Schwimmen Malia tanzt auch im Becken
Die zwölfjährige Malia Winkler bringt im Schwimmen viel Talent für eine erfolgreiche Karriere mit.
Magdeburg l Kaum dröhnt ein Lied der australischen Kombo „Midnight Oil“ aus der Konserve, beginnen ihre Füße zu wippen, schwingen ihre Arme im Takt, bewegt sich Malia Winkler rhythmisch durch die Elbeschwimmhalle. „Ich tanze und singe gefühlt den ganzen Tag“, sagt sie, noch bevor sie mit einer Kostprobe ihr Gefühl bestätigt.
Malia, sagt Malia über sich, ist nämlich „ein fröhlicher Mensch“. Ein Mädel, dass viel lacht und auch in ihrer Trainingsgruppe beim SC Magdeburg viel lachen darf – vor und nach der Einheit im Wasser. Denn das Motto ihrer Trainerin lautet „Zuckerbrot und Peitsche“, berichtet Dagmar Hase. Und wenn es um Malia geht, verteilt sie ganz viel Zucker.
Das liegt nun nicht allein daran, dass Malia wie die Olympiasiegerin vom Sternzeichen Steinbock ist, obwohl das bekanntlich für Hase ein gutes Kriterium für eine erfolgreiche Zukunft ist. Das liegt auch an den „sehr guten körperlichen Vorausetzungen und am Talent, das sie mitbringt“, betont Hase. Mit zwölf Jahren hat Malia bereits eine anständige Körpergröße von 1,73 Metern. Hase vermutet bei ihrem Schützling noch einen Sprung über die 1,80-Meter-Marke. „Sie hat ordentliche Hebel, jetzt müssen wir sehen, dass wir das Kraft-Last-Verhältnis in die richtige Richtung bekommen.“ Wenn das richtige Krafttraining beginnt, Athleten in Malias Alter arbeiten mit dem eigenen Körpergewicht. Hase: „Schwimmen ist ein kontinuierlicher Aufbau, dem ich nichts vorweg-nehmen will.“
Die 50-Jährige hat Malia im Sommer übernommen, nachdem ihr Schützling bereits einige Erfolge im Nachwuchsbereich feiern konnte. Sie ist bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften Erste über 50, Zweite über 100 und 200 Meter Brust sowie Dritte über 200 und 400 Meter Lagen geworden. Das sind ihre Hauptstrecken. Andere als jene ihres Vorbilds Sarah Köhler aus der SCM-Trainingsgruppe. „Trotzdem schaue ich zu ihr auf“, sagt die Siebtklässlerin am Sportgymnasium. Schon wegen des Weltrekords über 1500 Meter Freistil, den die 25-jährige Köhler erst bei den jüngsten deutschen Kurzbahn-Meisterschaften aufgestellt hat.
Malia hat zuletzt beim 15. Pokalschwimmen in der heimischen Halle ebenfalls neue Bestzeiten aufgestellt: wie über 200 Meter Lagen mit 2:31,71 und über 100 Meter Brust mit 1:07,02 Minuten. Über letztere Distanz „wollte ich eigentlich unter 1:17 bleiben, das habe ich nur knapp verpasst“, hat Malia nach dem Rennen, mit dem sie in der Pokalwertung ihrer Altersklasse den dritten Platz belegt hatte, am Beckenrand berichtet.
Doch im nächsten Jahr traut sie sich schon mehr zu. „Das Wichtigste ist für mich, dass ich wieder an den deutschen Jahrgangsmeisterschaften teilnehme“, sagt sie. Und womöglich im Bereich der 5:15 über 400 Meter Lagen und der 1:15 Minuten eben über die mittelere Bruststrecke schwimmt.
Auch Hase traut ihr mehr zu. Wenngleich man in dem Alter mit gewagten Prognosen ja immer vorsichtig sein sollte. „Schwimmen ist schon im jungen Alter ein harter Job“, weiß Hase. „Dazu muss jeder Sportler von sich aus den Enthusiasmus mitbringen, ein Elternhaus haben, das ihn unterstützt, er muss sich quälen und Abstriche machen können.“ Nicht umsonst lautet ein weiteres Motto der Dagmar Hase: „Ferienzeit ist Trainingszeit.“ Und es gibt ja einiges zu tun für Malia: „Wir müssen weiter an ihrer Technik arbeiten“, so Hase. „Ich muss mich generell mehr im Wasser strecken“, erklärt ihr Schützling.
Malia hat dafür ein gutes Vorbild: Kiran Winkler, das ist ihr drei Jahre älterer Bruder. Wegen ihm ist sie erst zum Schwimmen gewechselt – von der Leichtathletik. Dort, wo man sie noch Malia Joy Sabina rief. Mit ihrem vollständigen Vornamen also. In der Becken-Abteilung wurde sie von Anfang an einfach Malia genannt. „Wir mussten ja mal fertig werden“, sagt Hase lachend.
Das ist Malia noch nicht, noch lange nicht. Hase ist sich sicher: „Wir werden noch viel Freude an ihr haben.“ Nicht nur bei ihrem Tanz neben, sondern vor allem im Becken.