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Olympische Spiele Erste Analyse und Schlussfolgerungen aus London 2012 / "Kreis- und Stadtsportbünde in der Pflicht" LSB und OSP setzen stärker auf den Nachwuchs

Von Thomas Juschus 17.10.2012, 03:12

Magdeburg l Nach dem schlechtesten Abschneiden bei Olympischen Spielen seit der Wiedervereinigung wollen Landessportbund (LSB) und Olympiastützpunkt (OSP)Sachsen-Anhalt deutlich stärker als bisher den Hebel in der Nachwuchssichtung und -ausbildung ansetzen. Bis sich erste Erfolge einstellen können, sei aber langer Atem gefordert. "Wir sprechen da von einem Zeitkorridor von acht bis zwölf Jahren", sagte gestern OSP-Leiter Helmut Kurrat bei der Vorstellung erster Ergebnisse der Analyse von London 2012. Bei den Spielen hatte nur der Magdeburger Kanute Andreas Ihle eine Bronzemedaille nach Sachsen-Anhalt holen können.

Während die Analysen und Gespräche auf Bundesebene über die künftigen Strukturen und Fördermechanismen im Elitebereich noch laufen und wohl erst im November abgeschlossen sein werden, hat der LSB gemeinsam mit dem OSP für den Nachwuchsbereich erste Maßnahmen beschlossen, die in den Gremien in den kommenden Wochen auf den Weg gebracht werden sollen.

Die Kategorisierung der Sportarten im Nachwuchsbereich wurde überprüft. In der Förderstufe I der Schwerpunktsportarten sind Kanu, Rudern, Leichtathletik und Schwimmen angesiedelt. In die Kategorie II fallen künftig Wasserspringen, Turnen männlich, Judo, Kanu-Slalom und Behindertensport sowie Handball männlich und Basketball weiblich. Nur noch im Status Übergangsbereich sind Boxen und Rhythmische Sportgymnastik angesiedelt. Als Fördersportarten werden Schießen, Turnen weiblich, Bobsport, Fußball weiblich und männlich sowie Handball weiblich geführt. Rund 450 000 Euro stehen dem LSB hier jährlich zur Verfügung, die nach verschiedenen Schlüsseln verteilt werden, erläuterte LSB-Sportvorstand Eberhard Bunzel.

Neben der Konzentration auf wenige Sportarten fordert Kurrat auch Veränderungen im Sichtungssystem. "Unser Fokus hat in erster Linie der Sportschule gedient. Wir erreichen derzeit einfach zu wenig Talente in der Fläche", sagte der OSP-Leiter. Hier seien die Unterorganisationen des LSB in Zukunft gefordert, ergänzte Lutz Bengsch, LSB-Vorstandsvorsitzender. "Wir haben vor, unsere Kreis- und Stadtsportbünde deutlich mehr in die Pflicht zu nehmen - mit den Vereinen vor Ort und den Fachverbänden. Wir müssen näher an die Basis ran." Bengsch machte zugleich eine Forderung nach mehr hauptamtlichen Trainern auf ("Ohne Hauptamt kommen wir nicht vorwärts.") und kündigte eine Überprüfung der Landesleistungsstützpunkte an.

Kurrat mahnte auch strukturelle Veränderungen an. Das System müsse im Nachwuchsbereich durchlässiger werden. "Es finden zu wenig Transfers zwischen den Sportarten statt. Dabei haben wir in Halle und Magdeburg mit Leichtathletik, Schwimmen und Turnen und den Spielsportarten fast eine Idealkonstellation. Wir schaffen es nicht, diese Sportarten in ein vernünftiges Kreissystem zu bringen. Da müssen wir unsere eigenen Ressourcen besser nutzen", forderte er.

Trotz des schwachen Abschneidens in London und der nun aufzubringenden Geduld sieht OSP-Chef Kurrat für Rio 2016 aber nicht schwarz: "Die Ergebnisse der Spiele 2012 waren ernüchternd auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hat London gezeigt, dass wir mit Sportlern wie Rico Freimuth, Martin Wierig oder Nadine Müller in die Weltspitze drängen können." Zukäufe von außen - wie Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo beim SC Magdeburg - sollen Ausnahme bleiben. Lutz Bengsch: "Wir wollen unsere eigenen Talente entwickeln." Seite 5