1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. 456 Lemsdorfer fordern die Wiederbelebung der Schule

Heimatverein übersendet Unterschriftenlisten an OB Lutz Trümper und alle Ratsfraktionen 456 Lemsdorfer fordern die Wiederbelebung der Schule

29.06.2011, 04:30

456 Lemsdorfer fordern mit ihren Unterschriften die Wiedereröffnung ihrer Grundschule (2005 geschlossen). Die Aktion "Pro Schule" war im Frühjahr vom Heimatverein Lemsdorf initiiert worden. Unlängst übersandte der Verein die Unterschriftenlisten an OB Lutz Trümper, dem für Schulen zuständigen Beigeordneten Rüdiger Koch und allen Stadtratsfraktionen.

Lemsdorf (jja). Die Lemsdorfer reagierten mit ihrer Unterschriftenaktion auf den prognostizierten Schülerboom im Süden der Stadt bis 2016. Angesichts steigender Geburtenzahlen werden im Schuljahr 2016 im Süden 1800 Grundschüler erwartet (derzeit 1400). Das sind auf dem Papier mehr Schüler, als in den Grundschulen "Amsdorfstraße", "Ottersleben", "Friedenshöhe" und "Leipziger Straße" aufgenommen werden können. Nach Ansicht der Lemsdorfer könne die erwartete Überbelegung nur mit der Wiederbelebung der Grundschule Lemsdorf verhindert werden.

Größerer Einzugsbereich

OB Trümper sah das bislang anders. Er verwies bisher stets auf zu geringe Geburtenzahlen in Lemsdorf: "Der Stadtteil erreicht nicht die vom Land vorgeschriebene Mindestschülerzahl von 20 Schülern pro Jahrgangsstufe." Die Lemsdorfer kontern in ihren Briefen, die den Unterschriftenlisten beiliegen: "Wenn der Schuleinzugsbereich nicht nur die Ortslage Lemsdorf berücksichtigt, sondern auch die Gartenstadt Reform und den Hansa-Park, dann könnte die Mindestschülerzahl deutlich übertroffen werden. Dadurch würden auch die Schulen Friedenshöhe, Ottersleben, Amsdorfstraße und Leipziger Straße entlastet."

Entlastung des Umfelds

Im Brief des Vereins heißt es wörtlich: "Die Schülerzahlen in den Grundschulen im Umfeld sind nach Angaben der Stadtverwaltung bis 2016 stetig steigend – über die Kapazität der Schulen hinaus. So wird für die Grundschule Ottersleben (2016/2017) eine Schülerzahl von 364 Schülern prognostiziert, obwohl die Kapazität nur bei 325 Schülern liegt. Auch in der Grundschule Amsdorfstraße werden 2016/2017 insgesamt 347 Schüler erwartet (Kapazität liegt bei 225 Schülern). Ebenso das Bild für die Grundschule Friedenshöhe, wo 2016/2017 insgesamt 275 Schüler prognostiziert werden, die Kapazität aber nur bei 200 Schülern liegt."

Vereinsvorsitzende Astrid Pierau schreibt: "Wir wissen, dass die Geburtenzahlen keine 20 Schüler pro Jahrgangsstufe in Lemsdorf erwarten lassen. Doch durch die Erweiterung des Schuleinzugsbereiches durch die Gartenstadt Reform und den Hansa-Park sind Schülerzahlen über der 20er Marke möglich. Dies würde die überbelegten Schulen in Ottersleben, Friedenshöhe und Amsdorfstraße entlasten, da ja dorthin derzeit unsere Kinder gehen (müssen)."

Nach Recherchen des Heimatvereins würden derzeit über 30 Prozent aller Lemsdorfer Grundschüler private Schulen besuchen. Hauptgrund dafür sei, dass die Eltern ihre Kinder nicht in die Grundschule Ottersleben schicken möchten, da sie dort angesichts der Auslagerung der 4. Klassen an den Standort der Wille-Sekundarschule kein kindgerechtes Lernumfeld erwarten.

Aus Sicht von Astrid Pierau wäre eine Wiederbelebung der Grundschule Lemsdorf für den ganzen Stadtteil ein wichtiges Signal für die städtebauliche Entwicklung: "Junge Familien entscheiden sich eher für einen Wohnstandort in Lemsdorf, wenn es hier auch eine Grundschule geben würde."

Zugleich erinnert der Heimatverein in seinem Brief an OB und Ratsfraktionen daran, dass "Lemsdorf seit 1990 klaglos einen schmerzhaften Rückbau an öffentlicher Infrastruktur hingenommen hat. So wurden beide Schulen geschlossen, die Postfiliale machte dicht, die Sparkasse zog sich zurück (nicht einmal ein ec-Automat ist noch im Ort) und auch die Buslinien-Verbindung wurde reduziert." Als einzige "öffentliche" Einrichtungen seien den Lemsdorfern die AWO-Kita "Kleiner Rabe" und der Seniorentreff der Volkssolidarität geblieben. Pierau: "Es wäre ein bedeutsames kommunalpolitisches Signal, wenn die Schule nach Lemsdorf zurückkäme."

Dabei könnten die Lemsdorfer auch mit einer Außenstelle einer anderen Grundschule, evtl. der Grundschule Friedenshöhe, leben. Pierau: "Dann könnte man nach einigen Jahren schauen, wie sich die Geburtenraten in und um Lemsdorf entwickeln."

Stadtrat hat letztes Wort

Die von der Stadt favorisierte Verlagerung der BbS "Hermann Beims" von der Schilfbreite an den Standort Bodestraße sei aus Sicht des Heimatvereins kein Hindernisgrund für eine Wiederbelebung der Grundschule im gleichen Schulgebäude. Die kampfbereiten Lemsdorfer schreiben: "Die Räumlichkeiten sind baulich sehr gut geeignet, beiden Schulen ausreichend Platz zu bieten."

Nach der Sommerpause entscheidet der Stadtrat mit der Schulstandortplanung auch darüber, ob die Unterschriftenaktion des Heimatvereins Lemsdorf etwas gebracht hat oder nicht.