Boxen Meinke steigt als Vegetarierin in den Ring
Am 18. Juli startet SES-Boxerin Nina Meinke beim Kampfabend in Magdeburg einen neuen Anlauf zum WM-Gürtel. Und das als Vegetarierin.
Berlin l In den Sack hauen – das ist eine deutsche Redewendung für Hinschmeißen, vorzeitig abhauen, einfach aufgeben. Nina Meinke haut auch in den Sack. Und wie. Auf dem Dachboden des väterlichen Hauses hat sie sich einen Trainingsraum gebastelt, wo natürlich auch ein alter Sandsack hängt. Der musste gerade in den ersten Wochen der Corona-Pause heftige Schläge einstecken. Meinke: „Für Anfang Mai war ein WM-Kampf geplant. Aber durch Corona fiel der aus. Das hat mich mächtig geärgert.“ So sehr da aber auch der Frust an ihrer Kämpferseele genagt hat, so sehr steigerte sich aber auch die Lust, es irgendwann auf den WM-Thron zu schaffen. Hinschmeißen, einfach so aufgeben sind für die 27-Jährige kein Thema.
Weil die Trainingsstätten nach dem Corona-Ausbruch alle geschlossen waren, bastelte sich Meinke einen eigenen Trainingsraum. Ein noch herumstehender Gipssack wurde zum Krafttraining genutzt. Zwei alte Rodelschlitten dienten für Liegestütze. Und um mit Gummibändern zu arbeiten waren auf dem Dachboden auch genug Balken da. „Da es im März draußen auch noch kalt und regnerisch war, wollte ich beim Freilufttraining keine Erkältung riskieren. Deshalb habe ich den Dachboden zum Gym umfunktioniert“, erinnert sich die Boxerin und lacht dabei selbst das einzige Manko weg: „Zu stark trampeln konnte ich beim Training aber nicht, weil das sonst zu viel Staub aufgewirbelt hätte.“
Inzwischen darf Meinke unter Regie ihres Trainers Kay Huste aber wieder im richtigen Gym schwitzen und nutzt das natürlich auch ausgiebig in der „Fleischfabrik“, einer Trainingsstätte im Berliner Stadtbezirk Spandau. Von richtigem Fleisch will Meinke aber nichts mehr wissen.
„Ich bin Vegetarierin geworden“, verrät sie im Magazin von Gymper, der neuen Fitnessmarke von Layenberger, und erklärt: „Ich habe schon immer Wert gelegt auf gesunde Ernährung. Also Protein-Shakes, viel Obst, gute Energie-Drinks – aber Fleisch gehörte einfach mit dazu. So habe ich früher abends auch einfach mal ein 450-Gramm-Steak weggeputzt.“
Das fehlt ihr inzwischen überhaupt nicht mehr. Meinke: „Ich habe seitdem nicht mal mehr Heißhunger auf Süßigkeiten, was zum Gewichthalten natürlich ganz vorteilhaft ist.“ Auf die Vegetarier-Idee ist sie durch eine Reportage im Fernsehen gekommen. Meinke: „Das war ganz interessant. Danach habe ich mich ein bisschen ausführlicher mit diesem Thema beschäftigt und bin zufrieden. Aber ich mache das nicht in Hardcore-Manier und schaue mir im Supermarkt alle Verpackungen an, was in den Lebensmitteln so alles drin ist. Quark und Käse esse ich deshalb auch weiterhin.“
Zweimal hatte Meinke den WM-Gürtel schon vor Augen. Am 29. April 2017 ging es im Vorkampf des Duells von Wladimir Klitschko gegen Anthony Joshua vor 80 000 Zuschauern in London um ein Ticket zum Kampf um die WBA-Krone im Leichtgewicht. Doch in diesem Ausscheidungskampf war Katie Taylor aus Irland zu stark und der Fight wurde in Runde sieben durch technischen K.o. abgebrochen. Im Mai vor zwei Jahren verlor sie dann im Titel-Duell des WIBF-Federgewichts knapp nach Punkten gegen Elina Tissen.
Am 18. Juli soll im Elbauenpark mit einem Vorbereitungskampf der dritte Anlauf für einen WM-Gürtel starten. Die Gegnerin steht zwar noch nicht fest, aber Magdeburg ist ein gutes Omen. Denn ihr Patenonkel trat hier vor 16 Jahren als ungeschlagener Champion ab. Gemeint ist Sven Ottke, der ein guter Freund von Ninas Papa Christian ist und ihren Weg aufmerksam verfolgt.
Dass dieser Weg steinig sein kann, bekam Meinke nicht nur bei ihren zwei Niederlagen zu spüren. Seit über einem Jahr stand sie gar nicht im Ring. Ihren letzten Kampf bestritt sie im April 2019 in Halle. Meinke: „Das nervt gewaltig. Man bereitet sich fleißig vor und am Ende war alles umsonst.“
Vor Corona wurde sie auch noch von einer gebrochenen linken Hand gestoppt. Meinke: „Das ist mir in Griechenland beim Box-Camp im Robinson-Club passiert. Da bin ich unglücklich gestolpert. Typisch für mich. Ich bin nämlich ein totaler Tollpatsch. Meinen ersten Cut habe ich mir beim Putzen am Ikea-Regal zugezogen.“