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Landesmittel für Restaurierung Keine Fördermittel fürs Coswiger Schloss: Warum der Stadtrat die Eigentümerin nicht unterstützt

Für die Restaurierung des Coswiger Schlosses gibt es derzeit keine Landesfördermittel. Darum unterstützt der Stadtrat entsprechende Bemühungen der Eigentümerin nicht.

Von Andreas Hübner Aktualisiert: 16.12.2024, 09:06
Das gewaltige Schloss prägt das Stadtbild Coswigs. Seit vielen Jahren aber ist es mehr oder weniger dem Verfall überlassen.
Das gewaltige Schloss prägt das Stadtbild Coswigs. Seit vielen Jahren aber ist es mehr oder weniger dem Verfall überlassen. (Foto: Paul Damm)

Coswig/MZ. - Das Schloss ist der Coswiger liebstes Kind. Immer wieder bekommen sie dafür Pläne auf den Tisch. Regelmäßig werden Konzepte diskutiert. Wirklich passiert ist aber schon seit vielen Jahren nichts. Nun müssen die, die immer noch hoffen, einen weiteren Wermutstropfen schlucken.

Im Moment wird es keine Landesförderung für die Sanierung des Coswiger Schlosses geben. Ein Grund dafür ist ein Beschluss des Stadtrates.

Schlossbesitzerin plant Erhaltungsmaßnahmen

Um eine erste Bauphase zu verwirklichen, bemüht sich die italienische Schlossbesitzerin Magnolia Albertazzi um eine Landesförderung in Höhe von fünf Millionen Euro. Innerhalb dieses ersten Bauabschnittes gehe es zunächst um wichtige Bauerhaltungsmaßnahmen. Albertazzi erklärt der Mitteldeutschen Zeitung, dass beispielsweise das Dach des Nordflügels, also jener Teil des gewaltigen Bauwerkes, der direkt an die B187 grenzt, repariert werden soll.

Magnolia Albertazzi
Magnolia Albertazzi
(Foto: A. Hübner)

In diesem Rahmen soll auch der mittlere Erkerbereich in seinen Originalzustand versetzt werden. „Die Coswiger werden also schnell Fortschritte sehen, an denen sie sich erfreuen können“, sagt Albertazzi Ende November noch hoffnungsvoll. Außerdem soll der Rückbau des südlichen Flügels beendet werden. Die Dachbereiche der Türme auf der Elbseite sollen ebenfalls instandgesetzt werden. Ein weiterer Teil der ersten Bauphase sei der Abriss der Überbleibsel der Gefängniswerkstätten, die sich im westlich liegenden Schlossgraben befinden.

Restaurierung ohne Fördermittel nicht realisierbar

Die Gesamtkosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf mehr als fünf Millionen Euro, schätzt Albertazzi. Sie sagt: „Die Restaurierung und Sanierung eines solchen Gebäudes ist ohne Fördermittel nicht realisierbar.“ Um einen erfolgversprechenden Förderantrag beim Land Sachsen-Anhalt einreichen zu können, benötigt sie allerdings den Rückhalt des Coswiger Stadtrates.

Peter Mennicke, Pressesprecher des Landesministeriums für Infrastruktur und Soziales, bestätigt, dass es sich in diesem Fall um das Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ handelt. Er erklärt: „Kommunen als Empfänger von Städtebaufördermitteln können diese Mittel an Dritte als Letztempfänger weiterreichen. Diese Letztempfänger haben dann einen Eigenanteil von mindestens 15 Prozent zu erbringen.“ Allerdings sagt Mennicke auch: „Wenn das Ziel, welches mit der Ausreichung der Städtebaufördermittel beabsichtigt ist, nicht erfüllt wird, müssten diese Mittel zurückgefordert werden.“

Ein Risiko, dass die Stadträte in diesem Fall offenbar nicht auf sich nehmen wollen. Der Stadtratsvorsitzende Peter Nössler (CDU) betont noch einmal, dass offiziell die Stadt der Empfänger dieser Fördermittel wäre. „Die Bedingungen konnten nicht gut genug geklärt werden“, sagt er. Man habe seitens der Arcadia GmbH, dem ausführenden Unternehmen der Schlossbesitzerin, eine Bürgschaft einer europäischen Bank erwartet. Eine solche aber liegt nicht vor. „Diese Summe wollten wir abgesichert wissen und das vertraglich regeln. Dieser Vertrag ist aber nicht zu Stande gekommen“, berichtet Nössler.

Beschluss wurde vom Coswiger Stadtrat einstimmig abgelehnt - Kritik an Albertazzi

„Dreh- und Angelpunkt ist, dass die Stadt vom Land in Haftung genommen werden könnte“, sagt Andreas Best (AfD). Er betont dabei, dass die Kommune nach Weiterreichung des Geldes keinerlei Handhabe beziehungsweise Sicherheit sehe.

Viel verraten Coswigs Stadträte aus der nichtöffentlich geführten Diskussion zum Thema nicht. Fest steht: Der Beschluss zur Unterstützung des Förderantrags wurde einstimmig abgelehnt. Auch Katharina Neuhaus (Bündnis 90/Die Grünen), die an der betreffenden Sitzung nicht teilnehmen konnte, hätte sich dagegen entschieden und begründet das mit klaren Worten: „Weil Frau Albertazzi bisher keinerlei Anstalten gemacht hat, eigenes Geld zu investieren.“ Es werde zwar viel geredet, aber es bleibe immer wenig konkret und laufe immer darauf hinaus, dass andere die Rechnung bezahlen sollen. „Es ist sowohl bei der Stadt, als auch beim Land kein Geld für unausgegorene Ideen da“, sagt Neuhaus, „Wir haben einfach kein Spielgeld zur Verfügung.“