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Handball Claar und Co. fehlt mit Schweden eine Sekunde zum Finale

Bis zur letzten Sekunde der regulären Spielzeit sieht alles nach einem Sieg aus – aber ein direkt verwandelter Freiwurf der Franzosen zerstört auch den Traum von vier Magdeburgern. Doch Schweden legt Protest ein.

Von René Miller und Lukas Reineke Aktualisiert: 27.01.2024, 00:27
Mit Tränen in den Augen saß Felix Claar nach der bitteren Niederlage im Halbfinale auf der Bank. Auch seine neun Tore reichten nicht zum Weiterkommen..
Mit Tränen in den Augen saß Felix Claar nach der bitteren Niederlage im Halbfinale auf der Bank. Auch seine neun Tore reichten nicht zum Weiterkommen.. Foto: IMAGO/Bildbyran

Köln. - Felix Claar lehnte an der Bande und schüttelte fassungslos den Kopf. Was in der letzten Sekunde der regulären Spielzeit zwischen Schweden und Frankreich passierte, war auch kaum zu glauben. Die Schweden führten 27:26 und Frankreich hatte nur noch einen Freiwurf aus zehn Metern – den Elohim Prandi zum Ausgleich ins Tor hämmerte. „Ich habe nicht hingeschaut“, sagte Claar über den Moment, der den Traum von der Titelverteidigung platzen ließ. Die Schweden waren danach mental am Boden und hatten in der Verlängerung nichts mehr entgegenzusetzen. Die Franzosen waren dagegen im Flow und siegten 34:30.

Doch ob die Franzosen morgen auch das Finale gegen Dänemark spielen werden, ist noch offen. Nach Spielende legte der schwedische Verband Protest bei der EHF ein. Prandi soll bei seinem Wurf nicht gestanden haben. Der Treffer wäre somit irregulär und Schweden im Endspiel. Eine Entscheidung steht noch aus.

Die Schweden begannen mit den Magdeburgern Daniel Pettersson auf Rechtsaußen und Albin Lagergren im rechten Rückraum – und wechselten zunächst auch nicht zwischen Abwehr und Angriff. Und das ging ganz gut auf. Nach drei Minuten lagen die Skandinavier mit 3:1 vorn. Aber die Franzosen schüttelten sich kurz und glichen schnell zum 3:3 (5.) aus. Nachdem die Schweden über die erneute Führung jubeln konnten, drehte Frankreich richtig auf und zog mit einem 7:0-Lauf auf 10:4 (14.) davon. Samir Bellahcene legte im französischen Tor einige Glanzparaden hin. Lagergren scheiterte in dieser Phase gleich drei Mal am Torwart vom THW Kiel. Auch Pettersson leistete sich einen Fehlwurf. Nach einer Viertelstunde hatten die Schweden lediglich 40 Prozent an Wurfeffektivität vorzuweisen.

Als Felix Claar auf die Platte kam, wurde es viel besser. Der SCM-Spielmacher war mit vier Toren bei vier Würfen maßgeblich daran beteiligt, dass sein Team in der 21. Minute auf 9:13 verkürzen konnte. Bis zur Pause hatte sich Frankreich vor allem dank des treffsicheren Hugo Descat (6/6) und acht Paraden von Bellahcene (42 Prozent) wieder einen klaren Vorsprung erarbeitet und ging mit einem 17:11 in die Kabine. „Das Problem war, dass wir viele klare Chancen ausgelassen haben“, begründete Claar den Rückstand.

Diskussionswürdig: Elohim Prandi rettet Frankreich  in die Verlängerung. Doch Schweden legte Protest ein, weil Prandi nicht gestanden haben soll.
Diskussionswürdig: Elohim Prandi rettet Frankreich in die Verlängerung. Doch Schweden legte Protest ein, weil Prandi nicht gestanden haben soll.
Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Aber dort müssen die Franzosen wohl schon zu sehr über das Finale gesprochen haben, während sich die Schweden neu eingeschworen haben. Mit einem 7:1-Lauf glichen Claar und Co. innerhalb von zehn Minuten zum 18:18 aus. Frankreich legte zwar drei Tore nach – aber dann kam in der 45.  Minute ein ganz großer Auftritt von Andreas Palicka im schwedischen Tor, indem er von Hugo Descat erst den Siebenmeter hielt und dann auch noch den Nachwurf parierte. „Palicka war überragend und wir haben eine fantastische Defensive gespielt“, begründete Claar die folgende Aufholjagd.

Für die Schweden war das nämlich das Signal, dass hier noch richtig etwas geht. Und wie. Als Claar mit seinem achten Treffer für die 23:22-Führung sorgte, standen alle vier Magdeburger – also auch Oscar Bergendahl – auf der Platte. Als Palicka seine zwölfte Parade gelang und Jim Gottfridsson 72 Sekunden vor Schluss zum 27:25 traf, schien das Spiel entschieden. Aber die Franzosen hatten noch diesen letzten Freiwurf, bei dem die schwedische Mauer auch schlecht stand. „Wir sind so enttäuscht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist die schlimmste Niederlage in meiner Karriere“, erklärte Claar, dem wie seinen Mitspielern die Tränen in den Augen standen.

Statistik zum Spiel

Frankreich-Tore: Descat 8/3, Mem 6, Remili 5, Fabregas 4, Lenne 4, Nahi 3, Prandi 3, Mahé 1/1

Schweden-Tore: Claar 9, Darj 5, Wanne 5, Gottfridsson 4, Carlsbogard 3, Sandell 2, Johansson 1, Lagergren 1

Schiedsrichter: Nikolov/Nachevski (Nordmazedonien)

Zuschauer in Köln: 19.750 (ausverkauft)

Strafminuten: 8 – 2

Siebenmeter: 4/7 – 0/0