Fußball OSC wird düpiert vom kleinen Nachbarn
Patrick Horn wird zur kommenden Saison neuer Trainer in Wulferstedt.
Oschersleben l Damit düpierte die Germania den Liga- und Lokalrivalen Oscherslebener SC, dem der 40-Jährige bereits vor Wochen seine mündliche Zusage gegeben hatte.
Es ist eine Geschichte, wie aus einem Märchenbuch. Lange Zeit gilt Patrick Horn als neuer Trainer des Oscherslebener SC, führt bereits Gespräche mit Neuzugängen, wird von Vereinsseite als neuer starker Mann kommuniziert und doch wird er in der kommenden Saison im Jahnstadion nur auf der Gästebank Platz nehmen. Und das ausgerechnet für den Rivalen aus Wulferstedt.
Die Story beginnt bereits im vergangenen Jahr. „Es gab erste Gespräche mit dem OSC im Oktober und November, im Februar und März wurde die Sache dann ganz konkret“, sagt Patrick Horn. Er spricht lange und oft mit den Verantwortlichen in Oschersleben, hat Lust auf die Aufgabe. „Der OSC war in der Vergangenheit ein großer Klub in der Börde und ich wollte ihm neues Leben einhauchen.“
Der Coach beginnt mit der Kaderplanung, geht mit dem Verein den finanziellen Rahmen durch. Nahezu alles war geklärt, nur einen Vertrag gab es nie. „Ich habe dem Oscherslebener SC meine mündliche Zusage gegeben, wenn man so will. Aber es gab keine Situation, in der ich einen Vertrag hätte unterschreiben können“, erklärt Horn. Die gegenseitigen Versprechungen wurden nie zu Papier gebracht.
Den ersten Knacks erhält das Vertrauensverhältnis zum OSC in der Woche vor Ostern. In einem offiziellen Schreiben verkündet Dietrich Lehmann der Mannschaft, dass Patrick Horn zur neuen Saison das Traineramt übernimmt. Für Horn ein störendes Vorpreschen. „Ich stecke mit dem TuS Magdeburg noch im Abstiegskampf, wollte erst auch dort für klare Verhältnisse sorgen“, sagt der ehemalige Trainer des SV Seehausen, der erst im Winter sein Amt in der Landeshauptstadt angetreten hatte.
Für Lehmann nur ein Dienst für seine Spieler. „Ich wollte sie beruhigen, dass wir einen Nachfolger für Thomas Klare gefunden haben.“ Aber noch lief für den OSC alles nach Plan. Horn telefonierte fleißig seine Kontakte ab, die Oscherslebener benötigen dringend mehr Spieler für den zu kleinen Kader.
Am Karfreitag klopft Horn auch die Wechselbereitschaft von Christian Schütze ab. Ein Anruf mit Folgen. Der Wulferstedter signalisiert Horn zwar, dass er bereit wäre mit ihm zu arbeiten, aber keinesfalls bei seinem Ex-Verein in Oschersleben. Einen Tag später nimmt die Geschichte mächtig Fahrt auf. „Als ich Abends wieder auf das Handy geguckt habe, hatte ich Anrufe von Christian Schütze und Martin Ilsmann drauf. Beide wollten mich für ein Engagement in Wulferstedt begeistern.“ Beim kleinen OSC-Nachbarn signalisierte Stefan Mohr nämlich, dass er aus beruflichen Gründen gerne etwas kürzer treten wollen würde. Die Avancen wirkten.
„Ich hatte mit Stefan sofort einen guten Draht, er wird auch mein sportlicher Leiter werden“, gibt Horn bekannt. Die Wulferstedter zögerten nicht, schafften am Donnerstag binnen weniger Tage das, was dem Oscherslebener SC in Monaten und der Germania vor zwei Jahren auch nicht geglückt war, einen Vertrag mit Horn zu unterschreiben.
Danach stand das Telefon des 40-Jährigen nicht mehr still, aber zwei Anrufe hatte er vorher selbst zu erledigen. Beim TuS nahmen sie die Entscheidung für Wulferstedt und damit für weniger Entfernung zum Wohnort mit Fassung. „Ich war sehr, sehr glücklich bei TuS. Es ist ein Topverein und ich werde bis zum Saisonende, sollte nochmals gespielt werden, alles geben, um die Klasse zu halten“, lobt Horn die Magdeburger.
Der unbequeme Anruf in Oschersleben verlief merklich kühler. „Es war ein sehr sachliches Gespräch, aber Dietrich Lehmann gab sich am Ende kämpferisch“, blickt Horn zurück. Auch am Tag danach war der OSC-Abteilungsleiter nicht in Trauerstimmung. „Wir fangen jetzt nicht an zu weinen, nur weil es mit Patrick nicht geklappt hat. Es ist besser, er merkt jetzt schon, dass er besser nach Wulferstedt passt, als wenn die Saison schon begonnen hätte. Wer weiß, wofür es gut war“, sagt Lehmann.
Durchhaltevermögen wird es in den nächsten Wochen trotzdem brauchen in Oschersleben. Das ohnehin angekratzte Image des Vereins dürfte nach dieser Anekdote nicht besser geworden sein. Nicht gerade ein Vorteil bei der Trainer- und Spielersuche, die jetzt wieder auf Hochtouren läuft.
Doch auch das haben Märchengeschichten an sich: Ein Happy-End gibt es meist nur für eine Partei.