Max ist unbestritten der beste Fahrer der Welt“

Solche Aussagen sind eine Warnung an die Konkurrenz. So eine Einstellung macht einen Champion aus. „Er ist Mr. Motivator für uns“, lobte Red-Bull-Teamchef Christian Horner seinen Starpiloten, der die Abstimmung seines Wagens über das Wochenende komplett geändert hatte - und goldrichtig lag. „Max war absolut herausragend, Max ist unbestritten der derzeit beste Fahrer der Welt.“
 

Vier Siege in Suzuka am Stück hatte einst nicht einmal Rekordchampion Michael Schumacher geschafft. „Was für eine großartige Wende nach einem schwierigen Start. Wir geben nie auf, wir machen gemeinsam weiter“, sagte Verstappen, der Norris auf dem zweiten Rang entnervte.

Piastri darf an Norris nicht vorbei

McLaren war nah dran. Aber nicht nah genug. Vielleicht hätte Oscar Piastri den Niederländer noch abfangen können. Doch der Australier bekam an seinem 24. Geburtstag in der Schlussphase des Rennens kein Grünes Licht vom Kommandostand, um an Norris vorbei doch noch die Jagd auf Verstappen aufzunehmen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich, wenn ich die Position habe, Max noch gekriegt hätte“, meinte Piastri.

Sein Boss sah das anders. „Man braucht etwa acht Zehntelsekunden, um das Auto vor einem anzugreifen. Sobald man innerhalb einer Sekunde ist, hat man schmutzige Luft und die Leistung nimmt ab“, rechnete McLaren-Teamchef Andrea Stella vor. „Ich denke, heute war es nicht möglich, zu überholen.“

Hülkenberg steckt im Verkehr fest

Piastri fehlen nun 13 Zähler auf Norris im Klassement, auf Verstappen sind es zwölf. „Kein Fehler, absolut am Limit fahrend - das kann nur er“, sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko beim TV-Sender Sky über Verstappen. „McLaren ist eigentlich das schnellere Auto, aber er hat den Abstand kontrolliert. Meisterlich.“

Der einzige deutsche Fahrer im Feld, Nico Hülkenberg, raste als 16. im Kick Sauber deutlich an den Punkterängen vorbei. „Ich habe das ganze Rennen im Verkehr verbracht“, klagte er. „Das hat mein Leben schwer gemacht.“

Verstappen beendet seine Pole-Durststrecke

Verstappen musste ganze 280 Tage auf seine 41. Pole Position warten. Seit dem Grand Prix von Österreich Ende Juni vergangenen Jahres hatte er nicht mehr die Startaufstellung angeführt. Als „irre“ bezeichnete sein Renningenieur Gianpiero Lambiase das Meisterstück in der Qualifikation, als Verstappen eine Zauberrunde auf den letzten Drücker hingelegt hatte.

Er verteidigte seine vierte Pole in Japan nacheinander auch souverän am Start. Vor den Augen der japanischen Prinzessin Akiko von Mikasa und 115.000 Fans auf dem Suzuka Circuit blieben Norris als Zweiter und Piastri als Dritter an dem viermaligen Weltmeister dran, der auch in dieser Saison die Schwächen seines störrischen Red Bull fahrerisch hervorragend zu kaschieren versteht.

Zoff in der Boxengasse

Nach einem Drittel des Rennens versuchte es McLaren mit einer Finte. Auf die Ankündigung, Norris käme angeblich zum Boxenstopp rein, fiel Red Bull aber nicht rein. Richtige Spannung gab es endlich in der 22. Runde, als Verstappen und Norris gleichzeitig zum ersten Reifenwechsel anhielten.

Der Red-Bull-Star legte einen langsameren Stopp hin, sein Rivale steuerte dann fast gleichauf mit ihm aus der Boxengasse. Es wurde eng an der Ausfahrt. Der Engländer musste auf den Rasen ausweichen, um einen Crash zu vermeiden. „Er hat mich abgedrängt“, klagte Norris über Funk. „Er ist von alleine ins Gras gefahren“, meinte Verstappen ungerührt.

Antonelli schreibt Formel-1-Geschichte

Die Regelhüter erkannten anschließend auch keinen Verstoß. „Max ist der Letzte, von dem ich erwarte, Raum zu bekommen, aber auf eine gute Art, eine Rennfahrer-Art“, sagte Norris später über das Duell.

Verstappen kam als Fünfter zurück, Norris direkt dahinter er als Sechster. Und wer führte? Mercedes-Neuling Kimi Antonelli! Mit gerade einmal 18 Jahren und 224 Tagen. Kein anderer Fahrer war in dieser Position je jünger in der Formel-1-Geschichte. „Das nächste Ziel ist es, das auch in der einzigen Runde zu tun, auf die es ankommt: in der letzten Runde“, verkündete er.

Antonelli wurde am Ende Sechster und ist nun auch der jüngste Pilot, der die schnellste Runde drehte. Bislang hatte Verstappen mit 19 Jahren und 44 Tagen diese Bestmarke gehalten.

Piastri drängt und drängt

Als Antonelli in der 32. Runde an die Box steuerte, wurde die alte Ordnung wieder hergestellt. Verstappen übernahm mit rund 1,5 Sekunden Vorsprung wieder vor den beiden McLaren die Führung. Norris musste sich immer heftiger gegen Piastri wehren, der endlich vorbeigelassen werden wollte. „Ich habe die Geschwindigkeit, um mir Max zu schnappen“, verkündete der China-Gewinner. Von seiner Box gab es aber kein Go.

Verstappen konnte der McLaren-interne Zweikampf egal sein. Er raste unbeirrt zu seinem ersten Saisonsieg. „Wir geben die Weltmeisterschaft noch lange nicht auf“, verkündete Marko.