Fußball Abgesang in Atzendorf
ZLG bleibt beim 0:6 gegen Seehausen Vieles schuldig.
Atzendorf l Abstiegskampf, das bedeutet Einsatzwillen, harte Zweikämpfe, Laufbereitschaft. Doch davon war bei der ZLG Atzendorf gegen den SV Seehausen gar nichts zu sehen. Vielmehr sah die 0:6 (0:4)-Niederlage wie ein leiser Abgesang in der Fußball-Landesklasse aus. Das Team von Steffen Grohe präsentierte sich wie der Abstiegskandidat Nummer eins. Natürlich war die personelle Situation nicht berauschend, neben Flügelflitzer Tobias Sura fehlten mit Phillip Voigtländer und Sascha Eisenträger wichtige Stützen in der Abwehr. Den körperlosen und blutleeren Auftritt der Atzendorfer erklärt dies allerdings nicht. Abspielfehler bei Acht-Meter-Pässen, Passivität in Kopfbällen und Begleitschutz bei Laufduellen – die ZLG zeigte zu keinem Zeitpunkt den notwendigen Willen, in der Landesklasse bleiben zu wollen.
Energisch wurde es nur, wenn Entscheidungen von Schiedsrichter Kevin Shaikh angezweifelt wurden oder der eigene Mitspieler einen Fehler beging. Das war zwar ein Beweis der blank liegenden Nerven, doch genau dort sind die Emotionen an der falschen Stelle. Abstiegskampf heißt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, gegenseitig Fehler auszubügeln, sich zu motivieren. Das bedeutet Laufbereitschaft ohne Ball, um Anspielstationen in der Offensive zu schaffen. Doch davon war nichts zu sehen. Entweder versuchte es beispielsweise Sebastian Tolle mit dem Kopf durch die Wand, als er von drei Gegenspielern aufgehalten wurde, oder in der Mitte war kein Abnehmer der Flanken.
Die Folge: Ballverluste und Konter der Seehausener. Zur Pause hatten sie so bereits eine 4:0-Führung erzielt. Besonders bitter, beziehungsweise Glück für die ZLG: Sie haben noch viele Chancen liegen gelassen. Dank Keeper Lukas Fiser, der gegen Philipp Neubauer (22.), Robin Marschke (27.) und Marc Hübner (31.) in höchster Not im Eins-gegen-Eins rettete, war der Rücksand nicht höher. Zudem traf Marcel Maier bei seinem Klärungsversuch nur den Pfosten des eigenen Kastens. Hinzu kamen Schlafphasen, die weitere Gegentreffer zur Folge hatten. Zum einen reichte den Gästen beim Freistoß ein einfaches Querlegen, um den Weg um die Mauer freizumachen und zum 2:0 zu erhöhen. Zum anderen blieben fast alle Atzendorfer nach Ballverlust einfach stehen, sodass Fiser keine Unterstützung bekam, hinterher lief und nur mit einem Foul einen Torschuss verhindern konnte – Elfmeter, der zum 3:0 für den SVS führte.
Auch nach dem Wechsel fand kein Aufbäumen statt. Stattdessen erhöhte Seehausen in bewährter Manier per Konter zum 6:0. Als das Team danach etwas nachließ, fand die ZLG halbwegs ins Spiel. Somit gelang der erste echte Torschuss in der 78. Minute, doch Marc Burdack zielte zu ungenau und traf nur Keeper Carsten Neugebauer. 20 Sekunden später verzog Maximilian Gehrke aus kurzer Distanz und schoss den Ball über den Kasten. Es passte ins niederschmetternde Bild, dass sich Kapitän Stefan Rock, der als Innenverteidiger auflief, die fünfte Gelbe nicht mit einem Foulspiel, sondern wegen Meckerns abholte. Womöglich wollte er ein Zeichen setzen, seine Mitspieler aufwecken, doch der Schuss ist nun nach hinten losgegangen. Im richtungsweisenden Derby bei der TSG Unseburg/Tarthun am kommenden Sonnabend wird er also fehlen. Zudem mussten Arthur Knoll (Knieprellung) und Alexander Kutz (Leistenprobleme) angeschlagen ausgewechselt werden.
Nicht nur Grohe blieb am Ende ratlos zurück: „Es herrscht eine große Verunsicherung im Team. In den Trainingseinheiten läuft es ganz anders, da ist es genau das Gegenteil. Ich habe keine Erklärung für diesen Auftritt, zumal wir vor fünf Wochen noch beim Zweiten, Eintracht Osterwieck, mit 1:0 gewonnen haben.“ Der aktuelle Auftritt allerdings verhieß nichts Gutes. In der Schule würde es heißen: Setzten! Sechs! Nur mit einem Sieg würde das Team die Chancen auf den Ligaverbleib aufrecht erhalten, allerdings würde der Rückstand dennoch einen Zähler betragen, sodass es auf Schützenhilfe hoffen und natürlich selbst seine Hausaufgaben erledigen müsste. Keine Frage, in den letzten sieben Saisonspielen muss sich Atzendorf die Note Eins verdienen, sonst heißt es: Nicht versetzt. Absteigen.
ZLG Atzendorf: Fiser – Rock, Maier, Knoll (41. Ebeling), Kutz (56. Sonnefeld), Tolle, Faatz (70. Muth), Burdack, Isufi, Maximilian Gehrke, Michael Gehrke
Tore: 0:1, 0:2 Robin Marschke (6., 17.), 0:3 Marc Hübner (36. FE), 0:4 Robin Marschke (42.), 0:5 Domenik Siegmund (54.), 0:6 Philipp Neubauer (62.); Schiedsrichter: Kevin Shaikh (Besiegdas Magdeburg), Zuschauer: 31