Regionaler Nahverkehr Halle - Querfurt: Was Pendler zur neuen S-Bahnstrecke der DB Regio Südost sagen
Unterwegs mit der neuen S-Bahn-Linie S 11 zwischen Halle und Querfurt. Berufs- und Schulpendler haben es auf ihren täglichen Wegen vor allem mit einer Erleichterung zu tun.
Halle/Querfurt/MZ. - Das war nicht so geplant. Sven und Bettina Meyer wollten die neue, durchgängige S-Bahn-Linie 11 zwischen Halle und Querfurt um 8.49 Uhr ab dem Hauptbahnhof in Halle nehmen. Aber zwischen Halle und Merseburg wurde dieser Zug gestrichen. Ein Lokführer fiel aus Krankheitsgründen aus, Ersatz war so schnell nicht aufzutreiben.
Für die Meyers, die nichts anderes wollten, als einfach mal die neue S-Bahn-Verbindung testen, war das nicht weiter schlimm. Haben sie halt die Bahn eine Stunde später um 9.49 Uhr genommen. Dank des 49-Euro-Deutschland-Tickets für den Nah- und Regional-Verkehr kein Problem. Im Ruhestand haben sie Zeit fürs Bahnfahren. Und auch wenn der eingesetzte Dieseltriebwagen von außen durch Graffiti-Verzierungen nicht ganz so einladend aussieht, drinnen ist es für Bettina Meyer „schön gemütlich“. Der Nieselregen bleibt draußen, es ist angenehm geheizt.
Alle, die die Reporterin in diesem Zug gefragt hat, fahren mit dem Deutschland-Ticket – außer sie selbst. Die MZ-Mitarbeiterin will sich ein Einzelticket für die Hin- und Rückfahrt buchen. Die Fahrplananfrage im Netz weist die neue Verbindung nicht aus – einmal Umsteigen mit den Regionalbahnen wie gehabt in Merseburg wird angezeigt. Auch am Ticket-Automaten im Hauptbahnhof lässt sich für Laien die neue S-Bahn nicht finden. Dafür hilft ein kompetenter junger Bahnmitarbeiter im Reisezentrum aus, nachdem er zuvor einen augenscheinlich ausländischen Kunden in fließendem Englisch beraten hat.
Der Dieseltriebwagen nach Querfurt ist um diese Zeit etwa zu einem Drittel gefüllt. Unterwegs steigen wenige zu. Für viele ist Merseburg das Ziel, auch nach Mücheln wollen einige. Bis nach Querfurt fahren nur noch Gesine Zien und Rita Uhlemann sowie die Meyers mit. Die beiden befreundeten Rentnerinnen kommen aus Saalfeld und sind durch Fernsehberichte neugierig auf die S 11 geworden. Seit sie Zeit haben, erkunden sie alle schönen Ecken in der Region, die sie mit dem Deutschlandticket erreichen können. An der neuen S-Bahn-Verbindung reizen sie die Ziele Burg Querfurt und der Geiseltalsee.
Ganz wichtig aber sei die neue S 11 für viele Schüler und Berufspendler, vor allem von und nach Merseburg. Das weiß Zugbegleiterin Corinna Gnoyke, die zuvor auf dieser Strecke in den Regionalbahnen unterwegs gewesen ist.
Die Rückfahrt um 11.09 Uhr ab Querfurt belegt das. In Mücheln wird der Triebwagen voller. Fabian, der für die Berufsschule nach Halle pendeln muss, freut sich: „Kein Umsteigen in Merseburg mehr, ich kann durchfahren bis Halle.“ Nicht mehr so viel Zeit mit Warten auf den Zug verbringen komme noch hinzu, die S 11 fahre ja nun stündlich.
In Merseburg wird es dann richtig voll. Einige stehen. Zwei Radler haben ihr Zweirad dabei und auch noch Platz gefunden. Einer von ihnen, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, sagt: „Diese neue Verbindung ist für mich gut. Ich will ohne Auto zur Arbeit nach Halle und wieder zurück. Dass ich das Fahrrad hier problemlos mitnehmen kann, hilft mir dabei.“ Dass die meisten Haltepunkte barrierefrei und mit Fahrradabstellmöglichkeiten umgebaut worden sind, sei ihm auch positiv aufgefallen. Er denkt aber weiter. Wenn im Frühling und Sommer die Ausflügler samt Rädern mit dieser Verbindung zum Geiseltalsee wollen, dann dürfte ein einzelner Triebwagen die wohl nicht mehr alle fassen. Darauf müsse sich die Bahn unbedingt vorbereiten.
Genau das hat auch Rita Uhlemann vor. Wenn die Gesundheit es zulässt, dann will sie im nächsten Jahr den Geiseltalsee mit ihrem E-Bike erkunden. Auch wenn sie von einem Ort wie Frankleben bisher noch nie etwas gehört habe. Wo sie da am besten aus der S 11 aussteigen sollte, überlegt sie laut. In Mücheln an der Marina, wird ihr geraten. Das sei sozusagen der Hauptort dieses neuen Naturrefugiums. In Querfurt hält die beiden Freundinnen an diesem Tag auch der Nieselregen nicht ab, sich auf den Weg in die Innenstadt und vielleicht auch noch zur Burg zu machen. „Ein schönes Café finden wir überall“, sind sie überzeugt.
Das einzige Manko auf der Strecke – nirgendwo eine öffentliche Toilette an den Haltepunkten – fällt nur der Reporterin auf. Die eine Toilette im Zug ist in gutem Zustand. Genutzt hat sie während dieser Zugfahrt keiner, weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt.