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Luisa Neubauer Ideologischer Test beim Abitur?

Ein Text von Klimaschützerin Luisa Neubauer aus der „Zeit“ wird in Niedersachsen zum Prüfungsstoff

28.04.2023, 12:03
Umweltaktivistin Luisa Neubauer spricht 2021 in Glasgow.
Umweltaktivistin Luisa Neubauer spricht 2021 in Glasgow. Foto: dpa

Ein veröffentlichter Gastbeitrag von Klimaschützerin Luisa Neubauer ist Materialgrundlage für eine Aufgabe in einer Abiturprüfung in Niedersachsen geworden. Dabei handelte es sich um die schriftliche Prüfung im Fach Politik-Wirtschaft, wie das Kultusministerium in Hannover gestern mitteilte. Die Prüfung war am Montag.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fühner sieht dies kritisch. Seine Fraktion werde erfragen, ob Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) „direkt oder indirekt Einfluss auf die Auswahl der Prüfung genommen hat. Und warum ausgerechnet ein Text von Klima-Aktivistin und Grünen-Mitglied Neubauer gewählt wurde“, sagte Fühner der „Bild-Zeitung“: „Dass man ausgerechnet den Text einer Aktivistin wählt, habe ich durchaus mit Verwunderung zur Kenntnis genommen“, betonte Fühner. Neubauer gilt als eines der bekanntesten Gesichter der Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ in Deutschland.

Zuvor hatte sich Neubauer auf Twitter über die bislang durchaus ungewöhnliche Entscheidung gefreut: „Heute wurde in Niedersachsen Politik-Abitur geschrieben – und Teil davon war mein Essay zur Klimapolitik der Ampel & der Notwendigkeit für breiten Einsatz gegen die Klimakrise. Daumen für alle Beteiligten sind gedrückt! “

Der Gastbeitrag wurde im Juni vergangenen Jahres auf dem Online-Portal der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlicht. „Angesichts der politischen Umstände braucht es uns dort, wo wir Fakten schaffen. Mit autofreien Innenstädten, genossenschaftlichen Sanierungen, klimaneutralen Dörfern, sozial-ökologischen Entlastungsplänen. Mit Besetzungen und Blockaden, wo zusätzliche fossile Expansionen geplant sind“, schreibt Neubauer unter anderem in dem Text.

Bei der Abiturprüfung standen demnach mehrere Aufgaben zur Auswahl für die Schüler – bei einer war der Text von Neubauer Grundlage. Schüler müssen sich für eine Aufgabe entscheiden.

Das Kultusministerium wies die Kritik des CDU-Politikers zurück. Das Verfahren ist klar und eindeutig. Es ist absolut apolitisch, weder ist die Ministerin Mitglied der zehnköpfigen Prüfungskommission, die schon Monate vorher die Aufgaben entwickelt, noch werden die Aufgaben von ihr freigegeben oder vorgelegt, sagte ein Ministeriumssprecher. Dass ein aktueller Bericht Teil einer Abiturprüfung ist, sei nichts Ungewöhnliches.

Nach Berichten sollen sich aber einige Schüler besorgt gezeigt haben, dass ihre Prüfung schlechter bewertet werden könnte, wenn sie die Position Neubauers kritisiert haben. (dpa/uk)