Boxen Trainerzoff vor dem WM-Duell beim SES-Boxabend in Magdeburg
Am Sonnabend wird Magdeburg wieder zu Las Vegas. Denn der WM-Kampf zwischen SES-Supermittelgewichtler Artur Reis und IBO-Champion Osleys Iglesias steigt im Hotel Maritim.

Magdeburg - Als Boxer sollte man im Ring jede noch so kleine Bewegung um sich herum registrieren. Artur Reis schaute sich vor seinem WM-Kampf am Sonnabend gegen IBO-Champion Osleys Iglesias (ab 22.30 Uhr, MDR) auch schon gestern im Foyer des Hotel Maritim in Magdeburg genau um, wer alles zur Pressekonferenz gekommen ist. Der SES-Supermittelgewichtler hat nämlich jemanden vermisst. „Dass mein früherer langjähriger Trainer plötzlich zum gegnerischen Team gehört, finde ich nicht so gut. Da ist vom gegnerischen Team schon eine gewisse Grenze überschritten worden, indem man ihn dazu holt, auch schon für die Vorbereitung. Mich wundert nur, dass er heute nicht dabei ist“, sagte Reis mit einer gewissen Portion Empörung in seiner Stimme.
Ex-Coach von SES-Boxer Reis im Team von Gegner Iglesias
Gemeint ist Antonino Spatola, der Reis 15 Jahre lang beim AKBC Wolfsburg coachte. Und das sehr erfolgreich. Reis wurde immerhin Weltmeister im Kickboxen und war auch ein geachteter Amateurboxer. Als sich Reis 2017 im Mixed Martial Arts ausprobieren wollte, trennten sich die Wege. Warum es nun ausgerechnet in einer gegnerischen Ecke ein Wiedersehen gibt, wollte Iglesias-Coach Georg Bramowski nicht verraten und lächelte nur vielsagend. Für Reis soll das aber nur ein zusätzlicher Anreiz sein: „Für mich ist das eine zusätzliche Bestätigung, dass ich ernst genommen werde.“
Somit ist schon vor dem ersten Gong ordentlich Brisanz drin. „Auf diesen Kampf können wir uns alle freuen. Beide haben zwar noch nicht so viele Profikämpfe bestritten, haben aber eine lange Amateurkarriere hinter sich. Da treffen keine Rookies aufeinander“, freut sich SES-Promoter Ulf Steinforth, der zum 20. Mal im Maritim veranstaltet. Steinforth: „Das Maritim ist inzwischen so etwas wie unser Wohnzimmer geworden. Wir sind auch schon so gut wie ausverkauft und werden wieder eine ganz besondere Atmosphäre haben.“ Dafür dürften allein schon die vielen Reis-Fans sorgen. „Aus meiner Region rund um Wolfsburg haben sich viele Leute angesagt. Das ist ein weiterer Ansporn für mich“, erklärt der 30-Jährige, der bisher alle seine elf Kämpfe gewann, acht davon vorzeitig.
Kubaner Iglesias gilt als Ausnahmetalent
Nicht nur weil sein Gegner als Profi erst acht Kämpfe bestritt, die er alle gewann und sieben davon durch K.o., klettert Iglesias als Favorit in den Ring. Schließlich ist er Weltmeister. Den Titel holte sich der 25-Jährige Ende Dezember 2022 im polnischen Gliwice mit einem grandiosen und überlegenen Sieg per TKO in Runde 10 gegen den Ukrainer Andrii Velikovskyi.
Geboren ist Iglesias in Havanna. 2019 kehrte er vom Weltcup in Köln nicht mehr in seine Heimat zurück und lebt inzwischen in Chemnitz. Bramowski schwärmt: „Durch seine lange Amateurkarriere bringt er boxerisch alles mit und ist ein Ausnahmetalent. Wenn ich im Detail über Stärken reden soll, kann ich es abkürzen und sagen, er hat keine Schwächen. Nur sein Temperament muss ich gelegentlich zügeln. Da will er manchmal zu schnell zuviel.“ Und hat deshalb auch nicht zufällig den Kampfnamen „Tornado“. „Ob wir über zwölf Runden gehen oder der Kampf früher endet – ich bin für alles bereit“, kündigt Iglesias ein heißes Duell an.
