Die Entlassung aus dem Krankenhaus richtig planen
Berlin - Krankenhausaufenthalte werden immer kürzer - Patienten und ihre Angehörigen müssen sich deshalb so früh möglich darum kümmern, wie die Versorgung danach aussehen soll. Hilfe bekommen sie in der Klinik vom Sozialdienst oder der Pflegeüberleitung.
Krankenhäuser sind für die Akutversorgung zuständig. Patienten verbringen dort immer weniger Zeit und werden früher in Rehabilitationskliniken oder nach Hause entlassen. Damit das reibungslos funktioniert, ist ein gutes Entlassungsmanagement wichtig: Die Mitarbeiter des Sozialdienstes oder der Pflegeüberleitung sollen bereits während des Klinikaufenthaltes dafür sorgen, dass die weitere Versorgung sichergestellt ist. Doch das passiert nicht immer automatisch. Deshalb sollten Patienten und Angehörige sich rechtzeitig kümmern.
Ein typischer Fall für ein Entlassungsmanagement sei die alte Dame, die wegen eines Sturzes im Krankenhaus liegt und zu Hause gepflegt werden muss, erklärt Ingo Müller-Baron, Sprecher der Deutschen Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen in Berlin. "Jedes Krankenhaus muss eine Stelle vorhalten, die sich um die Nachsorge der Patienten kümmert", sagt Klaus Wingenfeld vom Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW).
Meistens ist das der Sozialdienst. Einige Krankenhäuser haben eine sogenannte Pflegeüberleitung. Dort arbeiten Pflegefachkräfte mit Zusatzausbildung, die sich vor allem um Patienten kümmern, die nach Hause entlassen werden und weiterhin auf Pflege angewiesen sind. Idealerweise werde schon bei der Klinikaufnahme geprüft, ob ein Patient nach der Entlassung weitere Unterstützung braucht, sagt Wingenfeld. "Manche Mitarbeiter der Pflegeüberleitung gehen täglich über die Stationen, wo viele Patienten mit einem Pflegebedarf liegen." Die Regel ist das aber nicht.
Häufig informiert der behandelnde Arzt oder ein Pfleger Sozialdienst oder Pflegeüberleitung darüber, dass ein Patient Hilfe braucht. In der Hektik des Alltags kann das aber untergehen. "Da läuft ziemlich viel schief", warnt Wingenfeld. Er rät deshalb, die Mitarbeiter möglichst früh selbst zu kontaktieren, wenn es Fragen zur Weiterversorgung gibt. "Wenn Sie fünf oder sechs Tage in der Klinik liegen, muss die Planung der Entlassung früh beginnen", sagt Müller-Baron.
Die Mitarbeiter von Sozialdienst oder Pflegeüberleitung besprechen zunächst mit dem Patienten, wie die weitere Versorgung aussehen kann. Soll nach der Akutbehandlung eine Reha folgen, die sogenannte Anschlussheilbehandlung, kümmern sie sich um den Antrag beim zuständigen Kostenträger und die Verlegung in die Reha-Einrichtung.
Wird ein pflegebedürftiger Patient nach Hause entlassen, muss die Pflege sichergestellt werden. "Wir besprechen mit ihm und den Angehörigen, wie die Situation zu Hause ist", sagt Christa Flerchinger, Leiterin der Stabsstelle Pflegeentwicklung im Universitätsklinikum Frankfurt am Main, die sich intensiv mit der Pflegeüberleitung beschäftigt.
Bekommt der Patient noch keine Leistungen der Pflegeversicherung, helfen die Klinikmitarbeiter bei der Antragstellung. Sie kümmern sich auch darum, dass notwendige Hilfsmittel wie ein Pflegebett zu Hause bereitstehen. Oder sie stellen Kontakt zu einem ambulanten Pflegedienst her. "Ich kenne aber Kliniken, wo die Patienten nur gesagt bekommen: \'Sie müssen einen Pflegedienst rufen\'."
Der Patient bekommt bei der Entlassung einen Arztbrief, in dem die Klinik den Hausarzt über die Behandlung informiert. Er hat außerdem das Recht, gegen Erstattung der Kosten eine Kopie seiner Patientenakte zu erhalten, wie das Bundesgesundheitsministerium in einem Merkblatt erläutert. Außerdem können die Kliniken Medikamente mitgeben, damit der Patient nicht sofort zum Hausarzt muss.
Braucht ein Patient zu Hause Pflege, sollte das Krankenhaus detailliert aufschreiben, wie diese aussehen muss, rät Flerchinger. Kann der Patient alleine aus dem Bett aufstehen? Muss er das Essen angereicht bekommen? Wie viele Treppenstufen kann er steigen? Solche Informationen helfen bei der weiteren Versorgung.
Idealerweise fragen Pflegeüberleitung oder Sozialdienst 24 Stunden nach der Entlassung noch einmal an, ob alles geklappt hat. Doch das ist die absolute Ausnahme. Deshalb sollten sich Patienten und Angehörige vor der Entlassung in der Klinik erkundigen, an wen sie sich wenden können, falls es Probleme oder Komplikationen gibt.