Olympische Spiele in Paris Wellbrock vom SCM wird Achter beim Rasovszky-Sieg
Florian Wellbrock vom SCM hat seine zweite Olympia-Medaille im Freiwasser verpasst. Dafür glänzte Teamgefährte Oliver Klemet beim Sieg von Kristof Rasovszky mit Silber.
Paris - Florian Wellbrock schenkte der Welt ein Lächeln. Als er über den blauen Teppich am Pont Alexandre III zum Start lief. Als er über einer großen Leinwand den vielen Menschen auf den Tribünen vorgestellt wurde. Am Tag zuvor hatte er noch eine Taktikschulung absolviert, hatte sich zwei Runden lang die Rennen der Damen angeschaut, ehe er seine Trainingseinheit absolvierte - im Pool. Der 26-Jährige vom SCM war perfekt auf das olympische Freiwasser-Rennen in der Seine vorbereitet.
Und Florian Wellbrock tat dann das, was ihn so oft auszeichnet in all diesen Rennen über die zehn Kilometer: Er schwamm voraus. Eine Runde lang, dann ließ er zumeist Kristof Rasovszky den Vortritt. In deser Rolle blieb der Ungar bis zum Ziel, während der Magdeburger in der fünften Runde und gegen die Ströung plötzlich abreißen lassen musste. Am Ende sicherte sich Rasovszky Gold in 1:50:52,7 Stunden vor Wellbrocks Teamgefährten Oliver Klemet (+2,1 Sekunden) und David Betlehem (Ungarn/+16,3). Wellbrock wurde Achter mit 1:01,7 Minuten Rückstand,
Wellbrock und Rasovszky prägen lange das Rennen
Nach der ersten Runde erreichte Wellbrock als Erster die Verpflegung, da war das Feld noch recht eng beieinander. Mit der Strömung auf Runde zwei bildete sich das bekannte Trio, das auch 2021 in Tokio die Medaillen gewann: Rasovszky, Wellbrock und Gregorio Paltrinieri (Italien) kämpften sich an die Spitze. Doch nach der zweiten Runde ergriff Rasovszky die Chance, sich vom Feld abzusetzen. Kurzzeitig.
Der 27-Jährige hatte in Japan die Silbermedaille gewonnen, er war in der Vergangenheit immer einer der härtesten Konkurrenten Wellbrocks, der auch immer an seinen Füßen klebte. Diesmal klebte der Magdeburger an den Füßen Rasovszkys. Es war kein Rennen für die große Flucht. Wer die Ideallinie fand, fand auch den Weg in die Spitze. Im Gegensatz zu den Damen allerdings hielt sich ein ziemlich breites Feld im Spitzenbereich. Marc-Antoine Olivier (Frankreich), Paltrinieri, nicht zuletzt Domenico Acerenza (Italien) und Oliver Klemet hielten den Anschluss.
Opfer des Strömungswechsels
Nach Runde drei und der Verpflegung fand Wellbrock allerdings die bessere Linie, gleich an der ersten Boje eingangs des vierten Umlaufs setzte sich der 26-Jährige an die Spitze und erhöhte mit seinem hohen Grundtempo den Druck auf die Verfolger. Ganz schwierig wurde es für die Athleten, die Linie beim Wechsel von Strömung auf Gegenströmung zu halten, wer hier nicht effektiv gegen das mit 0,7 Meter pro Sekunde fließende Wasser arbeitete, der rauschte mit der Seine einige Meter weiter, verlor damit wertvolle Zeit - und das Rennen. Wie Daniel Wiffen. Der Olympiasieger über 800 Meter Freistil aus Irland lag nach der vierten Runde bereits mit 2:57 Minuten auf Gold zurück.
Zur Hälfte der fünften Runde teilte sich die erste Gruppe. Die ersten Sechs mit Wellbrock und Klemet setzten sich ab. Doch während Klemet die Anschluss halten konnte, fiel Wellbrock Platz für Platz zurück, kam nicht nah genug an die Mauer heran. Dort also, wo die Fließgeschwindigkeit nur mit 0,4 Metern pro Sekunde gemessen wurde. Er verlor auf 700 Metern 10,7 Sekunden. Zum Ende der vorletzten Runde hatte er zwölf Sekunden Rückstand auf Rasovszky. Würde noch etwas gehen für den Schützling von Trainer Bernd Berkhahn?
Bis zur Wende hatte er eine weitere Sekunde verloren. Vorne allerdings blieb der Trainingsgefährte Klemet im Medaillenmodus. Der weiter führende Rasovszky zog noch einmal an. 200 Meter vor dem Ziel war es nur ein Quartett, wenige Meter später nur noch ein Duo: Rasovszky gegen Klemet. Ein wahnsinniger Kraftakt. Doch an den unfassbaren Ungarn, der die beste Performance ablieferte, kam der 22-jährige Klemet nicht mehr heran. Silber ist dennoch ein großartiger Erfolg für den jungen Mann von der SG Frankfurt bei seiner Olympia-Preniere.