Teuer bezahlter See im Klosterbergegarten wird seinem Namen nur selten gerecht "Pannen-See" oder Naturgewalt – Lennés Teichanlage droht die Dürre
"Pannen-See" oder bewusst einkalkulierte höhere Gewalt der Natur? Diese Frage stellen sich Magdeburger, die im Klosterbergegarten flanieren. Der dort vor einem Jahr wiedererrichtete See liegt erneut (fast) trocken. Versickert hier neben dem Wasser auch teures Steuergeld?
Buckau. Der Klosterbergegarten ist ein wahres Kleinod für die Magdeburger: Sein Elbufer ist gepflegt, das Gesellschaftshaus ein Schmuckkästchen, und an der Fischtreppe sprudelt aus dem Brunnen plätschernd das Wasser. Mittendrin jedoch gibt es ein Sorgenkind, das sich Magdeburg selbst "geboren" hat: Dem nach historischem Vorbild angelegten Teich droht die Dürre.
Passanten jedenfalls beobachten seit Tagen, wie der Wasserspiegel des Sees immer weiter sinkt. Die Folge: Im Uferbereich entstehen hässliche Wasserränder. Die Holzpflöcke rund um die künstliche Insel liegen frei und stehen in Sachen "Attraktivität" dem Uferbereich (leider) in nichts nach. Statt eines dem idyllischen Park würdigen Sees bietet sich dem Spaziergänger ausgerechnet in der Sommerzeit nur ein unansehnlicher Tümpel – für 330 000 Euro.
War das so gewollt, als der See im Rahmen der städtebaulichen Umgestaltung Buckaus für mehrere Hunderttausend Euro und nahezu originalgetreu nach den Plänen des Gartenbauers Joseph Peter Lenné (1789-1866) wieder angelegt wurde?
In der Stadtverwaltung will man die Aufregung um den See und seinen Wasserstand nicht so recht teilen. Stephan Herrmann vom Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt verteidigt: "Es war von Anfang an klar, dass der See schwankende Wasserstände haben würde. Der Teich speist sich hauptsächlich aus dem Grundwasser und ein wenig aus dem Regenwasser des bebauten Elbbahnhofs. Daher sind unterschiedliche Wasserhöhen im Teich normal und einkalkuliert. Die schwankenden Wasserstände dürfte es auch zu Lennés Zeiten schon gegeben haben."
Ob das so war, ist fraglich, unterm Strich ergeben sich so oder so weitere Fragen: Was bedeuten schwankende Wasserstände für Flora und Fauna? Muss gegebenenfalls der Wasserstand künstlich verbessert werden?
Handlungsbedarf sieht die Verwaltung noch nicht. "Da würde man ja die Natur vor der Natur schützen", argumentiert Stephan Herrmann. Eine künstliche Wasserzuführung wäre zudem sinnlos, weil sich das zusätzliche Nass ins Grundwasser verflüchtigen würde. Was also tun? Stephan Herrmann: "Der See hat für uns auch den Charakter eines natürlichen Biotops. Und in der Natur kommt es ja auch mal vor, dass ein solches Biotop trockenliegt."
Offen ist dennoch, ob auch Gartenbauer Joseph Peter Lenné ein solches Natur-Refugium im Sinn hatte, als er 1824 die Pläne vorlegte, nach denen das heute wasserarme Gewässer jetzt wiederentstanden ist.
Nicht zuletzt stellt sich die Frage auch, weil immerhin 330000 Euro, zu gleichen Teilen von Bund, Land und Stadt Magdeburg bezahlt, in den See geflossen sind, der selten einer ist und das Geld dort nun im wahrsten Wortsinn zu versickern droht.