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Schwimmen Bambi ist Ansporn für SCM-Schwimmer

Florian Wellbrock vom SC Magdeburg ist Bambi-Preisträger. Für ihn auch eine Motivation für die Zukunft.

Von Daniel Hübner 23.11.2019, 00:01

Magdeburg l An diesem Wochenende schwimmt Florian Wellbrock zurück in die Vergangenheit. Das Tenever-Bad in Bremen, in dem er groß geworden ist, öffnet am Samstag bereits um 8 Uhr die Pforten für den Doppelweltmeister. Wellbrock wird seine Bahnen ziehen, ganz nach dem Plan seines Trainers Bernd Berkhahn. Ein Plan, der mit Beginn ihrer Zusammenarbeit vor fünf Jahren beim SC Magdeburg sicher eines nicht vorgesehen hat: einen Bambi.

Wellbrock hat ihn trotzdem erhalten. Am Donnerstag im Festspielhaus Baden-Baden. „Es ist eine große Ehre, mit 22 Jahren solch einen Preis entgegennehmen zu dürfen für eine sportliche Leistung“, betonte Wellbrock. Zumal: Die meisten Preisträger an jenem Abend waren um einiges älter, um einiges lebenserfahrener, um einiges prominenter – noch.

Bis 23.05 Uhr hat der Veranstalter Florian Wellbrock auf seinem gemütlichen Sessel schmoren lassen, ehe er gemeinsam mit dem jüngsten Zehnkampf-Weltmeister aller Zeiten, Niklas Kaul aus Mainz, 21 Jahre, von der Laudatorin und der seit einem Trainingsunfall querschnittsgelähmten ehemaligen Bahnrad-Sportlerin Kristina Vogel auf die Bühne gerufen wurde.

Auch Wellbrock hat in diesem Jahr etwas Einmaliges geschafft: Er ist als erster Schwimmer in die Geschichte eingegangen, der sowohl im Freiwasser über zehn Kilometer als auch im Becken über 1500 Meter Freistil einen WM-Titel gewann. Und nun stand er da. Auf der großen Bühne. Vor vielen berühmten Menschen. Und er dankte seinem Coach, und er dankte „den beiden Menschen, die mir 2014 beim Umzug geholfen und sich dann mit den Worten verabschiedet haben: Mach was draus!“ Seinen Eltern.

Wellbrock hat etwas draus gemacht, wenngleich er im Winter 2018 über den Tod seiner Schwester Franziska gegrübelt und seine Rolle im Sport infrage gestellt hatte. Er hat nicht nur aufgrund seiner Erfolge, nicht nur aufgrund dieses Bambis – einer 3,6 Kilogramm schweren Bronze mit 18-karätigem Goldüberzug und einem Wert von 3000 Euro – etwas draus gemacht. Und nicht nur, weil er als bester Freiwasser-Athlet 2019 ausgezeichnet wurde.

Florian Wellbrock hat sich zu einer Persönlichkeit entwickelt, er hat sich einen Namen im Sport gemacht. Und nun auch in der gesellschaftlichen Mitte. Dort ist er nämlich in Baden-Baden angekommen. Und auf dem roten Teppich. „Ich habe dort Interviews gegeben wie beim Schwimmen in der Mixed-Zone“, erzählte er. Nur im Austausch mit anderen Prominenten hat sich Wellbrock zurückgehalten. So ist er im Fahrstuhl gefahren mit Chris Tall, dem ebenfalls ausgezeichneten Comedian. Aber Wellbrock ist nicht um einen Witz reicher wieder ausgestiegen, denn: „Wir haben nur den typischen Small Talk gehalten. Wirklich gesprochen habe ich an dem Abend nur mit Niklas Kaul.“

Und mit den Fotografen. So von Linse zu Pose, der gemeinsamen mit dem Bambi, in dem auch Wellbrocks Name eingraviert ist. „Für einen mittelgroßen Pokal ist das Reh ganz schön schwer“, berichtete er lächelnd. Welchen Platz er der tierischen Trophäe im heimischen Wohnzimmer zuweisen wird, darüber hat sich Wellbrock noch keine Gedanken gemacht. Vermutlich werden Mama Anja und Papa Bernd zunächst auf Bambi aufpassen. „Mein Onkel hat mir geraten, ein Bankschließfach zu mieten“, berichtete Wellbrock. „Das Reh ist wohl schon einigen Prominenten gestohlen worden.“

Das soll ihm nicht passieren. Denn vor allem ist der Preis für Wellbrock ein Ansporn für die Zukunft: „Ich hoffe, dass ich den Wert in den nächsten Jahren steigern kann.“ Denn die bisherigen Erfolge sind groß, aber noch nicht groß genug. Den größten Erfolg kann er bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr in Tokio erzielen. Wieder im Freiwasser, wieder im Becken. Wieder mit der Chance, in die Geschichte einzugehen.