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Biathlon Schlauer in den nächsten Winter

Biathletin Franziska Hildebrand hat im letzten Winter viel probiert. Mit den neuen Erkenntnissen startet sie in die Olympia-Saison.

Von Daniel Hübner 02.04.2017, 01:01

Magdeburg l Endlich durfte sie die neuen schwarzen Schuhe tragen, jene mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen. Zur Saisonabschlussparty in Olso (Norwegen) vor zwei Wochen traf die 1,62 Meter kleine Franziska Hildebrand viele Biathleten also auf Augenhöhe. „Das sind wirklich tolle Schuhe“, schwärmte sie. Schuhe, die sie durch den Saal und über das Tanzparkett schweben ließen, ohne dass die Muskeln in den Schienbeinen eine Überlastung meldeten. „In diesem Jahr hat es mich ein bisschen erwischt“, erklärte Hildebrand. Die Muskeln meldeten sich ziemlich oft im vergangenen Winter, tatsächlich auch in Hochfilzen zur Weltmeisterschaft.

Dieser Schmerz ist allerdings kein Phänomen im Biathlon. Der Franzose Simon Fourcade oder der Amerikaner Tim Burke haben sich deshalb bereits operieren lassen. Hildebrand musste noch nicht unters Messer, weil die Physiotherapeuten des Deutschen Skiverbandes „immer einen super Job gemacht haben“, sagte sie. Aber im Februar in Hochfilzen war der Schmerz in den Einzelrennen so groß, dass es nicht zur ersehnten Medaille gereicht hatte.

Leer ging sie in Österreich trotzdem nicht aus. Zum zweiten Mal in ihrer Karriere wurde die Köthnerin Staffelweltmeisterin. Auf Position drei gestartet, hatte sie als Führende an Schlussläuferin Laura Dahlmeier übergeben, war dann in den Schnee gefallen, hatte sich die Hände vors Gesicht gehalten. Später nannte Hildebrand, die am 24. März ihren 30. Geburtstag feierte, die Leistung einen „Befreiungsschlag“.

Ein Befreiungsschlag nach einer schwierigen Saison. Im Vorfeld hatte sie den Skiausrüster gewechselt: „Es war ein Eingewöhnungsjahr. Ich hatte damit gerechnet, dass nicht alles glatt laufen würde, aber ich hatte es mir auch einfacher vorgestellt. Zum Ende wurde es aber besser.“ Zudem hatte sie am Schießstand gearbeitet, wollte die Schüsse schneller setzen – und hatte zu oft die letzte Kugel aus 50 Metern an der schwarzen Scheibe vorbeigezielt. Hildebrand hatte eigentlich gehofft, einige Sekunden zur Konkurrenz aufzuholen. Aber was sind fünf Sekunden am Schießstand im Vergleich zu 23 Sekunden in der Strafrunde mit zusätzlicher Belastung der Schienbeine? Sie will nun wieder ihren eigenen bewährten Rhythmus finden, mit dem sie im Vorjahr zu zwei Weltcupsiegen im Sprint gefahren war. Damals lag ihre Trefferquote bei 90 Prozent, im letzten Winter waren es noch 86.

Aus den Erfahrungen der Saison hat sie gelernt. „Im nächsten Winter bin ich schlauer“, sagte sie. Im nächsten Winter will sie bei Olympia in Pyeongchang (Südkorea) angreifen. Pyeonchang hat ihr schon die letzten Wochen versüßt. Hildebrand hat sich beim dortigen Weltcup im März den Traum erfüllt, als Schlussläuferin der siegreichen Staffel mit der deutschen Fahne ins Ziel zu fahren: „Das war ein toller Moment.“ Es soll nicht der letzte in Pyeongchang gewesen sein.