Nationalspieler vor Playoffs Tobias Krick folgen Millionen: Tiktok lukrativer als Sport
Volleyball-Nationalspieler Tobias Krick erreicht mit seinen Social-Media-Videos ein Millionenpublikum – und verdient dabei mehr als auf dem Spielfeld. Doch auch der Sport könnte profitieren.

Berlin - Tobias Krick ist auf Social Media ein Phänomen. 1,4 Millionen Follower hat der Volleyball-Nationalspieler bei Instagram, bei Tiktok sogar 5,5 Millionen. Mit kurzen Clips hat der 2,13 Meter große Modellathlet eine riesige Gefolgschaft aufgebaut und sich damit längst für bezahlte Partnerschaften interessant gemacht.
„Über Sponsoren kriegt man dann Geld und das ist lukrativ geworden“, sagt der 26-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Also es ist traurigerweise schon mehr, als ich im Volleyball verdiene.“ Fünf bis zehntausend Euro könne man mit so einem gesponserten Post verdienen, sagt Krick, der für den deutschen Rekordmeister BR Volleys spielt.
Vom Hobby zur eigenen Marke
Für Fußball-Profis mit Millionengehalt ein netter Nebenverdienst, für einen Volleyball-Profi in der Bundesliga viel, viel mehr. „Ich will mich jetzt nicht beschweren“, sagt der Mittelblocker. „Aber wenn du das jetzt mit Handball oder Basketball vergleichst, dann ist es halt trotzdem noch mal um einiges weniger, das wir verdienen.“
So wurde aus einem Hobby für Krick ein zweites Standbein. Erst 2019 fing er mit Tiktok an und war zunächst nur sporadisch aktiv. „Dann hat es den Leuten ganz gut gefallen, und dann ist man so nach und nach da reingekommen. Jetzt versuche ich schon, drei, viermal die Woche zu posten“, sagt der Olympia-Teilnehmer.
Viele der Videos ähneln sich: Ein selbst aufgenommener Clip geht fließend in spektakuläre Spielszenen über, unterlegt mit populären Songs. Überhaupt lässt sich der 26-Jährige gerne inspirieren. „Ich sehe meistens irgendwelche Trends, wenn ich selber gefangen bin im Algorithmus. Dann versuche ich, die so ein bisschen in meinem eigenen Stil nachzumachen“, erzählt er. „Das ist jetzt kein Hexenwerk.“
Krick nimmt nicht jeden Partner an
Der Mittelblocker macht bei den Videos fast alles selbst, nur bei Olympia hatte er einen Kameramann dabei. Auf anderthalb Stunden pro Tag schätzt er den Aufwand. „Es ist unterschiedlich, wie viel Bock ich so drauf habe, wie anstrengend die Trainings waren, weil mich dann manchmal vor eine Kamera zu stellen, ist auch nicht so geil“, scherzt er.
Für die gesponserten Posts arbeitet er mit einem großen Sportartikelhersteller und einer Computerhardwarefirma aus den USA zusammen. Krick wählt die Unternehmen nach eigenen Worten auch sorgfältig aus. „Da gab es schon ein paar Sachen, die nicht so meins waren, wo das Geld natürlich auch gut gewesen wäre“, sagt er. „Das kommt ja voll unauthentisch, wenn ich über so was Videos mache. Deswegen habe ich dann gesagt: Nee, es ist nicht so meins.“
Die meisten Follower kommen aus den USA und Brasilien. Länder, in den Volleyball einen anderen Stellenwert hat, als in Kricks Heimat. Aber auch in Berlin wird er häufiger erkannt. „Die sehen mich eher als Influencer an, glaube ich, anstatt als professionellen Volleyballer“, sagt Krick.
„Insgesamt super für den Volleyball“
Volleyball hat es hierzulande wie viele andere Sportarten hinter dem Fußball nicht leicht, öffentliche Aufmerksamkeit zu ergattern. „Vor allem, wenn man eben die jüngeren Leute erreichen will, muss man auf diesen Plattformen unterwegs sein“, sagt deswegen auch Volleys-Co-Trainer Markus Steuerwald über Kricks Aktivitäten. „Insgesamt ist das super für den Volleyball.“
Zum Vergleich: Die Volleyball-Bundesliga hat bei Instagram etwas mehr 50.000 Follower, Deutschlands Ausnahmespieler Georg Grozer knapp über 63.000. Ruben Schott, Kapitän der Volleys und Kumpel von Krick, kommt auf 13.000 und hat viel Respekt vor seinem Teamkollegen.
„Am Anfang wurde er dafür echt noch belächelt, weil auch die Plattform Tiktok damals sehr neu war“, sagt Schott. „Ich finde es einfach krass, was er damit so erreicht hat, mit seiner Persönlichkeit“. Ein Geheimrezept hat auch Krick nicht. Er habe früh angefangen, das sei sein Vorteil. „Immer dranbleiben ist eigentlich das Wichtigste“, sagt der 26-Jährige.
Spannung vor den Playoffs – Zeit für eine Revanche?
Am Wochenende beginnen in der Bundesliga die Playoffs und eine sportliche Entwicklung könnte dem Sport einen Push geben. Die lange unantastbar scheinenden Berliner wurden zuletzt zweimal von der SVG Lüneburg geärgert. Aus der Champions League rausgeworfen und in der Liga geschlagen.
Eine Finalserie zwischen beiden Teams dürfte hitzig und eng werden. „Die werden es auch nicht einfach haben. Wir werden es nicht einfach haben und am Ende werden die besten zwei Teams im Finale stehen“, sagt Krick. „Und wenn es Lüneburg ist, dann würde ich mich freuen. Dann könnten wir eine kleine Revanche haben.“