Leichtathletik Ein Nachruf auf Trainerlegende Willi Olfert
Zum Tod von Willi Olfert, der einst Angela Voigt zum Olympiasieg im Weitsprung führte.
Magdeburg. - Willi Olfert hat gerne und oft bei der Volksstimme angerufen, ein Mann des Wortes war er. Und ein Lexikon der Magdeburger Leichtathletik. Olfert waren alle Menschen im Sport wichtig, jene, die um Erfolge kämpften. Jene, die sie dazu anleiteten. Jene, die sie umsorgten. Und zu allen konnte Olfert eine Geschichte erzählen, die er geschliffen aus mehreren Anekdoten zusammenfasste. Wenn also Olfert bei der Volksstimme gerne und oft anrief, dann lautete eine Frage: Wie viele Zeilen wollen Sie? Und wenn man ihm erklärte, 2.800 Zeichen würden reichen, dann hörte man ein wenig Traurigkeit am anderen Ende der Leitung. Olfert kam ins Grübeln, wie er auf diesen Platz eine entsprechende Würdigung zum Ehrentag seiner eigenen Weggefährten notieren sollte.
Er hat es tatsächlich selten geschafft, die eingeschränkte Vorgabe zu erfüllen. Wilhelm Olfert, geboren 1937 in Magdeburg, diplomierter Deutsch- und Sportlehrer, war ein Erzähler aus einem unendlich großen Schatz seiner Erinnerungen. 46 Jahre, von 1956 an, war der einst aktive Handballer und beste Freund von Trainerlegende Klaus Miesner am Sportgymnasium, vormals Kinder- und Jugendsportschule, als Lehrer tätig, stand er an der Tartanbahn oder an der Weitsprunggrube und leitete zum Erfolg an. Den unbestritten größten feierte Olfert bei den Olympischen Sommerspielen 1976 im kanadischen Montreal, als sein Schützling Angela Voigt 6,72 Meter weit zu Gold sprang.
Olfert war „ein Pragmatiker“, wie Erhard Ruddat, der zum Beispiel als Leichtathletik-Trainer zwischen 1984 und 1990 sein Kollege war, berichtet. Und der von Olfert selbst als Siebenjähriger beim Skilager in Schierke „an die Kandarre genommen wurde“, erzählt Ruddat lächelnd und ergänzt: „Das war ein ganz feiner Kerl.“
Kein Mann für den Schreibtisch
Olfert hielt sich nicht gerne am Schreibtisch auf, er war kein Mann für detaillierte Konzepte. Olfert stand lieber im Wind. War bei den Athletinnen. Fünfkampf und Weitsprung der Frauen waren seine Disziplinen. Und dabei lernte er auch seine Frau Margrit, geborene Herbst, kennen, die er unter anderem zu den Sommerspielen nach München 1972 führte, wo sie den achten Platz im Weitsprung belegte, und mit der er 1971 Bronze bei der Europameisterschaft im finnischen Helsinki bejubelte. Sie haben einen gemeinsamen Sohn namens Olf-Willi. „Er hatte eine große Empathie für die Sportlerinnen, er konnte mit ihnen Erfolge feiern, aber er konnte auch mit ihnen über Niederlagen enttäuscht sein. Er hatte dann viel Mitleid“, sagt Ruddat, bestätigt Martin Sanne, der mit Olfert ab 1959 Seite an Seite durch den Magdeburger Sport ging. Sanne erklärt: „Willi war ein ehrlicher, ein zuverlässiger Mensch. Er war ein echter Freund.“
Olfert wird nicht zuletzt den ehemaligen Weggefährten fehlen, jenen Kollegen und Freunden, die er auch bei Betriebsfeiern besonders amüsierte. „Willi hat über das Jahr in allen Dienstberatungen die Stilblüten gesammelt und bei den Feiern zum Besten gegeben, man konnte wirklich herrlich mit ihm feiern“, erinnert sich Ruddat.
Eines der letzten Bilder mit Willi Olfert entstand am 3. November am Rande des Heimspiels der SCM-Handballer gegen den TBV Lemgo. An diesem Tag ist Olfert noch einmal zu seiner ersten Passion zurückgekehrt, als er bereits im Seniorenheim umsorgt wurde. Wilhelm Olfert, der Mann des Wortes, das Lexikon der Magdeburger Leichtathletik, starb am 5. Dezember nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren. Auch seine Anrufe werden fehlen.