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Schach-Bezirkspokal Schönebecker SV siegt gegen den favorisierten Oberligisten Aufbau Elbe Magdeburg mit 2:2 (6:4 nach Berliner Wertung) Michael Görgens gewinnt fünf Minuten vor dem Blättchenfall

25.10.2012, 01:12

Schönebeck (aka) l Die Sensation ist perfekt. Mit einem 2:2 (6:4 nach Berliner Wertung) schaltete Bezirksoberligist Schönebecker SV den Oberliga-Vertreter und Titelverteidiger Aufbau Elbe Magdeburg aus und zog zum dritten Mal in Folge ins Halbfinale des Bezirkspokals ein. Den Schönebeckern ist damit eine kaum zu erwartende Revanche für die deutliche 0,5:3,5-Finalniederlage im vergangenen Jahr gelungen.

Bei der Wiederauflage des letztjährigen Endspiels galten die Landeshauptstädter erneut als großer Favorit. Wenn sie auch nicht mit allen Spitzenspielern anreisten, so kamen sie doch mit einer Mannschaft, die an allen Brettern zum Teil deutliche Wertzahlen-Vorteile aufwies. Davon war jedoch in den Duellen nicht viel zu sehen. Es entstanden hart umkämpfte und ausgeglichene Partien, von denen die erste nach mehr als drei Stunden endete.

Zu diesem Zeitpunkt schien die Begegnung allerdings den erwarteten Verlauf zu nehmen. Dr. Andreas Kalusche an Brett vier hatte zwar ein remisverdächtiges Turmendspiel mit jeweils vier Bauern auf dem Brett, doch seine Gegnerin (immerhin Teilnehmerin der Deutschen Jugendmeisterschaft 2012) sperrte mit ihrem Turm den König des Schönebeckers auf der Grundreihe ein, so dass dieser zur Tatenlosigkeit verurteilt war. Nach einem erzwungenen Turmabtausch räumte sie mit ihrem eigenen, aktiv stehenden König Kalusches Bauern ab und zwang ihn so zur Aufgabe.

Den Ausgleich erreichte eine halbe Stunde später Michael Görgens an Brett eins. Im Mittelspiel erarbeitete er sich einen klaren materiellen Vorteil in Form eines Turms. Der Gegner besaß dafür jedoch sehr aktive Figuren und bewegte die Dame sowie den verbliebenen Turm gefährlich nah an den sehr offen stehenden König. In hoher Zeitnot fand Görgens die rettenden Felder für seinen gefährdeten König, um schließlich fünf Minuten vor dem Blättchenfall mit Turm, Läufer und Dame ein sicheres Mattnetz zu weben.

Die beiden anderen Partien bogen ebenfalls in die Zeitnotphase ein. Otfried Zerfass an Brett drei hatte in seiner Partie, in der früh die Damen getauscht wurden, einen Bauern investiert, um beachtlichen positionellen Vorteil zu erlangen. Dies zahlte sich aus. Im Endspiel besaß sein Gegner neben dem Läufer noch fünf Bauern, deren Struktur mit einem Doppelbauer und drei Isolani (ein Bauer, der keinen anderen Bauern der eigenen Farbe auf einer benachbarten Linie hat, Anm. d. Red.) kaum schlechter hätte sein können. Zerfass besaß neben seinem Springer zwar nur vier Bauern, darunter aber drei zusammenhängende am Königsflügel. Zwar verlor er im weiteren Verlauf unter höchster Zeitnot drei dieser Bauern, aber der vierte wandelte sich in eine Dame um, und diese setzte den Gegner schließlich wenige Sekunden vor dem Blättchenfall matt.

Der Halbfinaleinzug der Schönebecker stand damit bereits fest, da selbst bei einer Niederlage an Brett zwei und dem 2:2-Ausgleich die Berliner Wertung (Siege an den vorderen Brettern werden höher gewichtet) den Ausschlag zugunsten des SSV geben würde. Genau diese Konstellation stellte sich ein. Just in dem Moment, in dem Zerfass matt setzte, fiel das Blättchen bei Detlev Germer. Egal, denn der umjubelte Einzug in die nächste Runde war vollbracht.

Potentielle Gegner im Halbfinale, das am Sonntag, 2. Dezember, in Magdeburg ausgetragen wird, sind nun Ligakonkurrent Einheit Halberstadt, Eintracht Tangerhütte aus der Bezirksoberliga Nord sowie Landesligist TuS Magdeburg-Neustadt.

Schönebecker SV: Görgens (1), Germer, Zerfass (1), Dr. Kalusche

Ergebnisse Viertelfinale

Schönebecker SV - A. E. Magdeburg2:2 (6:4)

SC Salzwedel - Magdeburg-Neustadt1,5:2,5

Tangerhütte - Aufbau Bernburg3,5:0,5

SG Klötze Süd - Einheit Halberstadt0:4