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Fußball Buffon als gutes Vorbild für das Urgestein

Von ganz unten angefangen, hat es der TSV 1919 Kusey innerhalb weniger Jahre zu einer gestandenen Kreisoberliga-Mannschaft geschafft.

Von Florian Schulz 06.05.2017, 05:00

Kusey l Diesen erfolgreichen Weg komplett mitgegangen ist Florian Bratz. Ob auf dem Feld oder im Tor – der 33-jährige Allrounder brachte immer seine Leistung und hat maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung. Eigentlich war es Bratz irgendwann über, das Tor zu hüten. Lieber ließ er sich im defensiven Mittelfeld oder als Libero aufstellen. „Dort kann man sich vielleicht immer mal einen Fehler erlauben. Wenn dies als Torhüter passiert, fällt meist ein Gegentor“, weiß der Kuseyer um die große Verantwortung eines Schlussmannes. Da allerdings beim TSV aktuell auf dieser Position ein Engpass herrscht, ist Bratz wieder zur Nummer eins der Elf von Trainer Klaus-Dieter Steckhan aufgestiegen. Vielleicht nicht unbedingt mit Wohlwollen, aber er stellt sich – und das zeichnet den Westaltmärker aus – in den Dienst der Mannschaft.

Bereits seit seinem siebten Lebensjahr schnürt Florian Bratz im Verein seine Fußballschuhe. Damals begann er unter der Leitung von Trainer Bodo Sokolowski in der E-Jugend des VfB 07 Klötze. In den ersten Jahren wurde Bratz stetig als Libero aufgeboten, ab der C-Jugend wechselte er zwischen die Pfosten. „Es war zu diesem Zeitpunkt kein anderer Torwart da, also musste ich rein“, verrät der Westaltmärker, der in Klötze durchgehend in der Landesliga aktiv war und dort viel erlernte. Weil der Kuseyer aber doch lieber auf dem Feld agieren wollte, schloss er sich später der B-Jugend des SV Eintracht Immekath an. Diese Truppe löste sich nach zwei Jahren jedoch auf. Nun legte Florian Bratz seinen Fokus bereits auf den Herrenbereich. Dafür musste er aber noch ein Jahr warten, weil er noch zu jung war. „Ich habe bei den Kuseyer Männern zunächst als Wasserträger fungiert und nur trainiert“, erklärt der 33-Jährige. Der hatte als 18-Jähriger wieder einmal „Pech“, dass beim TSV kein etatmäßiger Schlussmann zur Verfügung stand. So musste Bratz als Youngster auf Anhieb den Kasten hüten, machte seine Sache jedoch sehr ordentlich. Mit dem Verein seines Heimatortes machte der Westaltmärker immerhin drei Aufstiege mit. Zunächst ging es von der 2. Kreisklasse Nord hoch in die 1. Kreisklasse, während man wenig später auch noch den Sprung in die Kreisliga schaffte. Aus dieser stiegen die Kuseyer zwischenzeitlich noch einmal ab, um dann vor drei Jahren zurückzukehren. Doch was hat sich nach Florian Bratz‘ Ansicht über die Jahre hinweg beim TSV getan? „Früher waren noch viele ältere Spieler dabei. Mittlerweile profitieren wir von unserer guten Nachwuchsarbeit, haben die jungen Akteure integriert und dadurch eine schlagkräftige Mannschaft gebildet“, so der stolze Routinier.

„Habe mich vom Kopf her reif gefühlt“

Bis 2008 blieb Bratz die Nummer eins im Kuseyer Gehäuse, ehe er doch den Gefallen daran verlor. „Ich wollte einfach nicht mehr“, verrät der 33-Jährige. Der wechselte fortan auf das Feld, zog sich jedoch im Folgejahr einen Kreuzbandriss zu. Dadurch war eine lange Pause angesagt. Von 2011 bis 2013 übernahm der Allrounder das Traineramt beim TSV. „Ich wollte in dieser Zeit meine Verletzung auskurieren, zudem wurde auch ein Coach gesucht. Ich wollte es schon von mir aus gern machen, wurde dann aber auch vom Vorstand gefragt“, so der Westaltmärker. Der legte sich als Übungsleiter mächtig ins Zeug und führte – wie er selbst zugibt – einige „lustige Methoden“ im Training ein. „Ich habe mich vom Kopf her reif genug für diese Aufgabe gefühlt, zudem haben die Jungs, da ich eigentlich immer mit vorweggegangen bin, auch auf mich gehört. Das Gute ist, dass mittlerweile alle Spieler auch mit dem linken Fuß schießen können“, legt Florian Bratz viel Wert auf Beidfüßigkeit. Da Bratz im Laufe der Zeit aber doch wieder selbst auf das Feld zurückkehren wollte, bemühte er sich zusammen mit dem Vorstand um einen neuen Trainer. Der wurde dann auch mit Klaus-Dieter Steckhan gefunden. Vom Modell des Spielertrainers hält der 33-Jährige wenig: „Ich denke, man kann nur eine Sache zu 100 Prozent machen. Ansonsten muss man im Training immer mit zweierlei Maß messen, was aus meiner Sicht schwierig ist.“ Da nun also mit Steckhan ein neuer Mann an der Seitenlinie stand, kehrte Florian Bratz auf das Feld zurück. Seinen Platz im Team fand er dank seiner Übersicht und seinem Spielverständnis entweder im defensiven Mittelfeld oder als Libero. „Es hat einfach wieder gejuckt in den Knochen. Es war sicherlich schwierig, wieder hereinzukommen, doch ich habe von Spiel zu Spiel immer mehr Sicherheit gewonnen, so dass es vor allem kopfmäßig keine Probleme mehr gab“, blickt der Routinier zurück. Der ehrgeizige und stets hilfsbereite 33-Jährige mag es, die jungen Spieler zu führen und ihnen das nötige Wissen zu vermitteln. Mittlerweile ist die Truppe zu einer echten Einheit geworden und hält sich im gesicherten Tabellenmittelfeld der Kreisoberliga auf. „Mittlerweile haben wir, da immer wieder starke junge Spieler nachkommen, eine gute Mischung im Team. Der Zusammenhalt stimmt vor, während und nach dem Spiel und jeder gönnt dem anderen auch seine Spielzeit“, spricht der Kuseyer vom guten Mannschaftsklima. Im Juni wird das Team übrigens erstmals geschlossen eine Saisonabschlussreise nach Mallorca tätigen.

Seit der Winterpause muss Florian Bratz nun wieder das TSV-Gehäuse hüten. „Mittlerweile bin ich nicht mehr der Jüngste und Schnellste. Vielleicht ist das für mich sogar die beste Alternative. Die Umstellung fiel mir nicht allzu schwer, zudem bin ich zuvor auch im Training ab und an mal ins Tor gegangen“, verrät der Routinier, der ergänzt: „Mein früherer Mitspieler Jens Wille sagte mal: Wenn jemand allein auf mich zuläuft, habe ich eigentlich immer den Ball. Ob das heute auch noch so ist, weiß ich nicht.“ Der Westaltmärker stellt sich nun darauf ein, dauerhaft im Tor zu stehen. „Eigentlich ist es schon mein Ziel, bis mindestens 40 zu spielen“, erklärt der Kuseyer. Der hält es für möglich, dass der TSV dauerhaft im gesicherten Mittelfeld der Kreisoberliga mitspielen kann. „Vom vierten bis zum siebten Platz sollte da eigentlich alles drin sein“, weiß Bratz. Der erinnert sich gern an die Spielzeit 2014/2015 zurück, als die Steckhan-Elf als Aufsteiger in der höchsten Spielklasse im Altmarkkreis Salzwedel zur Winterpause erst vier Punkte auf dem Konto hatte, dank einer bärenstarken Rückrunde aber doch noch den Klassenerhalt schaffte. „Das war ein absolut geiles Gefühl“, so der dreifache Vater rückblickend. Doch nicht nur auf dem Feld läuft es beim TSV momentan gut, sondern auch hinter den Kulissen. „Ich denke, da wäre vor allem Gerhard Mosel lobend zu erwähnen. Er kümmert sich um den Platzbau, um die Trikots und diverse andere Dinge. Er ist quasi wie eine Mutter ohne Brust“, verrät Florian Bratz. Auch das Tresenteam leistet bei den Heimspielen gute Arbeit und kümmert sich in ausreichender Form um die Versorgung der Zuschauer. Bei Arbeitseinsätzen packen aber auch die Spieler selbst ordentlich mit an.

„Würde mir einen Anschub wünschen“

Wenn Florian Bratz in den nächsten Jahren verletzungsfrei bleiben sollte, könnte er sich vorstellen, auch noch mit 40 das Kuseyer Gehäuse zu hüten. „So intensiv ist es auf dieser Position ja nicht. Wenn sich kein Besserer findet, würde ich das gern durchziehen“, nimmt sich der Westaltmärker womöglich ein gutes Beispiel an der italienischen Legende Gianluigi Buffon, der mit mittlerweile 39 Jahren noch im Tor von Juventus Turin steht. Auch für die Kreisliga-Altherren der SG Kusey/Immekath/Jahrstedt möchte Bratz ab sofort häufiger auf Punktejagd gehen und freut sich schon auf das diesjährige Pokalfinale gegen die SG Pretzier/Chüden, das möglichst siegreich gestaltet werden soll. Auch mit den TSV-Herren wäre ein Kreispokalsieg auf Dauer lukrativ. „Da hatten wir bislang aber immer wieder das Pech, spätestens im Viertelfinale auf Teams wie Salzwedel oder Liesten zu treffen“, so der 33-Jährige, der seinen Eltern und Ehefrau Diana einen großen Dank für die stetige Unterstützung ausspricht, mit einem Grinsen. Um in der Liga dauerhaft ordentlich mitzuspielen, hofft der Kuseyer auch auf Dauer auf das Nachrücken talentierten Nachwuchses. „Da würde ich mir schon einen kleinen Anschub wünschen“, erklärt der Westaltmärker. Momentan ist beim TSV – viele Nachwuchsakteure sind mit Gastspielrecht in Jahrstedt aktiv – die Bildung einer G-Jugend geplant, die womöglich Philipp Wißwedel und Christian Gädicke trainieren würden. Der Routinier kann es sich selbst aus beruflichen Gründen nicht vorstellen, irgendwann auf die Trainerbank zurückzukehren. Als Fan wird Urgestein Florian Bratz dem TSV 1919 Kusey aber auf ewig erhalten bleiben.