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Olympische Spiele Trotz Weltrekord: Magdeburgerin Grabosch gewinnt Bronze im Sprint

In einem Teamsprint der Weltrekorde reicht dem deutschen Damen-Trio um Pauline Grabosch die eigene Bestzeit nicht zur Gold-Chance. Es gewinnt Großbritannien.

Von Daniel Hübner Aktualisiert: 05.08.2024, 23:30
Pauline Grabosch, Lea Friedrich und Emma Hinze (v. l.) haben zwar Gold verpasst, aber Bronze gewonnen.
Pauline Grabosch, Lea Friedrich und Emma Hinze (v. l.) haben zwar Gold verpasst, aber Bronze gewonnen. Foto: Vincent Jannink/anp/dpa

Paris. - Pauline Grabosch wollte sich die Freude über Bronze bei ihrer Olympia-Premiere nicht nehmen lassen. „Wir hatten Tränen auf dem Podium, wir sind glücklich mit der Medaille“, betonte die Magdeburgerin. „Und wer etwas anderes denkt, der ist falsch abgebogen“, schob die 26-Jährige hinterher. Natürlich war das Bahnrad-Trio mit Grabosch, Lea Friedrich und Emma Hinze nach Paris gekommen, um Olympiasieger zu werden. Immerhin hatten sie gemeinsam Weltmeister-Titel und viele andere Siege im Teamsprint eingefahren. „Wir haben uns die Medaille hart erkämpft“, erklärte Pauline Gra-bosch, die gestern im Velodrome National von ihrer Familie und ihrem Freund unterstützt wurde. Ein Selbstläufer wurde es am Abend der Weltrekorde jedenfalls nicht für die drei Damen.

Immer wieder sitzen und dabei Musik hören, immer wieder radeln, nur nicht die Beine ermüden lassen. So läuft die Vorbereitung zwischen den Runden beim Teamsprint. „Wir sind Mädchen mit schnellen Beinen“, hatte Pauline Grabosch schon im Vorfeld der Sommerspiele erklärt und einen Ausblick auf Paris geworfen: „Und dann heißt es, drei Runden Vollgas geben und die Schnellsten sein.“

Vollgas hat das Trio gegeben. Doch das erhoffte Gold hat es trotzdem verpasst. Warum? „Weil zwei Teams heute schneller waren, das ist ärgerlich, aber das muss man anerkennen“, sagte Bundestrainer Jan van Eijden, der also kurz mal falsch abbog: „Jetzt gerade sind wir nicht ganz zufrieden, weil wir mehr wollten“, ergänzte er. Zwei andere Teams fuhren eben noch schneller – Großbritannien und Neuseeland.

Die 26-jährige Hinze hatte vor dem Wettkampf zunächst erklärt: „Man muss fast immer Weltrekord fahren, um vorne zu liegen.“ Das galt für den Teamsprint in drei Akten diesmal ganz besonders. Es sollte sogar eine Reise durch die Weltrekordzeiten werden.

Zwischentzeitlicher Weltrekord reicht nicht für das Finale

Den Anfang machte Großbritannien, das die Bestmarke der Chinesinnen aus dem Februar mit 45,472 Sekunden bereits in der Qualifikation (Zeitfahren) der acht Teams um 15 Tausendstelsekunden unterbot. Deutschland erzielte nach drei Runden über 750 Meter die drittschnellste Zeit.

Es folgte der Ausscheid für die Finals, dort wiederum ereilte völlig überraschend den Chinesinnen das vorzeitige Aus im Medaillenkampf gegen die Niederlande. Dafür durfte Grabosch nach dem Duell mit Mexiko über den zweiten Weltrekord durch das BDR-Team lächeln: 45,377 Sekunden – die allerdings wenig später die Neuseeländerinnen um 29 Tausendstel unterbot. Doch die Britinnen legten nach. Mit 45,338 Sekunden.

Die fünfmalige Teamsprint-Weltmeisterin Grabosch ahnte bereits nach dem Rennen der „Kiwi“-Damen gegen Polen, dass es diesmal nicht zum Kampf um Gold reichen würde. Dass sie diesmal um Bronze fahren müssen. Grabosch fuhr in der Rennpause bedächtig auf dem Ergometer aus, sie verspeiste mit gesenktem Haupt Energieriegel. Später legte sie den Kopf in beide Hände, noch einmal später lenkte sie sich am Handy ab. Und doch war es längst nicht vorbei.

Sieg gegen die Niederlande

Die Damen von Jan van Eijden mussten noch ein letztes Mal Tempo zum Glück aufnehmen. Eben gegen die Niederlande. Und sie konnten rechtzeitig ihre erste Enttäuschung aus den Beinen schütteln. Grabosch atmete noch einmal tief durch, dann fuhr sie im Oval an, Friedrich zog weiter, Hinze sicherte auf der letzten Runde die Bronzemedaille nach 45,400 Sekunden. Und dann zeigte die Magdeburgerin die Faust und ihr Lächeln kehrte zurück.

Das Finale gewannen indes die Britinnen gegen Neuseeland in 45,186 Sekunden. Mit neuem Weltrekord also und deutlichem Abstand. Sie waren diesmal die Mädchen mit den allerschnellsten Beinen. „Wir haben gesagt, wir wollen so schnell fahren, wie wir können, das haben wir gemacht“, sagte der Bundestrainer und ergänzte: „Ob wir Gold oder Silber verloren haben, das ist schwer einzuschätzen.“ Für Pauline Grabosch war das wiederum eindeutig.