Jubiläum Dauerbrenner des Sports wird 80
Am 10.12.2020 begeht der Zerbster Rolf Zacharias seinen 80. Geburtstag.
Zerbst l Er wollte diesen Geburtstag in einer Zerbster Gaststätte mit seiner Familie sowie den engsten Freunden und Bekannten feiern. Doch „Corona“ hat etwas dagegen.
Die vielen Gratulanten werden sich etwas einfallen lassen, um ihm zu gratulieren und Danke zu sagen für die tolle Zusammenarbeit und seinen ehrenamtlichen Einsatz. Der 80. Geburtstag ist eine echte Gelegenheit dazu. Es lohnt sich, zurück zu schauen, das Leben Revue passieren zu lassen.
Rolf Zacharias wurde in der Fohlenweide in Zerbst geboren. Die „Fohlenweide-Kinder“ waren bekannt für ihren Zusammenhalt, für ihre Streiche und für ihre Unternehmungen entlang der Nuthe. Einer, der dazu gehörte und der mit Rolf Zacharias ganz eng befreundet ist, ist Hans Güth. „Unsere Freundschaft gibt es, seit ich denken kann“, sagt der ehemalige Lehrer.
Als Übungsleiter, Betreuer, Erzieher und sportliche Vorbilder sind beide heute noch bei den Leichtathleten des TSV Rot-Weiß Zerbst aktiv und maßgeblich an der Entwicklung und den Erfolgen beteiligt. Für Rolf Zacharias ist das eine Herzensangelegenheit. Er mag es besonders, mit kleineren Kindern und interessierten Jugendlichen zu arbeiten, sie sportlich und persönlich zu entwickeln.
Kein Wunder, hat er doch seit seiner Kindheit und bis heute fast täglich Sport getrieben, sich bewegt und in verschiedenen Sportarten unzählige Siege und Erfolge errungen – nicht nur als Läufer.
Rolf Zacharias war in den 1950er Jahren und Anfang der 1960er Jahre Rettungsschwimmer. Herr Buse, damals an der Zerbster Berufsschule tätig, war sein Ausbilder. In dieser Gruppe waren auch „Molli“ Brandt und Dieter Sanftenberg. Beide fungierten später als Bademeister im Zerbster Freibad. Rolf legte die Schwimmstrecken ohne Probleme zurück und kam beim Streckentauchen erst nach 50 Metern wieder an die Wasseroberfläche.
Das befähigte ihn zu Einsätzen an der Ostsee. Parallel zum Wasserrettungsdienst gab es für ihn den Fallschirmsport bei der GST, der Gesellschaft für Sport und Technik. Besondere körperliche Fitness und Mut waren dazu nötig. Beides hatte er.
Nach rund einjähriger Vorbereitung, zu der die Theorie, Trockensprünge aus zirka zwei Metern Höhe, das Fallschirmpacken und Sprünge von Türmen in Magdeburg und Halle gehörten, wurden dann die ersten drei Sprünge aus 800 m Höhe aus einer AN 2 in Halle mit Erfolg absolviert.
Dass gerade beim ersten Sprung der Wind derart stark wehte, dass es die Anfänger alle an den Rand des Flugfeldes und darüber hinaus trieb, ist erwähnenswert. Obwohl Rolf in einem Schrebergarten landete, konnte ihn das nicht erschüttern. „Dass er sich beim Einsteigen in den Zug zur Heimfahrt den Mittelfußknochen brach, deshalb in Bitterfeld dem DRK übergeben wurde, glaubte uns seine Mutti bis zu ihrem Tode nicht. Rolf war mit dem Sankra eher zu Hause als ich“, erinnert sich Hans Güth, der mit dabei war.
Zacharias machte später noch mehrere Sprünge unter anderem in Magdeburg.
Die Härte gegen sich selbst war sicherlich ein Grund dafür, weshalb „Zachar“ – so wurde er gerufen – sich bei den Zerbster Boxern der BSG Motor Zerbst anmeldete. So trainierte er an den Tatzen eines Otto Richter und eines Gerhard „Eipe“ Könnecke. Obwohl er bei seinem ersten Kampf in Lindau in der ersten Runde gleich zweimal mit dem Ringboden Bekanntschaft gemacht hatte, gewann er diesen in der zweiten Runde durch K.o.
Sein Mut und seine Entschlossenheit machten ihn auch später erfolgreich. Bis zur Armeezeit blieb er boxerisch aktiv.
Vier Jahre absolvierte er im Harz seinen Armeedienst. Als passabler Skifahrer in der Loipe, als Läufer im Gelände und natürlich auf der Aschenbahn wurde er zum Medaillensammler für sein Bataillon – ein Tausendsassa des Sports.
Die Aufzählung wäre unvollständig, würde man seine Erfolge in der Leichtathletik und seine Leidenschaft für diese Sportart nicht erwähnen. Als 1968 vom Zerbster Peter Große die Leichtathletikgruppe der SG Dynamo Zerbst gegründet wurde, war Rolf Zacharias dabei.
„Bekannte Zerbster Sportlerinnen und Sportler wie Ulrich Schwabe, Jörg Mohs, Hans-Jürgen Schilling, Gerald Zielinski, die Brüder Axel und Hans-Jürgen Stein, Inge Richter, Angela Mahn und Michael Sens profitierten von seinen Erfahrungen und sahen in ihm ein Vorbild, einen Mann, der trotz schwerer körperlicher Arbeit als Maurer oder Straßenbauer hervorragende sportliche Erfolge erzielte“, betont sein Wegbegleiter, sportlicher Konkurrent und Freund Hans Güth.
Laufleistungen, die in allen Altersklassen bis ins hohe Laufalter „überragend“ waren, wie u. a. die 3000 m in 9:10,1 min, die 10000 m in tollen 33:10,1 min, die 100 km in 8:38,57 h oder nationale Crosslauf-Siege, verlangen nach großen Ausrufezeichen. Eine sich selbst auferlegte Zeitmarke schränkte dann seine Laufleidenschaft ein.
Als Rolf Zacharias vor einigen Jahren die 1000 Meter nicht mehr unter vier Minuten bewältigen konnte, sagte er dem Lauf um Medaillen, Zeiten und Ranglistenplatzierung ade und schloss sich einer Schönebecker Wandergruppe an, mit der er viele Wochenenden im Jahr und in seinem Urlaub unterwegs ist. Wandern ist seine Mission geworden, zumal er hier seine Naturliebe, seine Kenntnisse über Pflanzen und Tiere ausleben und erweitern kann. Diese Gruppe wünscht deshalb sehnlichst ein schnelles Ende der Corona-Pandemie herbei.
Letzteres gilt auch für die Leichtathleten des TSV und der AG an der Zerbster „Grundschule an der Stadtmauer“, wo Rolf Zacharias nach wie vor seine Erfahrungen an junge Leichtathleten weitergibt. Auch die TSV-Übungsleiter Anne und Sven Handrich schätzen seine Einsatzbereitschaft und die Zusammenarbeit mit ihm. Es ist für ihn auch mit 80 Jahren noch ganz selbstverständlich, mit den Kleinen der Trainingsgruppe mitzulaufen und sie zum Durchhalten zu motivieren.
Rolf Zacharias und Kinder, dass passt irgendwie zusammen. Die Kinder seiner beiden Söhne, Steffen und Holger, haben das bisher auch genossen, wohnen mit ihren Familien für ihren Opa leider etwas zu weit weg.
Nach dem viel zu frühen Tod seiner Frau Gisela lebt Rolf Zacharias allein. In seinem großen Garten frönt er einer weiteren Leidenschaft, der Gartenarbeit. Er freut sich, wenn alles so blüht und gedeiht, wie er es wünscht. Nicht selten beglückt er seine Freunde und auch die Sportkinder mit Obst aus eigener Ernte.
Bevor Rolf Zacharias heute die vielen Anrufe und Glückwünsche entgegennimmt, hat er sicherlich bereits seine tägliche Runde um die Stadtmauer absolviert, was er in den Sommermonaten meist schon gegen sechs Uhr in der Früh erledigt.
80 ist für Rolf Zacharias kein Alter, um die Hände in den Schoß zu legen. Seine Mitstreiter, seine Bekannten, seine Wegbegleiter und nicht zuletzt die Familie wünschen ihrem Rolf alles Gute und vor allem für die kommenden Jahre viel Gesundheit.