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Endspiel gegen Neuseeland Rugby-WM: Südafrika durchkreuzt Englands perfekten Plan

Ein Punkt entscheidet das Halbfinale der Rugby-WM zwischen Südafrika und England. Im Endspiel stehen zwei Teams, die man dieses Mal dort nicht unbedingt erwartet hätte.

Von Tom Bachmann, dpa Aktualisiert: 22.10.2023, 12:37
Südafrikas Rg Snyman (r) und Damian de Allende feiern nach dem 16:15-Sieg.
Südafrikas Rg Snyman (r) und Damian de Allende feiern nach dem 16:15-Sieg. Lewis Joly/AP

Paris - Staatspräsident Cyril Ramaphosa wagte auf der Ehrentribüne ein kleines Tänzchen, die Rugby-Stars Südafrikas fielen sich nach ihrem nächsten Minimal-Sieg völlig erschöpft und erleichtert in die Arme.

Erst zweieinhalb Minuten vor dem Ende eines denkwürdigen WM-Halbfinals hatten die Springboks den bis dahin perfekten Matchplan Englands durchkreuzt und war das erste Mal in Führung gegangen. Handré Pollards Straftritt zum 16:15 genügte dem Titelverteidiger an diesem verregneten Abend in Paris, um erneut ins Endspiel einzuziehen. Dort wartet am kommenden Samstag Neuseeland.

„All die harte Arbeit hat sich ausgezahlt. Es war richtig hässlich, aber daraus sind Champions gemacht“, sagte Südafrikas Kapitän Siya Kolisi. „England war vor der WM abgeschrieben, aber sie haben uns gezeigt, wie gut sie sind. Hochachtung vor England, aber auch vor meinem Team. Es war genauso hässlich wie letzte Woche, aber wir haben einen Weg gefunden und uns zurückgekämpft.“

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa gratulierte sowohl den Springboks als auch dem am selben Tag gegen England siegreichen Cricket-Team: „Unsere Nationalmannschaften inspirieren Menschen auf der ganzen Welt und machen uns unglaublich stolz.“

Physisch beeindruckende Schlussphase

Wie bereits im Viertelfinale gegen Frankreich genügte Südafrika letztlich eine physisch beeindruckende Schlussphase und der Minimal-Vorsprung von einem Punkt zum Sieg. „Erinnert Sie das an etwas Schmerzhaftes? Uns auch und das ist normal“, schrieb die Sporttageszeitung „L'Équipe“ an die englischen Fans gerichtet. Wie Gastgeber Frankreich in der Woche zuvor hatte England den besseren Plan. Man hielt Südafrika von der eigenen Endzone fern und punktete Dank Kapitän Owen Farrell. Der Verbinder mit dem brillanten Gefühl im Fuß erwischte einen großen Abend und erzielte alle Punkte.

Was am Ende der Neuauflage des Finals von 2019 dennoch zu wenig war. „Wir hatten einen Plan und das Wetter passte dazu. Wir haben sie in einigen Momenten geschockt“, sagte Farrell. „Doch sie haben sich dem angepasst und am Ende muss man davor einfach Respekt haben.“ Südafrikas Zauberfuß Pollard freute sich nach seinem Matchwinner: „Es war ein großer Moment. Es sind genau diese Momente, die man auf der großen Bühne haben möchte. Im Moment ist da vor allem Erleichterung.“

Das Finale der Rekordweltmeister gegen den ebenfalls dreimaligen Champion Neuseeland ist nun nicht unbedingt das, was vor der WM erwartet worden ist. Südafrikas Auswahl galt als zu alt und im Stil nicht mehr zeitgemäß und die berühmten All Blacks waren in den vergangenen zwei Jahren weit vom alten Glanz entfernt. Stattdessen galten Irland und Frankreich, die Nummer eins der Welt und der spektakulär spielende Gastgeber, als die Favoriten.

Das Halbfinale erreichte keiner der Favoriten. Im zweiten Duell hatte Neuseeland keine Probleme mit Argentinien und steht erstmals seit dem Triumph 2015 wieder im Endspiel. Eine Leistung, die den All Blacks in der Heimat nicht zugetraut worden ist. Trainer Ian Foster stand kurz vor dem Rauswurf, nachdem man zwischen November 2021 und August 2022 sechs von acht Testspielen verloren hatte. Der 58-Jährige behielt seinen Job, allerdings nur auf Zeit. Nach der WM wird er zurücktreten - am liebsten als Weltmeister.