Fußball 13-jähriger Martin Gille aus Kloster Neuendorf besucht die Sportschule und spielt beim 1. FC Magdeburg Konstante Weiterentwicklung und Traum vom Profi
Über den 1. FC Magdeburg ins Profigeschäft - das ist der angestrebte Weg von Martin Gille. Der 13-jährige Fußballer mit Leib und Seele aus Kloster Neuendorf besucht aktuell die siebte Klasse des Sportgymnasiums in Magdeburg und spielt in der U13-Auswahl des FCM.
Magdeburg/KlosterNeuendorf l Lionel Messi ist sein Vorbild, dessen Verein FC Barcelona der Lieblingsklub von Martin Gille. "Für Barcelona würde ich gern mal spielen", verrät der 13-Jährige mit einem leichten Schmunzeln. Noch ist der Westaltmärker, der die Schnelligkeit als seine große Stärke sieht, natürlich weit von der Weltelite entfernt, doch alle großen Fußballer - auch Messi - haben mal klein angefangen. Momentan spielt Gille für die U13 des 1. FC Magdeburg in der C-Junioren-Landesliga, Staffel II, doch schon in zwei Jahren wird Martin in die U15 aufrücken, die derzeit in der Talenteliga Mitteldeutschland aktiv ist.
Seit Beginn des aktuellen Schuljahres besucht Martin Gille die siebte Klasse des Sportgymnasiums in Magdeburg. Mit zwölf Jahren verließ der ehrgeizige Westaltmärker sein Elternhaus, weil er von einer großen Zukunft als Fußballer träumt. Die Chancen dafür stehen auf einer Sportschule generell besser, was Gille dabei natürlich auch bewusst war. "Mein Ziel ist es, Profi zu werden. Man gibt alles dafür, dann wird man sehen, was kommt", sagt der bescheidene 13-Jährige aus Kloster Neuendorf selbst.
Martin kam auf eine kuriose Weise zum Fußball. Sein Großvater Günter Falkuß fand im Jahr 2005 in der Zeitung eine Annonce, dass die G-Junioren des SSV 80 Gardelegen auf Spielersuche sind. Er überzeugte seinen damals fünfjährigen Enkel davon, mit dessen Kumpel Fabian Neubüser das Training aufzusuchen. Die ersten Einheiten fanden im Winter in der Halle unter der Leitung von Tony Schulz und Anne Berninger statt. Eine Saison lang war Gille für den SSV aktiv, dann wechselte er 2006 in die F-Jugend der SG Jävenitz/Kloster Neuendorf, wo Jörg Lindecke als Trainer das Sagen hatte und von Martins Großvater Günter Falkuß als Betreuer unterstützt wurde. "Dieser Wechsel war für Martin schon die beste Lösung, denn er ging auch in Jävenitz zur Schule", verrät Mutter Kirsten. Gille spielte übrigens zeitgleich auch noch in der G-Jugend unter Trainer Udo Spengler.
Zur Spielzeit 2011/2012 beantragte der heute 13-Jährige eine Gastspielgenehmigung für die D-Junioren des SSV 80 Gardelegen, wo er unter der Regie des Trainergespanns Norbert Scheinert/Thomas Haak Landesliga-Luft schnupperte. Seinem Heimatverein SG Jävenitz/Kloster Neuendorf blieb Martin trotzdem treu, half gelegentlich in der C-Jugend, die in der Kreisliga beheimatet war, aus. "Bei all meinen bisherigen Trainern möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken", weiß der 13-Jährige, dass die Übungsleiter ihm auch zu seinem Weg nach oben verholfen haben.
Martin besticht mit guten Testergebnissen in Osterburg
Gleichzeitig war Gille aber auch in der Stützpunktauswahl Klötze, trainiert von Mario Förster und Jürgen Brandt, aktiv - und das auch sehr erfolgreich. Bei Tests an der Landessportschule Osterburg, wo nicht nur der sportliche, sondern auch der mentale Aspekt eine Rolle spielte, wurden Sachsen-Anhalts Landesauswahltrainer Dieter Hausdörfer und Frank Gifhorn, die ihn in ihren Kader aufnahmen, sowie der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim 1. FC Magdeburg, Carsten Müller, auf den jungen Kloster Neuendorfer aufmerksam. Die Werte dieser regelmäßigen Tests wurden über zwei Jahre hinweg überprüft, wobei auffiel, dass Gille stets "gut abschnitt", wie er selbst verrät. So bekam seine Familie Ende 2011 ein Fax von Landesauswahltrainer Hausdörfer zugesendet, in dem Letztgenannter Martin aufgrund seiner stetigen Weiterentwicklung eine Empfehlung für die Sportschule aussprach. "Wir hatten ein Vierteljahr Zeit, um uns zu entscheiden", weiß Mutter Kirsten. Die Entscheidung sollte aber - so wollten es Kirsten Gille und Ehemann Matthias - Martin selbst treffen. Der nahm die Herausforderung an und hat seit Juli 2012 seine sportliche Heimat in der Landeshauptstadt gefunden. "Ich will mich weiterentwickeln und möglichst Profi werden", begründet der Schüler der siebten Klasse des Sportgymnasiums seine Entscheidung. "Uns ist es natürlich sehr schwer gefallen, ihn gehen zu lassen. Wir hatten einige schlaflose Nächte, doch wir wissen, dass er unheimlich gern Fußball spielt. Doch wir haben auch gesagt, dass Martin, wenn es ihm nicht mehr gefällt oder es mit der Schule nicht mehr klappt, wieder zurückkommt", erklärt Kirsten Gille.
Auf ihren Sohn Martin kommt Tag für Tag ein echtes Mammutprogramm zu. Der 13-Jährige muss, um rechtzeitig in der Schule - Beginn ist um 7 Uhr - zu sein, um 6.15 Uhr aufstehen. Anschließend wird im Internat gegen 6.40 Uhr gefrühstückt. Dienstags und donnerstags steht für den Westaltmärker, der dann zunächst bis 9 Uhr Unterricht hat, Zusatzsport auf dem Programm. Heißt: Es wird zwei Schulstunden lang auf dem Trainingsplatz neben der MDCC-Arena unter der Leitung von Nick Struy trainiert. Während am Dienstag Lauftraining stattfindet, wird am Donnerstag vermehrt mit dem Ball geprobt. Am Montag ist die Schule um 13.05 Uhr beendet, von Dienstag bis Donnerstag muss Martin bis 14.45 Uhr die Schulbank drücken - montags, dienstags und donnerstags wird anschließend von 15 bis 17.30 Uhr, mittwochs hingegen von 17 bis 18.30 Uhr trainiert - und am trainingsfreien Freitag darf der 13-Jährige nach Schulschluss um 13.55 Uhr die Reise - seine Eltern übernehmen den Fahrdienst - in seine westaltmärkische Heimat antreten.
Um Magdeburg zu erkunden, bleibt Martin Gille unter der Woche zu wenig Zeit, denn nach Beendigung der Trainingseinheiten am Nachmittag hat er nur bis 20.30 Uhr Zeit für Hausaufgaben und private Dinge wie der Anruf der Eltern, dann ist nämlich Nachtruhe angesagt.
Westaltmärker kommt als Innenverteidiger zum Einsatz
Am Wochenende jagt Martin dann zumeist in den Punktspielen der C-Junioren-Landesliga, Staffel II, dem runden Leder hinterher. Beheimatet ist er in der Innenverteidigung. "Ich glaube, dass ich dort spiele, weil ich zweikampfstark bin", denkt der 1,69 Meter große Gille selbst. Carsten Müller hatte das Traineramt ab Saisonbeginn für ein halbes Jahr übernommen. Doch Müller fehlte aufgrund seiner Funktion als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim 1. FC Magdeburg die Zeit, längerfristig die Verantwortung für Gille Co. zu übernehmen. Mittlerweile haben Tobias Gregull als Chefcoach und Ludwig Rabethge als Co-Trainer - auf beide ist Martin übrigens gut zu sprechen - das Sagen bei der U13-Vertretung, die in der Landesliga weit oben platziert ist. Gelegentlich ist der Kloster Neuendorfer auch mit der Landesauswahl bei Spielen oder Turnieren unterwegs.
"Ich habe mich an den Rhythmus gewöhnt."
"Ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft", sagt Martin, dem der FCM sehr am Herzen liegt. Viele Freunde hat er mittlerweile gefunden, gleich sechs seiner Mannschaftskollegen wohnen im gleichen Internat. Gille selbst teilt sich übrigens ein Zimmer mit Marc Plewa. "Den Schritt auf die Sportschule habe ich bisher nicht bereut. Ich muss zugeben, dass das Leben dort nicht so hart ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Mittlerweile habe ich mich auch an den Rhythmus gewöhnt", verrät der 13-Jährige.
Dennoch freut er sich auf die kurze Zeit, die er am Wochenende in seiner Heimat Kloster Neuendorf verbringen kann. "Ich spiele zu Hause selbst Fußball und schaue auch oft meinen alten Kollegen bei ihren Partien zu. Zudem freue ich mich, einfach auch mal ganz allein sein zu dürfen", schmunzelt Martin, der das Leben auf dem Land bevorzugt.
Ohnehin könnte er sich vorstellen, später in die Westaltmark zurückzukehren. "Es wäre schön, wenn ich irgendwann noch einmal mit meinen alten Kumpels zusammenspielen würde", sagt der 13-Jährige. Doch zunächst einmal hat er ein großes Ziel vor Augen - er will auf der Karriereleiter noch einige Stufen nach oben klettern. "Wenn ich es in die erste Männermannschaft des 1. FC Magdeburg schaffen würde, wäre das schon cool", verrät Martin, der übrigens viele Heimspiele in der Regionalliga besucht. Oft ist er auch mit seinen Mannschaftskollegen als Balljunge aktiv.
Gille sagt übrigens den Aufstieg der Landeshauptstädter in zwei Jahren in die 3. Liga voraus. "Ich glaube, wenn RB Leipzig und Carl Zeiss Jena weg sind, packt es der FCM", erklärt der Kloster Neuendorfer, der als größte sportliche Erfolge den Kreispokalsieg 2011/2012 mit der D-Jugend des SSV 80 Gardelegen und den Einzug ins Landespokalendspiel in dieser Spielzeit mit der U13 des 1. FC Magdeburg nennt.
"Solange es geht, möchte ich auch noch Fußball spielen", blickt Gille in die Zukunft. Bislang ist er zum Glück von größeren Verletzungen verschont geblieben. "Beim FCM wird ohnehin sehr auf die Gesundheit der Spieler geachtet", weiß Martin. Mutter Kirsten ergänzt: "Der Kontakt zu den Eltern ist auch immer da, was ganz wichtig ist."
Sollte es mit dem ganz großen Wurf, einer großen Karriere als Fußballer, doch nicht klappen, würde Martin gern einen Beruf ausüben, "der mit Sport etwas zu tun hat - vielleicht Sportlehrer". Doch so weit ist es für den 13-Jährigen noch lange nicht. Sein erhoffter Weg führt ins Profigeschäft. Der erste Schritt ist gemacht, weitere müssen folgen. Vielleicht wird man Martin Gille dann sogar eines Tages im Trikot eines Bundesligisten oder eines internationalen Erstligaklubs sehen.