Tischtennis Indiens Weg zur Top-Nation
Indien hat eine Vision: 2024 will das Land eine olympische Medaille gewinnen - im Tischtennis. Unterstützung kommt auch aus Deutschland.
Magdeburg l Erst vor fünf Tagen gelang den indischen Tischtennisspielern ein weiterer Fingerzeig: Bei den Belgium Open sicherten sich Kamal Ashanta und Sathiyan Gnanasekaran im Doppel Bronze, Sanil Shetty erreichte im Einzel das Viertelfinale. „Das war ein riesiger Erfolg für uns“, sagt Sanil Shetty, der sich zurzeit durch die Qualifikationsrunde der German Open in der Magdeburger Getec-Arena kämpft.
Als Aushängeschilder sollen Shetty und seine Landsmänner – insgesamt nehmen fünf Inder an den German Open teil – in ihrem Heimatland für Tischtennis-Begeisterung sorgen. „Cricket und Badminton werden wir, was die Popularität angeht, aber nicht so schnell übertreffen“, sagt Shetty und lacht.
Die Ziele, die sich der indische Tischtennisverband gesteckt hat, sind ehrgeizig. Eine olympische Medaille bis 2024, eine Profi-Liga, die die Jugend inspiriert und Fans begeistert. Und obwohl es nicht ausgesprochen wird, soll letztendlich auch die Vormachtstellung von China, Japan und Korea im Tischtennis eingedämmt werden.
Dafür hat der Verband für zehn Jahre das Unternehmen „11Even Sports Private Limited“ an sich gebunden, das sich ausschließlich um die Vermarktung und Entwicklung des Tischtennis kümmert. Deren erstes großes Vorhaben wurde nun im Juli realisiert, die „Ultimate Table Tennis“ (UTT), die erste indische Profiliga.
„Die UTT ist sehr gut für unser Image und für unseren Nachwuchs“, sagt Kamal Anchanta, mit Platz 45 in der Weltrangliste zurzeit bester Inder. „Als ich vor 20 Jahren angefangen habe, Tischtennis zu spielen, war vieles vom Zufall abhängig. Entweder du hast etwas richtig gemacht, oder nicht. Es gab kein System dahinter“, sagt Anchanta. Deshalb seien er und viele andere auch nach Europa gewechselt, um sich dort zu verbessern. Anchanta und Shetty spielen zum Beispiel beide für deutsche Vereine.
Das Konzept hinter der UTT – dass heimische Spieler mit Profis ein Team bilden, um von ihnen zu lernen, dass Männer und Frauen im selben Team spielen und nicht zuletzt, dass alles innerhalb eines Monats abgehakt ist – begeistert aber auch Spieler aus dem Ausland. Mit Petrissa Solja, Han Ying und Sabine Winter waren drei deutsche Frauen bei der Premiere dabei, Letztere spricht von deutlich spannenderen Wettkämpfen. „Aber ich vermute, dass es so etwas in Deutschland trotzdem nicht geben wird“, sagt Winter. „Es war ein sehr schönes Event und ich würde nächstes Jahr wieder mitmachen, wenn ich eingeladen werde“, fügt die Sportsoldatin, die für den SV DJK Kolbermoor spielt, dann noch hinzu.
Geht es nach Anchanta, kann Indien 2024 wirklich eine Medaille bei den olympischen Spielen holen, „aber nur, wenn wir uns kontinuierlich so weiterentwickeln wie bisher“. Er hoffe, dass er dann als Trainer den Erfolg miterleben könne. „Als Spieler bin ich dafür einfach schon zu alt, ich bin ja schon 35 Jahre“, sagt Anchanta. „Ach ja, und graue Haare habe ich übrigens auch schon“, sagt er und lacht.