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Fußball Wanzleber stehen im Kampf gegen Windmühlen

Zur Strafe vom Kreisfachverband Fußball Börde hat sich der Vorstand vom SV Blau-Weiß Empor Wanzleben geäußert.

Von Rüdiger Petrasch 07.01.2018, 23:01

Wanzleben l Der Vorstand des SV Blau-Weiß Empor Wanzleben äußerte sich zur Strafe die vom Sportgericht des Kreisfachverbandes Fußball Börde verhängt wurde, weil der Verein im zurückliegenden Jahr erneut nicht die erforderliche Anzahl an Schiedsrichtern stellte.

„Alle Jahre wieder“ singt man besinnlich zur Weihnachtszeit – leider ereilt den Wanzlebern zeitgleich und wiederholt ein Gerichtsentscheid des Kreisfußballgerichts, mit atemberaubender Konsequenz. Knapp 1000 Euro soll der Sportverein Blau-Weiß Wanzleben zahlen, weil nicht ausreichend Schiedsrichter gestellt wurden. "Weil wir Wiederholungstäter sind, wurde die Strafe von letztjährig 750 Euro derart aufgestockt", so der Vorstand.

"Zugegeben, wir ließen diesmal die siebentägige Anhörungsfrist verstreichen, ohne Rückmeldung. Gleichwohl fand jedoch im letztjährigen Verfahren das persönliche Vorsprechen zweier Vorstandsmitglieder wenig Gehör und beeindruckte das zuständige Gremium augenscheinlich nicht.

Fraglos bewegt sich die ausgesprochene Strafe im Rahmen der Satzung des DFB und des FSA, sowie der Spielordnung des FSA. Und jeder Verein, der am Spielbetrieb des DFB und seiner untergeordneten Verbände teilnimmt, hat diese Rahmenbedingungen zu akzeptieren.

Natürlich sind Schiedsrichter zur Durchführung eines geordneten Spielbetriebs notwendig. Jedoch veränderten sich die gesellschaftlichen Verhältnisse in den letzten Jahren mit leider spürbaren Einschnitten im Breitensport. Zunehmend weniger Bürger sind bereit, sich persönlich und ehrenamtlich zu engagieren oder gesellschaftlich zu beteiligen. Demografische Probleme verschärfen dies. Nicht zufällig sank die Zahl der Schiedsrichter im Fußballbereich in Sachsen-Anhalt in den letzten vier Jahren um fast 400 auf jetzt rund 1500.

Wer soll dafür den Kopf hinhalten? Vereine auf den unteren Ebenen des Breitensports stemmen sich dieser Entwicklung entgegen, bisweilen gleicht dies aber einem Kampf gegen Windmühlen.

So wie wohl die meisten Sportvereine in Sachsen-Anhalt ist auch unser Verein keine Kapitalanlagegesellschaft. Unser jährlicher Etat ist quasi auf Kante genäht. 1000 Euro Strafe bei knapp 300 Vereinsmitgliedern – das ist schon frustrierend. Wenn das Tischtuch auf der einen Seite gezogen wird, fehlt es an anderen Stellen. Was bedeutet: Sportartikelanschaffungen gestrichen, Startgelder und somit Starts fallen weg, Kinderweihnachtfeier fällt aus usw. Wer wird damit tatsächlich bestraft?

Hier stellt sich die Frage nach dem grundsätzlichen Sinn dieser Strafe. Laut Straftheorie unter anderem um vor Wiederholung abzuschrecken und um positiv zu beeinflussen. Wir können als Vorstand versichern, das Problem fehlender Schiedsrichter durchaus erkannt und dies nie und insbesondere auch nach der Bestrafung im Jahre 2016 nicht auf die leichte Schulter genommen zu haben. Wir sind sehr froh darüber, engagierte Trainer, Betreuer und weitere Helfer in unseren Reihen in den verschiedenen Sportarten zu wissen. Leider sind unsere Bemühungen bei Sportinteressierten, sie zu einer Schiedsrichterlaufbahn im Bereich Fußball zu motivieren, unter anderem wegen obig aufgeführten Gründen bisher nicht erfolgreich gewesen. Das Bemühen soll auch weiterhin auf unserer Agenda stehen, aber der Ausgang ist ungewiss.

Würde es aber gern gesehen werden, Schiedsrichter mit Abwerbeprämien, die, hinter vorgehaltener Hand gesagt, geringer als die horrenden Strafen sind, von anderen Vereinen anzulocken? Oder soll man Mannschaften vom Spielbetrieb abmelden, damit man weniger Referees stellen muss? Das kann alles nicht im Sinne des Sports sein, würde sich aber strafmildernd auswirken.

Insgesamt können wir stolz sein auf die Arbeit im Sportverein, in den einzelnen Abteilungen. Wir nehmen unsere soziale Verantwortung wahr und fördern insbesondere im Kinder-und Jugendbereich sehr umfangreich und erfolgreich.

Insbesondere die Abteilungen Leichtathletik und Fußball machen durch kontinuierliches Arbeiten auf sich aufmerksam. So stellen wir beispielsweise seit sieben Jahren immer mindestens sechs Nachwuchsteams im Fußball, was neben persönlicher engagierter Betreuung auch unstrittig finanzielle Ressourcen verschlingt. Das ermöglichen wir gerne, würden hier eben auch gerne mal eine entsprechende Anerkennung des Verbandes erhalten.

Wir sehen abschließend eine gewaltige Schieflage im weltweit größten Sportverband, dem DFB: einerseits hohe WM-Prämien, teure Fußballakademien, undurchsichtige Entscheidungsfindungen, andererseits zunehmende Komplikationen und realitätsferne Strukturen auf unteren Spiel- und Verbandsebenen.

'Danke ans Ehrenamt' sagt der FSA regelmäßig. Wir als Vorstand können bisweilen darüber nur den Kopf schütteln. Gespannt sehen wir der Veröffentlichung der Studie 'Was Sachsen-Anhalt gegen die Schiedsrichter-Flaute tun kann' der Hochschule Harz am 31. Januar 2018 entgegen. Vielleicht können wir nach Studium dergleichen dann mal sagen: 'Das Ehrenamt sagt danke', so der Vorstand vom SV Blau-Weiß Empor Wanzleben