Story Den Erfolg immer im Handgepäck dabei
Er hatte Talent, doch auf die ganz große Bühne wollte Christian Reineke nicht. Als Fußballer stand er vor dem Sprung ins Profigeschäft.
Gardelegen/Algenstedt l Der Fußball stand bei Christian Reineke schon immer an erster Stelle. Logisch, dass Reineke in der Volkssportart Nummer eins auch seine bedeutendsten Titel einfuhr. Mit 36 Jahren lässt der aus Algenstedt stammende Sportenthusiast („Ein Leben ohne Sport kann ich mir nicht vorstellen“) seine Laufbahn bei Landesklasse-Vertreter SV Heide Jävenitz gemächlich ausklingen. Nebenbei ist Reineke auch noch für den Tischtennis-Kreisligisten TTC Hemstedt aktiv, während er seine Laufbahn als Tennis-Crack mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen beendet hat.
Als Sechsjähriger stieg Christian Reineke als Fußballer bei den E-Junioren des SSV 80 Gardelegen ein und hörte auf die Kommandos von Steffen Buschmann und Frank Benecke. Als technisch starker und schneller Spieler fand Reineke seine Heimat schnell im zentralen offensiven Mittelfeld. Zu Schulzeiten spielte der Westaltmärker auch noch Handball, nahm an Leichtathletik-Wettkämpfen teil, probierte sich im Badminton aus und war für die SV Gardelegen bis zu seinem 13. Lebensjahr – unter anderem sogar als Bezirksmeister – an den Schachbrettern aktiv. Mit 16 Jahren startete Christian Reineke seine Tennis-Laufbahn beim SV Winterfeld in der Kreisliga. Seit 2001 ist der Rolandstädter zudem Teil der Tischtennis-Sparte des TTC Hemstedt.
Als Fußballer machte sich Reineke altmarkweit schnell einen Namen. So zog es das Talent in der B-Jugend zu Lok Stendal. Beim Aushängeschild der Altmark feierte der gebürtige Algenstedter, seit zehn Jahren in Gardelegen lebend, sogar einen Nachwuchs-Landesmeistertitel. Nach einem Jahr in der Stendaler A-Jugend wechselte Christian Reineke zum TuS Schwarz-Weiß Bismark. Im Waldstadion spielte der Westaltmärker, der in dieser Zeit seine Lehre begann, parallel für die A-Junioren und die erste Männermannschaft. Mit dem Herrenteam der Schwarz-Weißen schaffte Reineke zwei Aufstiege von der Landesklasse in die Verbandsliga.
Das weckte Begehrlichkeiten. So warben ostdeutsche Traditionsvereine wie der FC Carl Zeiss Jena, der 1. FC Magdeburg, Rot-Weiß Erfurt oder auch der 1. FC Union Berlin um den Mittelfeldspieler. Bei den Unionern nahm Christian Reineke sogar an einer Saisonvorbereitung zur 2. Bundesliga teil. Warum hat er den Sprung ins Profigeschäft nicht gewagt? „Zum einen bin ich gesundheitlich nicht ganz so fit, war schon immer an der Leiste und am Knie sehr anfällig, zum anderen gab es für mich auch andere Sachen als Sport, so dass ich mich nicht von morgens bis abends mit Fußball beschäftigen wollte“, verrät der 36-Jährige, der mit Bismarks A-Jugend übrigens auch den Hallenlandesmeistertitel bejubelte und einen festen Platz in der Landesauswahl Sachsen-Anhalts hatte.
Die Verbandsliga traute sich Reineke, der übrigens auch alle großen Hallenturniere der Region (Altmark-Masters, Soccercup und Sparkassencup) mindestens einmal gewann, allerdings nach wie vor zu und entschied sich 2004 zu einer Rückkehr zu Lok Stendal. Nach fünf Jahren in der ostaltmärkischen Kreisstadt wollte der Techniker aus familiären Gründen kürzer treten. Die ständigen Fahrten zum Training nach Stendal waren zu zeitintensiv. So wechselte der Sportfanatiker, der in Stendal und Bismark zusammen immerhin sieben Jahre lang in der Verbandsliga unterwegs war, im Frühjahr 2009 zum SSV 80 Gardelegen. Mit dem SSV schaffte Christian Reineke auf Anhieb den Aufstieg von der Landesklasse in die Landesliga.
Nach nur einem Jahr mussten die Rolandstädter aber wieder runter in die Landesklasse. 2012 erkundigte sich Reinekes „Mentor“ Guido Euen nach der Bereitschaft zu einem Wechsel zum damaligen Kreisoberligisten SV Heide Jävenitz. „Guido hat mir früher auch viel geholfen, also wollte ich ihm jetzt auch helfen“, verrät der Routinier, der sich freut, dass in Jävenitz über die Jahre hinweg „ordentlich was entstanden“ ist. 2015 stiegen die Heide-Mannen unter der Leitung von Euen („Es war sein großes Ziel“) dann sogar in die Landesklasse auf, wo sie gerade ihre zweite Spielzeit bestreiten. „Wenn ich spiele, will ich auch gewinnen. Ich habe überlegt, ob ich mir die Landesklasse noch einmal antue, habe mich letztendlich dafür entschieden, noch mal mindestens zwei Jahre zu helfen. Ich habe es nicht bereut“, so Reineke, der schon immer mit guter Technik und Übersicht, aber auch durch Ehrgeiz und Zweikampfstärke („Ich lege immer und gegen jeden Gegner 90 Minuten alles rein“) bestach.
In Jävenitz fühlt sich der Routinier pudelwohl. „Der Teamgeist ist super und es macht auch wirklich Spaß, doch fußballerisch fehlt sicherlich noch einiges. Für einen Sieg muss zumeist alles passen. Von daher wird es sicherlich schwierig, in dieser Saison die Klasse zu halten“, mutmaßt der 36-Jährige, der dem Euen-Team („Es wäre schön, wenn der Verein vor allem junge und talentierte Spieler dazugewinnen kann und breiter aufgestellt wäre“) auch in der Zukunft den Ligaerhalt wünscht. Aktuell muss der Gardelegener allerdings pausieren, denn er leidet unter einem Bandscheibenvorfall. „Der Sport ist für den Rücken natürlich eine große Belastung. Von daher weiß ich nicht, ob ich überhaupt noch mal spielen kann“, verrät Christian Reineke, der sich womöglich zunächst einer Operation unterziehen muss.
Auch als Tennisspieler war Reineke von Beginn an erfolgreich unterwegs. So wurde er als Aktiver des Kreisligisten SV Winterfeld gleich fünfmal hintereinander Kreismeister im Einzel. Sogar Anfragen aus Wolfsburg lagen daraufhin auf dem Tisch, doch der Rolandstädter legte seinen Fokus auf seine Fußballer-Laufbahn. So ging es für ihn „nur“ zum TC Grün-Weiß Gardelegen. Der Verein stellte bis 2009 keine Männermannschaft, doch dann taten sich Marco Schönfeld, Stephan Fraedrich, Kevin Riewe und eben Christian Reineke zusammen und starteten als Quartett in der Kreisliga. „Danach sind wir zweimal in Folge aufgestiegen und waren plötzlich in der Landesliga“, staunt der 36-Jährige noch immer über den raschen Aufschwung.
Noch immer spielen die Grün-Weißen zwar in der Landesliga, mittlerweile verfügt die Truppe aber über ein etwas anderes Gesicht und muss auch ohne Reineke auskommen. „Es hat immer Spaß gemacht, doch die Ärzte haben mir nahegelegt, mindestens eine Sportart wegzulassen. Am meisten verschmerzen konnte ich den Abgang beim Tennis“, verrät der Westaltmärker, der dem Verein aber auch in der Zukunft maximale Erfolge wünscht.
Aktiv ist Christian Reineke aber noch immer – und das seit mittlerweile fast 16 Jahren – für die Tischtennis-Sparte des TTC Hemstedt. Er geht aktuell für die erste Mannschaft in der 1. Kreisliga auf Punktejagd. Der TTC hat sich in der aktuellen Spielzeit eine starke Platzierung erarbeitet. Vor drei Jahren spielten die Hemstedter übrigens noch in der Kreisoberliga, konnten sich dort aber nicht halten. „Leider haben wir nur drei gleichwertige Spieler. Den vierten müssen wir meist aus der zweiten oder sogar dritten Mannschaft hochziehen“, verrät Reineke. „Dennoch passen bei uns Kameradschaft und Spaß. Es ist auch bemerkenswert, dass wir in einem kleinen Dorf gleich drei Vertretungen stellen können“, stellt der beste Einzelspieler der Kreisliga-Saison 2015/2016, der zudem mit Sören Kleinau ein äußerst erfolgreiches Doppelduo bildet, fest. „Ich hoffe, dass alles so bleibt, die Leute zur Stange halten und Spaß haben“, fügt der 36-Jährige, der die erste Mannschaft in der 1. Kreisliga gut aufgehoben sieht und selbst auch noch so lange wie möglich aktiv sein möchte, an.
Sollte Christian Reineke als Fußballer nicht mehr aktiv auf das Feld zurückkehren können, wäre eine Aufgabe als Trainer durchaus vorstellbar. „Dann bräuchte ich aber erst einmal fünf bis zehn Jahre Abstand“, stellt der Gardelegener klar. Der betreute bereits vor mehreren Jahren für eine Saison die damalige G-Jugend des TuS Blau-Weiß Kakerbeck, wohin er durch seine damalige Freundin gelangt war. Die Truppe um Noah Rieke, Hannes Pietscher und Nils Gürges wurde im D-Junioren-Bereich übrigens Landesmeister. Zudem coachte Reineke in der Spielzeit 2003/2004 die Männervertretung des SV 80 Algenstedt. Mit der Truppe seines Heimatortes, damals aktiv in der 2. Kreisklasse, freute sich der Westaltmärker über einen ganz besonderen Erfolg. Im Kreispokalwettbewerb gab man nämlich dem damaligen Landesklasse-Vertreter VfL Kalbe/Milde das Nachsehen.
Falls Reineke aber doch noch mal selbst auf den Platz zurückkehrt, würde er sich genau genommen nur noch einen Titel sehnlichst wünschen. Mit den Jävenitzer Altherren, mit denen der Westaltmärker zuletzt zweimal in Folge Kreispokalsieger wurde, möchte der 36-Jährige als Kreismeister noch einmal zu den Norddeutschen Meisterschaften reisen. Zudem nutzt der Rolandstädter auch noch einmal die Möglichkeit, sich bei all seinen bisherigen Vereinen sowie deren Vorständen und Trainern für die tolle Zeit zu bedanken: „Es hat mir überall gut gefallen und ich wurde auf und neben dem Platz immer toll unterstützt.“ Andererseits brachte Christian Reineke aber auch zu jedem Klub den Erfolg im Handgepäck mit.