Handball-Krimi SC Magdeburg fährt nach Siebenmeterdrama gegen Kielce zum Final 4
In einem spannungsgeladenen und dramatischen Spiel besiegt der SC Magdeburg Kielce im Siebenmeter-Werfen. Der SCM steht damit erneut im Final 4 der Handball-Champions League.
Magdeburg - Die Nerven gestresst, den Blutdruck in die Höhe getrieben – aber unheimlich glücklich. So beendeten Mannschaft und Fans des SC Magdeburg am Mittwochabend in der mit 6.600 Zuschauern ausverkauften Getec-Arena ein irres Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League.
Nach dem 26:27 vor einer Woche in Kielce siegte der SCM nach regulärer Spielzeit 23:22. Nach dem Siebenmeterwerfen hatten die Grün-Roten mit 27:25 gegen KS Kielce dann aber das bessere Ende für sich und sind am 8./9. Juni beim Final 4 in Köln dabei. „Es ist unglaublich. Das ist die beste Atmosphäre, die ich in der Getec-Arena jemals erlebt habe“, freute sich Felix Claar.
Dramatischer Beginn zwischen Magdeburg und Kielce
Gänsehaut schon von Beginn an in der Arena. Der Name jedes einzelnen Magdeburgers wurde besonders laut von den Fans gerufen. Zuvor bekam allerdings auch Kielce-Torwart Andreas Wolff einen Extra-Applaus. Der saß aber zunächst nur auf der Bank.
Ob sich das Kielce-Trainer Talant Dujshebaev am Vormittag beim gemütlichen Spaziergang an der Elbe ausgedacht hat? Jeder hatte ja in Magdeburg mit dem deutschen Nationaltorhüter zwischen den Kielce-Pfosten gerechnet.
Kielce-Abwehr stellt SCM vor Probleme
Und Sandro Mestric stellte die Magdeburger auch nicht vor große Probleme. Eher war es die offensive Abwehr, die vor allem gegen Claar und Gisli Kristjansson Wirkung zeigte.
So wie im Vorjahr gegen Plock war auch am Mittwoch der eine Oberrang fest in Gäste-Hand. Die Kielce-Anhänger sorgten mit ihren Gesängen dabei auch für einen Hauch von Fußball-Atmosphäre. Und konnten in der sechsten Minute aus ihrer Sicht eine 5:2-Führung bejubeln.
Zwei Minuten später war der SCM aber auf 4:5 dran. Dann zog Kielce wieder weg (4:7/12.). Nachdem Sergey Hernandez in der 13. Minute endlich seine erste Parade hatte, verkürzte der SCM auf 6:7.
Wolff kommt zur zweiten Halbzeit ins Kielce-Tor
Danach kam der SCM immer besser in die Partie, glich nach einer Auszeit (Bennet Wiegert: „Es ist eine Timing-Frage. Wir brauchen im Angriff mehr Kontrolle.“) in der 20. Minute zum 9:9 aus und holte dank Hernandez die Fans von den Sitzen.
Der Spanier legte seine fünfte Parade hin und traf anschließend selbst zum 10:9 ins leere Gäste-Tor. Zweieinhalb Minuten vor der Pause kam dann Wolff für einen Siebenmeter ins Tor und fischte mit dem rechten Bein den Wurf von Omar Ingi Magnusson weg. Fast mit der Pausensirene traf Igor Karacic dann für Kielce zum 13:11.
SCM-Keeper Hernandez hält Magdeburg im Spiel
Als die Seiten gewechselt waren, bekamen es die Grün-Roten dann dauerhaft mit Wolff zu tun. Die Torwart-Show gehörte aber weiterhin Hernandez, der mit einem gehaltenen Siebenmeter dafür sorgte, dass Magnusson mit drei verwandelten Strafwürfen in Folge für das 14:14 nach 35. Minuten sorgte. Die neunte Parade von Hernandez und ein Wackler von Magnusson brachten auch gleich noch das 15:14.
Einige übertriebene theatralische Einlagen der Gäste heizten die Stimmung beim Stand von 16:16 (41.) immer mehr an und sorgten für Hektik auf der Platte. Und es blieb eng. Eine Viertelstunde vor Schluss hieß es 18:18.
Für Claar war inzwischen Janus Dadi Smarason im Spiel und traf zum 19:19 (48.). Und mit einem 20:19 für den SCM ging es in die letzten zehn Minuten. Die 14. Parade (44 Prozent Fangquote) von Hernandez leitete dann die erste Zwei-Tore-Führung (21:19/52.) ein.
SCM gegen Kielce: Sechs Siebenmeter bis zur Entscheidung
Fünf Minuten vor Schluss nutzte Mikael Aggefors eine Auszeit, um sich ein bisschen warm zu laufen. Für ein mögliches Siebenmeterwerfen? Den verwandelte zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit zunächst Tim Hornke zum 23:21.
Doch Kielce antwortete prompt. 14 Sekunden vor Schluss nahm Wiegert die Auszeit und brachte Michael Damgaard. Der nahm sich natürlich den letzten Wurf, scheiterte aber am Block und Wolff. Und weil Kielce auch nicht mehr traf, musste der Nervenkrimi her.
Beim ersten Wurf scheiterte Hornke zwar, aber Hernandez hielt ebenfalls. Magnusson und Dylan Nahi trafen, auch Magnus Saugstrup und Arkadiusz Moryto blieben cool. Dann parierte Wolff gegen Christian O’Sullivan, während Daniel Dujshebaev verwandelte. Philipp Weber ließ den SCM jubeln und Alex Dujshebaev scheiterte.
Magnusson wirft Magdeburg ins Final 4 der Champions League
Was für ein Krimi! Die Offiziellen diskutierten danach erst einmal, wie es nach den ersten fünf Schützen und dem 26:25 überhaupt weitergeht. Schließlich kam Nahi wieder an den Strich, scheiterte an Hernandez und Magnusson sorgte für das goldene Tor und unbeschreiblichen Jubel.
„Ich bin maßlos enttäuscht. Wir scheitern zum dritten Mal in Folge um ein Tor. Das was mir einfällt, möchte ich nicht sagen“, ärgerte sich Wolff, der weiterhin auf den ersten Champions-League-Titel warten muss.
SC Magdeburg - Kielce: Statistik zum Spiel
SCM-Tore: Magnusson 6/4, Claar 5, Hornke 4/1, Mertens 2, Saugstrup 2, Smarason 2, Bergendahl 1, Kristjansson 1
Kielce-Tore: A. Dujshebaev 4, D. Dujshebaev 3, Karacic 3, Karalek 3, Thrastarson 3, Tournat 3, Morytp 2/1, Nahi 1
Schiedsrichter: Kurtagic/Wetterwik (Schweden)
Zuschauer: 6.600 (ausverkauft)
Strafminuten: 8 – 6
Siebenmeter: 5/9 – 1/2
Siebenmeterwerfen: Hornke scheitert an Wolff, Karacic scheitert an Hernandez, Magnusson trifft, Nahi trifft, Saugstrup trifft, Moryto trifft, O’Sullivan scheitert an Wolff, D. Dujshebaev trifft, Weber trifft, A. Dujshebaev scheitert an Hernandez, Nahi scheitert an Hernandez, Magnusson trifft