Hentke vom SCM muss Zwangspause einlegen So rund wie ein Dreieck
Während Poul Zellmann weiter an der taktischen Einteilung seiner Rennen
arbeitet, muss Franziska Hentke zunächst gesund werden. In knapp acht
Wochen steht für beide SCM-Schwimmer mit den deutschen Meisterschaften
der erste Jahreshöhepunkt an.
Magdeburg l Sie hat sich richtig zugedeckt, hat ihr Haare trocken gefönt, hat eine dicke Mütze getragen. Kurzum: Franziska Hentke hat alles dafür getan, gesund zu bleiben. Allerdings hält derzeit eine höhere Macht mit allen Kräften dagegen, weshalb sie am Dienstag ihre Mittagsstunden beim Spezialisten für Hals, Nase und Ohren verbringen musste. Den Start in das Wettkampfjahr definierte der "Schmetterling" vom SCM deshalb so: "2015 läuft bei mir bisher so rund wie ein Dreieck."
Nach dem Trainingslager Anfang Januar in Brasilien, mit allen Ecken und Kanten und einem grippalen Infekt, war die 25-Jährige für zwei trainingsintensive Wochen ins Becken zurückgekehrt und hat sich am vergangenen Wochenende der internationalen Konkurrenz gestellt. Auf fünf Starts war sie gekommen beim 17. Euromeet in Luxemburg, ihr bestes Ergebnis war Platz vier über die 200 Meter Schmetterling, ihrer Paradedistanz, in 2:13,17 Minuten. Trotz ihrer Vorgeschichte, meinte Coach Bernd Berkhahn, "sah sie schon sehr gut aus, aber in den letzten Rennen hat ihre Muskulatur einfach zugemacht". So hatte es auch Hentke empfunden: "Die letzten Einheiten hatten ihre Spuren hinterlassen."
Trotz der nun neuerlichen Zwangspause Hentkes bis einschließlich Freitag (viraler Infekt) ist bei Berkhahn keine Panik ausgebrochen. Er vertraut nicht zuletzt auf das Höhentrainingslager, das sieben SCM-Athleten im Februar in Sierra Nevada (Spanien) abhalten. "Und sie wird die Norm für die WM schaffen", ist sich der 43-Jährige sicher. Die Final-Norm für die Weltmeisterschaft in Kazan (Russland) muss Hentke über ihre Paradedistanz bei den deutschen Meisterschaften in Berlin (9. bis 12. April) in 2:10,72 Minuten erfüllen. Das ist 3,05 Sekunden über ihrer Bestzeit. "Und danach habe ich noch knapp vier Monate, um sie auf die Titelkämpfe vorzubereiten", erklärte Berkhahn.
Ohne Ecken und Kanten läuft die Vorbereitung derweil für Poul Zellmann. Berkhahn hat entsprechend festgestellt: "Er ist schon besser unterwegs als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres." Der 19-Jährige hat in Luxemburg neben Johanna Friedrich (Dritte über 400 Meter Freistil) den zweiten Podestplatz geholt für den SCM. Er ist Zweiter geworden über die 1500 Meter Freistil in neuer Bestzeit: 15:45,19 Minuten. "Das ist aber keine Zeit, mit der ich national etwas erreichen kann", erklärte Zellmann, der mit seinen Leistungen beim Euromeet nur bedingt zufrieden war.
Die lange Distanz steht auch nicht im Fokus des Freistil-Spezialisten, der Mitglied des Perspektivteams im Deutschen Schwimmverband (DSV) ist. "Bei den deutschen Meisterschaften möchte ich die WM-Norm über 400 Meter schaffen." Die Final-Norm ist vom DSV mit 3:49,78 Minuten vorgegeben worden, Zellmanns Bestzeit liegt bei 3:51,25, in Luxemburg schwamm er in 3:58,11 auf Rang vier. "Aber das ist nur eine Momentaufnahme und spiegelt nicht seine absolute Leistungsfähigkeit wider", betonte Berkhahn. "Seine Grundgeschwindigkeit reicht, jetzt muss er noch sein Rennen taktisch und konditionell gut durchziehen."
Auch Zellmann will "mutiger werden", sagte er. Seine weitere Vorbereitung führt ihn nicht ins warme Spanien. Er absolviert einen Lehrgang mit dem Perspektivteam im kalten Berlin. Richtig zudecken, Haare trocken fönen und eine dicke Mütze sind dann Pflicht.