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Torhüterin vom Magdeburger FFC steht ab Dienstag bei der Heim-WM der U20 im Kasten Almuth Schult – eine Fußballerin, die weiß, was sie will

Von Janette Beck 10.07.2010, 04:20

Magdeburg. Almuth Schult, der Name klingt ein wenig altmodisch. Die 19-Jährige ist in Dannenberg geboren und in der beschaulichen Wendland-Gemeinde Lomitz aufgewachsen. Das passt irgendwie zusammen. Doch wie man sich irren kann ... Die kesse Brünette mit dem spitzbübischen Lächeln, die gern "und schnell" Auto und Motorrad fährt und bei einer eisgekühlten Apfelschorle leidenschaftlich über ihr liebstes Hobby, den Fußball, philosophiert, ist alles andere als ein dröges "Landei".

Alma, wie sie daheim von den Jungs gerufen wird, mit denen sie bereits als Fünfjährige gemeinsam beim FC SG Gartow kickte, steht nicht nur beim Zweitligisten Magdeburger FFC zwischen den Pfosten, sie ist auch eine der besten Nachwuchs-Torhüterinnen Deutschlands. Und wenn am Dienstag in Bochum das Eröffnungsspiel der U20-Heim-WM gegen Costa Rica angepfiffen wird, dann will sie es sein, die im Kasten steht – und nicht die ein Jahr ältere Desiree Schumann von Turbine Potsdam. "Ich bin zwar ein Jahr jünger als unsere zweite Torhüterin, aber ich habe das Trikot mit der Nummer eins bekommen, also gehe ich auch davon aus, dass ich die Nummer eins bin und anfange", geht die Nationaltorhüterin in die Offensive.

Oha! Das Mädchen weiß, was es will. Das wussten auch ihre Eltern Uta und Carsten, die ihre Tochter mit süßen 16 Jahren in die große, weite Fußballwelt ziehen lassen mussten. Zunächst heuerte der Teenager beim Hamburger SV an. Ein Jahr später packte Schult, "der Liebe wegen", ihre Sachen und zog in Stendal mit ihrem Freund zusammen. Nutznießer war letzendlich auch der Magdeburger FFC, bei dem die 1,80 große Fußballerin seit 2008 das Tor hütet.

Schults Zielstrebigkeit, Konsequenz und Geradlinigkeit zeigen sich aber nicht nur darin, dass sie stets am Ball blieb und sämtliche U-Nationalmannschaften durchlaufen hat. Die Niedersächsin ist auch im "Job" eigen, hält Fuß-ballerinnen "technisch für genauso gut wie die Männer", und sie scheut sich auch nicht zu sagen: "Was uns unterscheidet sind Athletik, Schnelligkeit, natürlich das Salär und dass wir nicht solche Heulsusen sind."

Bei so viel Selbstbewusstsein verwundert es einen auch nicht, dass Almuth Schult nicht "Keeperin" genannt werden möchte. "Ich bin keine Emanze, die auf das ,in‘ pocht, also sind Torwart oder Torhüter auch in Ordnung. Aber Keeperin finde ich total daneben, schließlich sind wir hier in Deutschland und da sollte man deutsch sprechen", philosophiert die Gymnasiastin, die so gar nicht in die Schubladen passen will, in die Fußballer(innen) gern gesteckt werden.

So kann sie nicht nur mit dem Ball, sondern auch mit dem Badminton-, Tennis- oder Squashschläger, ja sogar mit einer Luftpistole gut umgehen. "Ich bin neugierig, lasse mich schnell begeistern und probiere öfter mal etwas Neues aus", verrät die junge Frau, die gern auch ihre weibliche Seite herauskehrt. "In meinem Schrank findet man durchaus auch kurze Röcke und hohe Schuhe."

Auch sonst ist die Fußballerin nicht auf den Kopf gefallen. Immerhin bestand sie am Stendaler Winckelmann-Gymnasium ihr Abitur jüngst mit der Note 1,6. Und das, obwohl sie neben dem Torhüter-Training, das sie beim Verbandsligisten Lok Stendal unter Hans Küchler absolviert, fünfmal die Woche zwischen Stendal und Magdeburg pendeln und sich "nebenbei" auch bei diversen Nationalmannschafts-Lehrgängen vorbereiten musste. Zuerst auf die U19-EM in Mazedonien – hier wurde das DFB-Team am Ende Vierter, nachdem man im Halbfinale im Elfmeterschießen gegen den späteren Europameister Frankreich scheiterte – und danach auf die U-20-Titelkämpfe.

Nun, beim "WM-Heimspiel", will die Torhüterin "mindestens bis ins Halbfinale kommen und für den Frauenfußball in Deutschland Werbung machen". Schließlich sei im kommenden Jahr ja die WM im eigenen Land, und die Frauen hätten es als Titelverteidiger allemal verdient, dass die Stadien voll werden.

Apospos verdienen: Almuth Schult träumt kühn davon, "irgendwann mal vom Fußball leben zu können". Bis dahin muss sie sich mit weniger zufrieden geben. Bei der Frage nach einer WM- Prämie prustet sie laut los: "Ich kann froh sein, wenn ich eines der Nationaltrikots behalten kann."